Bewertung: 1.5 / 5
Geheiratet wird immer. Also zeigt Sönke Wortmann das Das Hochzeitsvideo, aufgenommen via Videokamera vom meist stillen Beobachter. Zwei junge, glückliche Menschen bereiten ihre Vermählung vor, für die Marius Müller Westernhagen Pate stand. Familien und Freunde prallen in den Tagen vor dem Fest aufeinander - und wäre der Name Wortmann nicht im Spiel, wäre dieser Film an einem Abend unter der Woche im Fernsehen gelaufen und am nächsten Tag vergessen gewesen.
Daniel (Martin Aselmann) ist der zweitbeste Freund des Bräutigams und spricht als Erster in die Kamera. Tapfer versucht er, Glück zu wünschen und erzählt dann doch von seiner Freundin, die ihn wegen eines Handballers verlassen hat. So niedlich wie er ist, wird er am Ende der folgenden Turbulenzen ein neues Mädchen finden, das an seiner Seite bleibt - zumindest bis zum Abspann.
Zurück zu den Hauptpersonen: Pia (Lisa Bitter) und Sebastian (Marian Kindermann) lernten sich in Portugal kennen. Er ist Pilot, hat Westernhagen geflogen, sie war in dessen PR-Tross. Pia stammt aus einer Hippie-Familie, ihre Eltern sind geschieden und werden bei der Hochzeit zusammentreffen. Oh, Zündstoff! Sebastian hingegen stammt aus einem Haushalt, in dem man abends am Kamin sitzt. Sein Vater heißt Waldemar von Stieglitz (Michael Abendroth), seine Mutter Margarete (Christiane Lemm), und dass der klangvolle Nachname erhalten bleiben muss, versteht sich von selbst. Nun findet Pia aber ihren Namen, Schulz, ganz in Ordnung und lehnt ihre Veradelung ab. Doch das wird im Laufe der nächsten Tage das kleinste Problem sein.
Denn, ach, was werden für Katastrophen, Verwicklungen und Zweifel auftreten. Erste Lügen trüben den siebten Himmel, der brave Sebastian muss sich von seinen Eltern freischwimmen und zu seiner Freundin stehen, alles genau so in Hunderten von Fernsehkomödien schon gesehen. Ergänzt durch Stripperinnen, verlorene Ringe und einen steifen Hals, den sich die Braut zuzieht.
Zum oberflächlichen Unsinn gesellt sich in Form der Figur Carlos (Simon Eckert) noch pubertierender Humor: Der Herr ist Pias Ex und Pornodarsteller. Dass sein Beiname "Keule" ist, und dies auch sein einziges Qualitätsmerkmal, macht die ohnehin nicht sonderlich originelle Story kaum realer.
Und dabei soll doch alles so "authentisch" wirken, mit der Hand gefilmt, zunächst von Kamerakind Daniel, später unterstützt von Pias Halbschwester Despair (Lucie Heinze). Anfangs wird das Bild immer wieder unscharf gestellt, die Farbe vergessen oder ein seltsamer Ausschnitt gewählt. Was fehlt, ist die nötige Konsequenz, denn manches Bild stammt dann eben doch weder von Daniel noch von Despair.
Absichtlich sollte kein einziger bekannter Schauspieler vor die Kamera, alle Mitwirkenden stammen aus dem Theaterbereich und geben ihr Kinodebüt. Das Stichwort ist auch hier: Authentizität. Die Darsteller machen ihren Job, keine Ausreißer nach oben oder unten. Vereinzelt tauchen pointierte Dialoge vom eigentlich versierten Drehbuchschreiber Gernot Gricksch (Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe) auf. Drei, vier Lacher sind auf eine Spielfilmlänge ganz schön wenig. Die verwegene Selbstverständlichkeit, mit der hier eine Komödie präsentiert wird, wie sie in den 90-ern im Kino zu Hause war, versetzt eher in erstauntes Erstarren.
Das Hochzeitsvideo bekommt 1,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)