Bewertung: 4 / 5
Ein Musicaldrama über eine tschechische, alleinerziehende Immigrantin, die in den USA der 60er Jahre am Existenzminimum lebt, aufgrund einer Erbkrankheit langsam erblindet und sich ihr Leben in Tagträumen als besseres und fröhliches Musical vorstellt.
Zum Einen setzt sich Lars von Trier in diesem Drama detailliert mit der Situation und Gefühlslage von Erblindenden auseinander, zum Anderen erzählt er eine universelle, an eine Gesellschaftskritik an den USA gekoppelte Leidensgeschichte. Die Ungerechtigkeiten, Unverdientheiten und das Leid, welche die Charaktere und insbesondere die Protagonistin Selma durchleben, konnte ich als Zuschauer nur schwer ertragen und ließen mich deprimeirt zurück. Mir drängt sich da ein Vergleich mit "The Green Mile" auf, ähnlich manipulativ ist "Dancer in the Dark" eindeutig, ich empfand Lars von Triers Werk allerdings als bedeutend ausgereiferter, ernsthafter und effektiver.
Als Musical hebt sich "Dancer in the Dark" von üblichen Genrevertretern ab, indem sich die Musicalszenen inhaltlich und musikalisch stets aus der Handlung ergeben und sich die Fröhlichkeit mehr und mehr als oberflächliche Flucht vor der tragischen Realität entpuppt - ich fühlte mich da zum Teil an die Musicalepisode aus "Scrubs" erinnert. Nichtsdestotrotz bedient auch Lars von Trier klassischer Stilemente des Musicalfilms, die zur Atmosphärenbildung beitragen und zum Mitgehen einladen, vor Allem mit dem ersten Song "Cvalda" ist ihm da ein Feel-Good-Erlebnis in Perfektion gelungen.
https://www.youtube.com/watch?v=c6CrtCwRA_A
Björk überzeugt abseits der Gesangseinlagen auch als Hauptdarstellerin, die Nebenrollen sind mit Catherine Deneuve, Peter Stormare und David Morse ebenfalls toll besetzt. Ansonsten gefällt mir der dokumentarische Dogma-/Handkamera-Inszenierungsstil ziemlich gut, welcher dem Film den Eindruck absoluter Authentizität verleiht.
Fazit: "Dancer in the Dark" zählt für mich nicht zu den stärksten Werken von Triers (soweit ich das nach vier gesehenen Langfilmen beurteilen kann), nichtsdestotrotz ist es beeindruckend und sehenswert, wie er sich dem Musicalgenre auf unübliche Weise annähert und es ihm somit gelingt, dem Genre seinen individuellen Stempel aufzudrücken.