Anzeige
Anzeige
Anzeige

Ein Zwilling kommt selten allein

Kritik Details Trailer News
Ein Zwilling kommt selten allein Kritik

Ein Zwilling kommt selten allein Kritik

Ein Zwilling kommt selten allein Kritik
0 Kommentare - 07.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ein Zwilling kommt selten allein" ist.

Bewertung: 3 / 5

Als die zehnjährige Hallie (Lindsay Lohan) in einem Feriencamp ihrem Ebenbild Annie (ebenfalls Lohan) gegenübersteht, staunt sie nicht schlecht. Es ist klar, sie müssen Zwillinge sein. Während Hallie bei ihrem Vater Nick (Dennis Quaid) in Kalifornien aufgewachsenen ist, erzog Mutter Elizabeth (Natasha Richardson) Annie in London. Wütend gegenüber der Trennung ihrer Eltern, beschließen sie einfach ihre Rollen zu tauschen und ihre Familie wieder zusammenzubringen.

Eine Geschichte über eine gescheiterte Ehe, einen nach Jugend suchenden Vater, Kinder, die ihre Eltern glücklich sehen wollen. Eine Mutter, wie auch ein Vater, die eigentlich noch viel füreinander empfinden und dann plötzlich, wie von Wunderhand nicht einmal mehr wissen, warum sie einander nicht mehr lieben. Wenn einem das so vertraut vorkommt, dann weiß man, daß man sich in einem Film befindet. Ein Zwilling kommt selten allein ist so ein Film und noch dazu ein relativ komplexer. Denn was sich zunächst so anhört, als sei es einfach nur der Kleber der Bindung sei, ist auf vielen weiteren Ebenen noch zu deuten. Zum einen, weil es sich hier um ein Werk von Erich Kästner handelt, welches dieser zu einer gänzlich anderen Zeit verfasste, als dieser Film entstand. Dann wiederum, weil der Film von Nancy Meyer stammt, einer Regisseurin, die dem Postfeminismus zugeschrieben werden muss und deren Blick auf Frauen sich keineswegs noch mit dem deckt, wie man aus heutiger Sicht auf das weibliche Geschlecht blickt. Für Kästner hingegen ging es gerade auch in der Charakterisierung der Männlichkeit darum, einige Makel zu hinterlassen, die man bis dato am Manne nicht kannte und wenn man nun Kritik am Mann, mit dem Postfeminismus, der sich der Männlichkeit unterordnet, mischt, dann hat man wohl ein sehr schizophrenes Gefüge geschaffen, nach welchem man erst einmal aufdröseln muss, wie sich die Welt von den 1940er zu den 1990er Jahren, wie auch von dort zur heutigen Zeit verändert hat. Das heißt, selbst wenn das Werk vielleicht etwas seicht anmutet, hat es schon einen dreifachen Boden, den es zu verstehen gilt.

Als Kästner den Roman schrieb, blickte auf Väter wie Nick mit einem unterwürfigen Auge. Die Männer, die eigentlich immer unnahbare, Gottgleiche Schöpfungen waren, deren gesamtes Dasein nur daraus bestand, Kontrolle und Macht zu haben, sowie auch immer Recht zu behalten, werden in diesem Roman, wie auch im Film als Männer mit Fehlern gezeichnet. Ein Umstand, der sich auch mit Meyers sonst so propagiertem Postfeminismus sehr beißt. An der Rolle von Dennis Quaid erkennt man dann alles, was dem konservativen Lebensstil im Wege steht. Vermeintlich kein Interesse an Kindern, schlechte Wahl bei Frauen, die eben einen gewissen Sexappeal zu sich haben, darüber hinaus aber keinerlei Seele und eigentlich auch kein Interesse an etwas anderem als Geld. Das sind die Probleme, mit denen sich dieser Mann herumschlagen muss. Zudem zeigt der Film auf, wie wenig seine eigene Tochter von seiner Frau in Spe hält. Die schlechten Entscheidungen liegen hier bei den Männern. Ungewöhnlich, zwar klischiert, aber auch ungewöhnlich angenehm. Auf der anderen Seite hat man dann die Mutter ihrer Kinder, die sich von ihm gelöst hat und keine Ahnung mehr hat, wer dieser Mann eigentlich ist. Nun, zumindest da keimt das antifeministische noch so ein wenig auf. Denn während Kästner der Frau, als alleinerziehende Mutter in seiner Zeit durchaus etwas Feministisches zuschrieb, ist es in diesem Film auch die Frau, die noch so ein wenig an ihrem Mann hängt, während sie durchaus auch ihr eigenes Leben unter Kontrolle hat. Daran kann man sehen, wie schwierig es eigentlich ist, Ein Zwilling kommt selten allein zu werten, weil er eben viele Ebenen aufmacht, Zeiten in ihrem Kontext betrachtet werden müssen und auch die Künstlerin eine ganz eigene Weltanschauung hat, die hier präsentiert wird.

