Bewertung: 4 / 5
Durchgeknallt, überdreht, kunterbunt im Kopf: Babou (Isabelle Huppert) ist eigentlich Freigeist und Weltenbummlerin - was immer wieder zu Konflikten mit ihrer eher braven Tochter führt. Esmeralda (Lolita Chammah) findet ihre Mutter peinlich und hat sie vorsorglich von ihrer geplanten Hochzeit ausgeladen. - Regisseur Marc Fitoussi erzählt in seiner charmanten Dramödie Copacabana eine sensible Mutter-Tochter-Geschichte, die er in eine ziemlich sachliche Reflektion über die moderne Arbeitswelt einbettet: Um ihrer Tochter zu gefallen, zwängt sich Paradiesvogel Babou in ein graues Businesskostüm und nimmt einen Job als Immobilienmaklerin an.
Babou war schon überall auf der Welt und strandet nun ausgerechnet in Ostende, einer kleinen belgischen Stadt am Ärmelkanal mit eingebauter Tristesse. Sie soll dort Timeshare-Appartements verkaufen: Ferienwohnungen, die sich mehrere Leute teilen. Ein Konzept, das vor allem in klassischen Urlaubsländern wie Spanien angewandt wird, dass einen schlechten Ruf hat und für dass sich unter dem grauen Himmel der Nordseeküste niemand interessiert.
Mobbing und Erfolgsdruck stehen auf der Tagesordnung: Es ist ein harter Job, den sich Babou da ausgesucht hat. Aber sie will sich durchbeißen - für ihre Tochter, für ihr persönliches Glück. Also beschließt sie, sich nicht unterkriegen zu lassen: Isabelle Huppert fegt wie ein Orkan durch diesen sympathischen Film - ist in einem Moment eine exaltierte Optimistin und fällt im nächsten auf den Boden tieftrauriger Tatsachen. Die französische Schauspiellegende macht aus Babou eine komplexe Figur, die sich im Laufe des Films weiterentwickelt - und sich dennoch selbst treu bleibt. Einen Paradiesvogel fängt man nunmal nicht ein.
Marc Fitoussi, der auch das durchdachte, kluge Drehbuch schrieb, erzählt Copacabana mit dem Humor des Alltags: Sein Film steckt voller kleiner Wahrheiten über die Schwierigkeiten, die das Leben so bietet. Sei es im Berufsleben oder in einer Beziehung von Müttern und Töchtern mit unterschiedlichen Lebensentwürfen. Das ist so ehrlich wie ergreifend - und wirkt immer echt: Was auch daran liegt, dass Esmeralda von Lolita Chammah gespielt wird - Isabelle Hupperts leiblicher Tochter.
Copacabana bekommt 4 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)