
Bewertung: 1.5 / 5
Wirklich überraschend kam diese Katastrophe nicht, deutete der erste Trailer doch schon auf einen erneuten Griff ins Klo hin. Dennoch waren wir über das Ausmaß dieses Unfalls geschockt. Eine weitere Videospielverfilmung, die wir nach dieser Kritik lieber schnell vergessen wollen.
Ein Minecraft Film - Kritik
Willkommen in der Welt von Minecraft, in der Kreativität nicht nur hilfreich beim Gestalten ist, sondern sogar überlebenswichtig! Die vier Außenseiter Garrett „The Garbage Man“ Garrison (Jason Momoa), Henry (Sebastian Hansen), Natalie (Emma Myers) und Dawn (Danielle Brooks) schlagen sich mit ganz gewöhnlichen Problemen herum. Doch eines Tages werden sie durch ein geheimnisvolles Portal in die Oberwelt gesogen: ein bizarres, würfelförmiges Wunderland, das durch ihre Fantasie gedeiht. Um wieder zurück nach Hause zu gelangen, müssen sie diese Welt überwinden – und sich gegen bösartige Wesen wie Piglins und Zombies zur Wehr setzen. Unerwartete Unterstützung erhalten sie auf ihrer fantastischen Suche von Steve (Jack Black), einem erfahrenen „Crafter“. Ihr gemeinsames Abenteuer stellt die fünf Gefährten vor die Herausforderung, Mut zu beweisen und sich auf die kreativen Qualitäten zu besinnen, die jeden Einzelnen von ihnen ausmachen – denn genau diese Eigenschaften brauchen sie, um auch in der realen Welt erfolgreich zu sein.
Trailer zu Ein Minecraft Film
Wenn wir über die Adaption von Videospielen sprechen, ist es wichtig, klarzustellen, wo wir bezüglich des Ausgangsmaterials stehen. Wir haben das Vanilla-Minecraft selbst eine Weile gespielt und damit überaus viel Spaß gehabt. Von den Updates der letzten Jahre und dem gesamten Online-Mehrspieler haben wir jedoch nicht viel mitbekommen. Dennoch schafft Ein Minecraft Film es, uns abzuholen. Zum einen, da der Film sich auf Aspekte und Gegenstände des Spiels fokussiert, die jedem Spieler der Vorlage geläufig sein werden, und zum anderen, weil der Film uns alles stets erklärt. Er nimmt uns buchstäblich jede Kreativität, die er selbst so anpreist.
Leider benötigt es einigen Grips und kreativen Input, um ein Videospiel, in dem alles aus Blöcken besteht, zu adaptieren. Nicht nur ist es wichtig, den Look und Gefühl des Spiels umzusetzen, sondern vor allem auch eine packende Geschichte mit nahbaren Figuren zu erzählen. Da Minecraft selbst diesbezüglich wenig hergibt, liegt es an den Beteiligten des Films, eine Narrative zu schaffen. Aufgrund der erzählerisch schwachen Vorlage nehmen wir den Autoren die sehr dünne Handlung des Streifens zwar nicht übel, doch hängt der Spaß dadurch umso mehr an den Figuren.
Gerade bei einer Komödie müssen Charaktere, Schauspieler und Humor zusammen funktionieren, damit wir im Kino lachen können und Spaß haben. Zu unserem Leid passt zwar die Kombination dieser drei Aspekte innerhalb von Ein Minecraft Film, nur bedauerlicherweise erreicht sie uns nicht. Die Charaktere könnten flacher kaum gezeichnet sein, die Schauspieler nicht weniger gefordert werden und der Humor nicht mehr an uns vorbeiziehen.
Da der Plot des Films bereits auf einen Block geschrieben passt, sollten es die Charaktere umso weniger. Sie sollten uns interessieren und emotional an den Film binden. Trotz dessen entschied man sich dazu, die Schauspieler sich selbst spielen zu lassen und die Figuren ihren anzupassen. Dieses Konzept passt immerhin zum Spielprinzip von Minecraft, da Spieler ihre Persönlichkeit auf die Spielfigur projizieren. Gleichzeitig wirkt die Kombination aus sich selbst darstellenden Schauspielern und den Schablonen von Figuren, die darüber liegen, durchgehend unpassend und tendenziell anstrengend. Wobei es stark auf eure Meinung von dem Cast ankommt. Findet ihr, wie wir Jack Black als Steve nicht prinzipiell lustig, dann könnte euch Ein Minecraft Film genauso unzureichend unterhalten wie uns. Die Gags zünden nicht und die Figuren erzählen sich andauernd ihre innersten Ängste und Probleme. Sie erzählen uns ihre Charakterzeichnungen. Dabei wirkt die Truppe an Figuren so zufällig zusammengeworfen, dass es einige Zeit kosten dürfte, sie sich so weit annähern zu lassen, um einander ihre Gefühle zu offenbaren. Stattdessen offenbart sich schnell das Konzept von Action, Witz und "Charakterentwicklung". Würde Jack Black im Film nicht nach dem Spielcharakter aus Minecraft benannt sein, hätten wir wahrscheinlich auch den Namen seiner Figur bereits vergessen.