Und während sich das hauptsächliche Geschehen auf dieses Liebesdreieck bezieht, finden aber auch noch auf anderen Ebenen Dinge statt, die man beachten muss. Zum einen wäre da der Blick auf die Arbeiterklasse. Die Familie Parker scheint wohlbetucht zu sein, wie man so schön sagt. Er ist Winzer, zahlt sich wohl aus. Und natürlich hat er ein schönes, großes Haus und kann sich auch mal den ein oder anderen teuren Ausflug leisten. Unterdessen ist Elizabeth James natürlich Designerin für Hochzeitskleider. Im Endeffekt jetzt auch nichts, an dem man schlecht verdienen würde. Kurz um, man könnte das systemisch betrachten und sagen, daß man hier Probleme von Menschen sieht, die nicht wirklich zu denen gehören, die jemand hat, der vielleicht weniger auf dem Konto hat. Natürlich mag das nach amerikanischen Verhältnissen auch kein allzu großer Reichtum sein und man darf sich natürlich auch nicht zu sehr auf das Thema Geld hier versteifen, weil es im Endeffekt nicht Kern der Sache ist. Daß das aber eine Rolle spielt, daß zeigt der Film dann deutlich auf, indem aufzeigt, daß besagte Verlobte Meredeth Blake eben durchaus an dem monetärem Stand in der Gesellschaft interessiert wird. Charakterlich bleibt da kein Charakter. Das heißt die Frau, die eben nur am Geld interessiert ist, sollte es nicht haben. Zumindest darin kann man eine Art Kritik lesen. Jetzt bleibt natürlich die Frage, aus welcher sozialen Schicht sie letzten Endes stammt. Doch diese wird man bis zum Ende des Films nicht beantworten können. Ganz salopp sieht man da Bonzen, die eben Bonzenprobleme haben und sonst wirklich keine weiteren. Die Charaktere hier haben nie ein Problem, mit dem sich der Zuschauer, so die These, weitestgehend identifizieren kann.

Erstaunlich aus schauspielerischer Sicht ist hier vor allem Lindsey Lohan, deren Talent vor allem darin liegt, zwei verschiedene Figuren zu porträtieren. Derweil gelingt es Lohan auch jedwede Gestik und Mimik in ihren Charakter zu packen, die man sonst nicht mal bei einem Erwachsenen Schauspieler auffinden kann. Die Sympathie liegt hier voll auf ihrer Seite. Wenngleich es natürlich mal wieder so ist, daß sich diese Figur eben auch anfühlt, als habe sie eine Erwachsene Person geschrieben. Denn in Sachen Rhetorik und Denkvermögen, scheint sie für ihr Alter doch schon allzu weit von dem entfernt zu sein, was man Standard nennen würde. Erstaunlich ist auch, daß sich Nancy Meyers hier inszenatorisch noch insofern zurückhält, als das daß Werk gar nicht so kitschig und überirdisch daherkäme, wie es etwa in Liebe braucht keine Ferien (2006) der Fall war. Das ist tonal schon relativ geerdet und das tut dem Werk auch ziemlich gut.

Was waren das noch für romantisch verklärte Zeiten, in denen man auf Weibchen und Männchen so blickte, wie man es in Ein Zwilling kommt selten allein tat. Daß dieser Film so komplex ist, ist schon erstaunlich, weil er eigentlich ziemlich seicht in seiner reinen Ausführung ist. Das macht Spaß, weil man darüber nachdenken kann und ebenso viel Spaß macht auch die Hauptdarstellerin, die hier vollends überzeugt.

Ein Zwilling kommt selten allein Bewertung
Bewertung des Films
610

Weitere spannende Kritiken

Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns Kritik

Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns Kritik

Poster Bild
Kritik vom 01.05.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Eigentlich steht dem vollendeten Glück von Bridget Jones (Renée Zellweger) nichts mehr im Weg. Denn mit dem Anwalt Mark Darcy (Colin Firth) scheint sie einen Traummann abbekommen zu haben. Doch das Glück der beiden wird unterbrochen, als die attraktive Mitarbeiterin Rebecca Gillies ...
Kritik lesen »

Kong - Skull Island Kritik

Kong: Skull Island Kritik

Poster Bild
Kritik vom 01.05.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Zu Beginn der 1970er Jahre begibt sich eine Gruppe von Soldaten, Regierungsbeauftragten und Zivilisten auf eine mysteriöse Insel, um diese zu erkunden. Angeführt wird die Gruppe von Lieutenant Colonel Packard (Samuel L. Jackson) und dem Reiseleiter Bill Randa (John Goodman). Dazu haben sie...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY