Bewertung: 2.5 / 5
Das Paar Frannie (Teri Garr) und Hank (Frederic Forrest) feiert ihren fünften Jahrestag in Las Vegas. Dabei offenbart Hank seiner Freundin, daß er nicht ausziehen, sondern weiterhin im jetzigen Haus leben möchte. Daraus entspinnt sich eine Krise und zwischen Anschuldigungen und anderen Problemen, kommen dunkle Geheimnisse auf. Nach ihrem Streit folgt die Trennung und es dauert nicht lange, bis die beiden neue Beziehungen anfangen. Sie lernt die charismatischen Pianisten Ray (Raúl Juliá) kennen, während Hank die Zirkusartistin Leila (Nastassja Kinski) kennenlernt.
Wenn man den Namen Francis Ford Coppola liest und hört, dann verbinden Cineasten ihn mit einigen der bedeutendsten und gleichzeitig besten Filmen der Filmgeschichte. Natürlich Der Pate (1972) und natürlich Apocalpyse Now (1979) und ebenso natürlich ist auch, daß man nach den genannten Werken große Probleme haben wird, an diesen Erfolg abermals anknüpfen zu können. Denn wie sollte man das auch tun? Gleichzeitig ist ein gewisser Fankult natürlich dann verantwortlich, wenn es darum geht einen möglichst differenzierten Blick auf ein Schaffen zu vermeiden. Nicht, daß es Coppola an neudeutschen „Hatern“ mangelt, gerade sein Spätwerk zeichnet sich ja dadurch aus und deshalb ist es auch so schwer, sich einem Werk wie Einer mit Herz anzunähern. In seinem Kern berichtet Coppola hier von einer Liebesgeschichte. Diese findet inmitten einer von Neonlichtern durchtränkten Stadt statt und zeichnet sich auch insbesondere durch die Inszenierung von recht einprägsamen Bildern aus. Große Vorbilder sind hier ganz klar im klassischsten aller Klassiker des Liebesfilms zu finden und so dreht Coppola hier vor allem eine Hommage an Casablanca (1942). Diesen Eindruck vermittelt zumindest eindeutig das Ende und in subversiven Momenten auch andere Teile des Films. Die Wahrheit ist, daß einzig in den Bildern von Einer mit Herz eine wahre Kraft liegt und das Coppola in eindringlichen Bildern durchaus erzählen kann, dürfte kein allzu großes Geheimnis sein.
Doch hier muss man sagen bleiben diese Bilder häufig zwar schön, aber eben auch nicht schöner als die blinkenden Lichter eines Rummels inmitten der Nacht. Denn das Werk hat ein eindeutiges und existenzielles Problem, welches dafür sorgt, daß man keineswegs in die Geschichte investiert wird. Coppola hat nämlich bei all der technischen Raffinesse vor allem vergessen seine Charaktere zu definieren. Keine dieser Figuren ist besonders ausdrucksstark und was man von Anfang bis Ende sagen kann, ist, daß nichts was hier passiert den Zuschauer auch nur im Entferntesten interessieren würde. Da handeln also zwei, bis drei Figuren ihre Beziehung zueinander ab. Sie lamentieren darüber, daß sie nicht mehr genug oder doch genug miteinander schlafen und dann wird ein Konflikt instruiert, sodass die wahre Heldenreise losgehen kann. Es sind Banalitäten, mit denen Einer mit Herz den Zuschauer hier konfrontiert. Sicherlich mag es auch vielen irgendwo etwas geben, wenn sie Menschen in ihrem infantilen Beziehungschaos beobachten, doch hier gesellen sich dazu erschreckend grausame Wahrheiten, die der Film eben als Happy End ohne zynische oder ironische Brechung verkauft. Denn, so viel kann man wohl sagen, die Monogamie und feste Beziehung der beiden Figuren, deren Namen man schon direkt nach dem ersten Hören wieder vergisst, wird wieder zueinanderfinden. Sie werden sich lieben bis an das Ende ihrer Tage. Daran merkt man eben auch den Geist des goldenen Hollywoods, den Coppola hier am laufenden Band zitiert. Ja, die klassische Werte-Beziehung muss erhalten bleiben.
Für einen Regisseur, der ebenso zeichnete, was Familie und was Beziehungen auch sein können, ist das ein herber Schlag. Doch härter trifft diese peinliche Schmonzette noch den Zuschauer, weil dieser dadurch auf höchstem Niveau gelangweilt wird. Da gibt es keine Konflikte in dem Sinne, daß es irgendwas mit den Figuren veranstalten würde. Stattdessen fokussiert sich Coppola nur auf die Bilder und möchte den Eindruck vermitteln, daß das ja voll schön wäre. Klar, man kann sagen, daß das Schauspiel großartig ist. Besonders Raúl Juliá erweist sich hier als großartig, weil er einfach goldenes Charisma hat. Wann immer er Auftritt, ist der Film tatsächlich weit über dem, was er eigentlich ist und sorgt tatsächlich für Interesse. Auch die anderen Schauspieler sind natürlich gut gewählt und verkörpern auch ihre Rollen entsprechend. Doch egal welchen Zugang man zum Werk letzten Endes sucht, man wird immer wieder unweigerlich auf die Frage zurückkommen müssen, was genau jetzt eigentlich der Punkt dieser Erzählung ist. Coppola sagt nichts aus, erklärt nichts und verkauft den Zuschauer beinahe für Blöd, weil er das Inszenieren von bunten Bildern hier für Kunst hält.
Ja, das ist harsch und ja, man kann es auch freundlicher ausdrücken. Tatsächlich ist Einer mit Herz auch nicht der schlimmste Film, den man je gesehen hat und unter anderen Umständen könnte man dem Werk auch sicherlich etwas abgewinnen. Doch das Problem ist hier, daß dafür wirklich der falsche Regisseur auf dem Stuhl sitzt. So eine Belanglosigkeit von einem Coppola, daß ist wirklich ein Skandal.
Am Ende ist es ja schön, daß Einer mit Herz den Ansrpuch hat viel Herz zu haben. Nur nutzt das nichts, wenn das nie über die Prämisse hinausgeht und die Figuren im gesamten Werk nur bloße Behauptung bleiben. Nie lernt man sie kennen und damit auch nie verstehen.
