Bewertung: 4 / 5
Fede Alvarez, dem wir 2013 das Evil Dead-Remake zu verdanken hatten, steht als Regisseur und Produzent, neben Sam Raimi, hinter Don’t Breathe. Der Film startet Anfang September bei uns und stieß in den USA zuletzt mit mehr als 26 Mio. Dollar Suicide Squad vom Box Office-Thron. Die US-Kritiker waren voll des Lobes und auch wir dementsprechend neugierig, ob mal wieder ein Horrorthriller ohne Mithilfe von James Wan funktioniert.
Die drei Freunde Rocky (Jane Levy), Alex (Dylan Minnette) und Money (Daniel Zovatto) sehen nur einen Ausweg, der Tristesse von Detroit zu entfliehen: Genug Raubüberfälle begehen und dabei auf das Wissen von Alex setzen, dessen Vater im Bereich der Gebäude-Sicherung arbeitet. Bisher lief alles glatt und ein großes letztes Ding soll es bringen, auch wenn Alex erst Bedenken hat. Doch der Bruch scheint zu verlockend und einfach, denn wie schwer kann es sein, einen Blinden (Stephen Lang) um sein Geld zu bringen?! Dumm nur, dass die Drei nicht ahnen, mit wem sie sich da anlegen...
Trailer zu Don’t Breathe
Don't breathe Kritik
Alvarez und Raimi, zwei Namen, die eine brisante Kombination versprechen und so fühlt sich Don’t Breathe auch an. Aber seien wir ehrlich, es ist kein Film, der einen gestandenen Horrorfilmfan von Grund auf überrascht oder durchweg unvorbereitet erwischt. Dafür ist das Rezept Katz-und-Maus-Spiel zu alt und bekannt. Was zum Thrill dieses Films beiträgt, ist die verkehrte Welt, das Opfer, das so gar nicht leicht auszuknocken und ein überaus ernstzunehmender Gegner ist.
Wenn man von Überraschungen sprechen will, dann von der Tatsache, dass keiner der Beteiligten eine saubere Weste hat und trotz allem die einzelnen Beweggründe zumindest nachvollziehbar werden. Dabei presst einem Don’t Breathe die ganze Tristesse der armen Seite Amerikas in die Magengrube, was die Verzweiflung der Jugendlichen besonders greifbar macht, an Geld kommen zu müssen. Dem nächtlichen Elend entkommen, das will der blinde Hausbesitzer auch, der sich zwischen Selbstschutz, -justiz, Sadismus und Opferrolle gleitend bewegt, so dass man sich nie ganz sicher ist, ob man ihn nun bedauern oder verfluchen soll. Mit Stephen Lang, dem zackigen Colonel Miles Quaritch aus Avatar - Aufbruch nach Pandora, hätte auch keine bessere Besetzung des Army-Veteranen gefunden werden können. Der Mann strahlt Selbstsicherheit, Zuversicht und Dominanz aus und das spürt man als Zuschauer in den ganzen nervenaufreibenden Minuten.
Jane Levy, Dylan Minnette und Daniel Zovatto haben dabei einiges durchzumachen, die zwischen jugendlicher Arroganz, alltäglichen Bürden und dem großen Traum, ans schnelle Geld zu kommen, tänzeln. Hier werden Leute, die nicht wirklich sympathisch wirken, in eine Hölle aus Dunkelheit und Angst geworfen und man möchte ihnen wie im Filmtitel "Atme nicht!" zurufen. So mancher Film versagt, wenn es darum geht, Leute mit Ecken und Kanten, die man selbst ungern als Nachbar hätte,zu etablieren, um deren Wohl man sich hier so manches Mal sorgt. In Don’t Breathe erschafft Alvarez ein simples, aber effektives Versteckspiel, in dem die Sympathien jedoch nie ganz zwingend klar verteilt sind.
Don't breathe Bewertung
Ob Schreckmomente oder die richtige musikalisch-minimale Untermalung, einfache Zutaten, die neben guten Darstellern einen wirkungsvollen Horrorthriller erschaffen. Dieser ist smart genug, sich nicht als total innovativ zu verkaufen und schafft es abgesehen von vielleicht der einen oder anderen Zu-viel-Wendung über die ganze Filmlänge zu unterhalten. Ganz neu ist die Geschichte nicht, aber mit netten und dabei äußerst effizienten Anleihen bei anderen Filmen. Don’t Breathe fühlt sich an wie ein bisschen Panic Room, gemischt mit einer Mini-Prise Das Schweigen der Lämmer und Cujo. Die Spannung ist greifbar und Fans direkter Horrorthriller sollten sich Don’t Breathe nicht entgehen lassen, die auch mal ohne ein typisches Geisterhaus auskommen.