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Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

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Prädikat: besonders wertvoll

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Kritik

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Kritik
0 Kommentare - 27.01.2014 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Der Kuchen ist schon mit Kerzen bestückt, Gratulanten schauen vorbei, das ganze Altersheim freut sich auf den hundertjährigen Geburtstag von Allan Karlsson. Doch der Jubilar selbst beschließt, dass es noch zu früh ist, um sich auf die faule Haut zu legen. Und so öffnet er das Fenster, steigt hinaus und geht zum Bahnhof. Er möchte wegfahren. Das Ziel ist egal. Und so landet er in einem kleinen Kaff im schwedischen Niemandsland, wo nur ein einziges Haus steht. In seiner Hand ein Koffer, der ihm eigentlich gar nicht gehört. Der Beginn eines unglaublichen Abenteuers.

2013 feierte das Buch von Jonas Jonasson einen großen Erfolg. Regisseur Felix Herngren hat sich nun in Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand der irrwitzigen Geschichte des Helden angenommen und findet genau den richtigen Ton und die passenden Darsteller, um sie zu erzählen.

Trailer zu Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Immer wieder springt die Erzählung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und entblättert ein hundertjähriges Leben voller skurriler Ereignisse und Begegnungen mit Episoden der politischen Weltbühne. Ob Stalin oder Franco - Karlsson kennt sie alle. Dabei wird in rasant geschnittenen Rückblenden erzählt, wie Karlsson einst Franco das Leben rettete, Oppenheimer bei der Entwicklung der Atombombe half und für den Fall der Berliner Mauer verantwortlich war. Diese Umdeutung der Weltgeschichte ist trotz der komplexen Zusammenhänge und des schnellen Erzähltempos sowohl verständlich wie auch witzig. Dabei entsteht der Humor fast immer aus den absurden Situationen und nicht, weil die Figuren der Zeitgeschichte zu Karikaturen werden.

Karlsson selbst lässt sich wie ein unschuldiges Kind vom Geschehen treiben und diese bezaubernd entwaffnende Haltung verkörpert Robert Gustafsson grandios. Seine neuen Freunde, die er auf seinem Ausflug trifft, stehen ihm in Sympathie und Individualität in nichts nach und so entsteht bald eine Truppe von Außenseitern, die immer wieder einen Ausweg finden, wobei die einzelnen Ideen herrlich komisch daherkommen.

Auch dadurch ist der Film trotz der vielen Leichen, die Allens Weg pflastern, nie brutal, denn erzählt wird stets aus seiner Perspektive, und er bleibt hundert Jahre lang im Grunde unschuldig, weil er mit den großen Augen eines Kindes durch sein Leben stolpert. Wenn er einen Koffer mit 50 Millionen Euro findet, weckt dies ebenso wenig seine Gier wie seine Freundschaft mit dem Geheimdienstchef Popov und Einstein (der sich allerdings als der dumme Bruder des Genies Albert entpuppt). Und so sammelt er, nachdem er, wie im Titel versprochen, aus dem Fenster des Altersheims gestiegen ist, eine Gruppe von anderen verlorenen Seelen auf, mit denen er zum ersten Mal so etwas wie die Geborgenheit eines Familienlebens erfahren darf.

Der Komiker Robert Gustafsson spielt ihn dann auch nicht als eine Witzfigur, sondern als einen im Grunde sanften Toren, der durch seine Ignoranz unverwundbar wird. Felix Herngren ist eine kongeniale Adaption des Bestsellers gelungen. Trotz der Fülle an Episoden, Figuren und Spielorten zerfällt er nie in seine Einzelteile, sondern wirkt wie aus einem Guss. Der Zuschauer wird immer wieder aufs Neue überrascht von den einzelnen Wendungen. Das Motto der Hauptfigur durchzieht den ganzen Film: "Es ist wie es ist und es kommt, wie es kommt". Dieser umwerfend sympathische Film aus Schweden ist schlicht wunderbar. Selten hat ein Geburtstag so viel Spaß gemacht.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Bewertung
Bewertung des Films
810

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