Auf der Gegenseite haben wir die Anführerin der Schweinezombies aus dem Nether, der Unterwelt von Minecraft. Ihre Motivation, böses zu tun, lässt sich hervorragend neben die eines schlechten Marvel-Bösewichts halten. Tatsächlich bekommt sie eine Abschlussszene, die unseren Humor noch am ehesten getroffen hat. Dasselbe trifft auf ihren ersten Offizier zu. Zwar hat dieser wenig Screen time, doch sticht er durch seine harmlose Stimme und sein schüchternes Auftreten heraus. Leider ging auch an dieser Figur viel Potenzial verloren. Da die Schweinezombies, unter der Führung der Schamanin, dazu gezwungen werden, jeglichen Grad an Kreativität zu verdrängen, sind sie es, die sich später gegen ihre Anführerin hätten stellen können, um ihren freien Willen wiederzuerlangen. Stattdessen verzichtet Ein Minecraft Film auf eine im Ansatz komplexe Geschichte oder freilich eine auserzählte Moral.
In punkto Schauspieler hängt es von jedem selbst ab, ob einem der hier aufgefahrene Cast gefällt. Da vor allem Momoa und Black zu 90% sich selbst verkörpern, ist es auch ihre Art Humor, die auf jeden anders abstrahlt. Wirklich gelacht haben wir im Kino kein einziges Mal. Dabei hat man sich hier ausgerechnet auf sehr zweideutige Gags und Spielereien fokussiert, die uns eher verstört zurückgelassen haben. An dieser Stelle möchten wir auch kurz auf einen der schlimmsten Nebenplots eingehen, die wir in einem Film mitansehen mussten. Gemeint ist der mit dem Dorfbewohner und der Direktorin der Schule. Nicht nur sehen die friedlichen und immer mit verschränkten Armen herumlaufenden Dorfbewohner unheimlich gruselig animiert aus, sondern passen sie ebenso wenig in unsere reale Welt. Genau wie bei Dennis, dem Hund von Steve, wundert es uns, dass ihre eckigen Proportionen niemandem in der Realität aufzufallen scheinen. Mehr möchten wir zu dem Nebenplot mit dem einen Dorfbewohner gar nicht vorwegnehmen, werden wir doch sonst an sein verstörendes Gesicht erinnert. Zum Thema störend passen auch die Gesangseinlagen von Jack Black. Ja, er selbst singt in diesem Film. Glücklicherweise sind die anderen Figuren in Ein Minecraft Film davon genauso geschockt gewesen, wie wir.
Nach all dem Gemecker über den für uns nicht funktionierenden Humor und die schablonenhaften Figuren wird es Zeit, über die zwei positiven Aspekte des Blockabenteuers zu schwadronieren. Der Look und die Verbindungen, die der Film zur Vorlage zieht. Spieler der Vorlage werden einige Mechaniken, Probleme und Gegenstände wiedererkennen. Ist es die erste zu überstehende Nacht voller Zombies, Spinnen, Skelette und Creeper oder das Herstellen von Items mittels der Werkbank. Natürlich erwarten wir die Umsetzung dieser Aspekte des Gameplays auch, dennoch müssen wir einfach zugeben, dass ihnen das gut gelungen ist. Beim Look des Films waren wir ebenso größtenteils zufrieden. Dort sind es lediglich die Dorfbewohner, die wirklich unglücklich gruselig aussehen. Darüber hinaus kann man prinzipiell sagen, dass die Entscheidung, echte Schauspieler in eine CGI-Welt aus Blöcken zu setzen, keine gute Idee ist. Doch hat dies uns weniger gestört als ursprünglich angenommen.
Fazit
Zugegeben, wir haben nicht erwartet, dass Ein Minecraft Film die Linie an schlechten Videospielverfilmungen durchbricht. Dennoch waren wir erstaunt, wie stark wir uns im Kino langweilten, statt uns zu amüsieren. Die schlichte Entscheidung einen Minecraft-Film zu produzieren schien wenig durchdacht und so endete dies in einem Mix, den wir bereits aus Jumanji kennen. Menschen aus der Realität werden in eine fiktive Videospielwelt geworfen und müssen ihren Weg zurückfinden und dabei die Spielwelt retten. Keine originelle Idee oder eine Figur mit mehr als einem Hauch an Persönlichkeit. Sowohl Look als auch Humor sind definitiv Geschmackssache, doch erschien es uns, als hätten die Darsteller am Filmset noch am meisten Spaß gehabt.
Wer hingegen nur kurzweiligen Spaß für die Kinder sucht und selbst gerne an die alten Minecraft-Tage erinnert wird, der findet sich hier schnell zurecht. Bei einer Lauflänge von 104 Minuten wäre zwar deutlich mehr drin gewesen, doch orientierte sich Regisseur Jared Hess offensichtlich zu sehr an dem narrativen Leerlauf der Videospielvorlage.
