Bewertung: 3 / 5
Der Chicagoer Polizist Eddie Cusack (Chuck Norris) sorgt auf seine eigene Art und Weise für Recht und Ordnung. Als er von einem vertuschten Skandal bei der Polizei erfährt, bricht er den „Schweigecodex“ und ist auf sich allein gestellt. In einem Kampf gegen die Drogenbarone Tony Luna (Mike Genovese), Felix Scalese (Nathan Davis) und Luise Comacho (Henry Silver), muss er sich auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen. Unterdessen lässt Luna seine Tochter Diana (Molly Hagan) entführen.
Polizeifilme münden eigentlich fast ausschließlich in einen Skandal. Korruption und Vertuschung stehen an der Tagesordnung und jene, die Integer sein wollen und bleiben, sind danach in der Regel nichts mehr. Nun ist es mit dem Polizisten Eddie Cusack vielleicht nicht ganz so eindimensional. Zwar ist auch er ein Polizist, der einem gewissen Kodex folgt, dieser ist jedoch weniger an eine staatliche Vorgabe gebunden, als an die persönliche Moral. Und so macht es Cusack – Der Schweigsame vielleicht ein wenig zu einfach in all dem, was man erwarten muss. Denn ja, man weiß, wie dieser Film ablaufen wird, wie die Fronten geklärt werden und wer hier nun auf welcher Seite steht. Damit ist klar, daß man hier sicherlich keinen originellen Film vorliegen hat, sondern ein weiteres Kind seiner Zeit, in dem es um die üblichen Fragen des Genres geht. Man konnte das vielleicht auch damals noch nicht unbedingt weiterdenken, doch wenn man sich mal überlegt, daß die stoische Ruhe hier vor allem für eine seltsame Poesie gehalten wird, dann muss man sich doch fragen, wer hier am Ende des Tages etwas falsch versteht.
Chicago ist hier dreckig, ein Ort an dem das Gesetz eben auch nur ein Teil des Problems darstellt. Oder besser gesagt deren Vertreter. Im Prinzip spart man sich die alberne Comic-Action der 1980er hier auf und serviert einen Film, der so oder so ähnlich auch mit Clint Eastwood oder Charles Bronson in der Hauptrolle funktioniert hätte. Zwar macht Norris seine Sache auch nicht schlecht, aber man muss auch dazu sagen, daß das bei so einer Figurenschreibe auch nicht allzu schwer ist. Und so kann man vor allem den Charme der 1980er Jahre bewundern. Die albernen Frisuren, gepaart mit absoluter Gewalt und Beklemmung, daß hat auch nie wieder so gut funktioniert. Dadurch, daß man hier aber so gut wie nie irgendwas wagt, bleibt Cusack – Der Schweigsame an und für sich ein komplett belangloser Film. Er ist für seine kurze Laufzeit durchaus unterhaltsam, sicher. Nur ist das Problem, daß man das alles auch aus besseren Filme bekommen könnte. Tatsächlich kann man dem Film aber nicht absprechen, durchaus intelligente Ideen zu haben. So ist die von Korruption und Inkompetenz besetzte Polizei, die nun so eben nicht mehr in der Lage ist gegen das Verbrechen vorzugehen, durchaus interessant.
Und dann braut sich da ein Banden-Krieg, nach welchem zu klären ist, wer nun die Herrschaft in dem Revier übernimmt. Auch das ist sicherlich ein Genre-Klischee. Doch auf der anderen Seite liegen hier ja durchaus interessante Fragen begraben. Denn inwieweit wird eigentlich eine Gruppe geduldet, die über die Grenzen der Legalität hinaus fungiert. Auch ist ja die Frage, wie gut sie in dem Kontext operieren kann. Zwar deutet es Cusack – Der Schweigsame wirklich nur an, aber es ist ja durchaus eine Möglichkeit in der fehlenden Ordnung der Polizeit, eben die Geburt für das Operieren über dem Gesetz zu finden und gleichsam werden dortige Funktioniere dadurch gekonnt indoktriniert. All das ist eben nichts, was man in dieser Art von Film, mit dieser Laufzeit großartig ausbreiten und erklären könnte, doch immerhin muss man den Machern lassen, daß es zumindest angedeutet wird. Es ist nur einmal so, daß das dieser Realismusanspruch, oder zumindest die Beklemmung eines solchen Milieus dadurch konterkariert wird, daß man hier auf die übliche Action-Begattung der 1980er Jahre setzt. Hier sind es einsame, verstummte Helden, mit teils dummen Sprüchen und völlig übermenschlichen Fähigkeiten, die gegen eine ganze Armee antreten. Nun werden die peinlichen Sprüche hier nicht Teil der Handlung sein, aber die Kräfte der Figur, liegen weit über dem Durchschnitt.
Es kann sein, daß darin aber auch ein großer Fehler von Film liegt. Denn dadurch fühlt er sich einerseits nicht wie ein Klischee an, andererseits aber eben doch. Und so ist das Problem, daß man ob der Masse an solchen Polizei-Filmen eben nicht unbedingt dann immer diesen sehen muss. Außerdem bleiben dadurch kaum Momente hängen, wie es etwa bei einem Red Heat (1988) der Fall wäre.
Eine relativ geerdete, aber klischierte Geschichte erzählt Cusack – Der Schweigsame. Für Fans von dunklen Thrillern vielleicht genau das richtige. Doch man sollte nicht dem Irrglauben verfallen, man bekäme hier einen sehenswerten Film serviert. Kurzweilig ist er jedoch.
