Anzeige
Anzeige
Anzeige

Eiskalte Engel

Kritik Details Trailer News
Immer noch verführerisch?

Eiskalte Engel Kritik

Eiskalte Engel Kritik
4 Kommentare - 17.11.2024 von Moviejones (MJ-TiiN)
Wir haben uns "Eiskalte Engel" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Eiskalte Engel

Bewertung: 4 / 5

Wer um die Jahrtausendwende im Teenageralter war, wird um diesen Film nicht herumgekommen sein. Eiskalte Engel (Originaltitel: „Cruel Intentions“) von Roger Kumble aus dem Jahr 1999 erzählt die Geschichte von zwei wohlhabenden Stiefgeschwistern, die an einer Eliteschule Vergnügen daran finden, Menschen zu verführen. Die Geschichte basiert auf dem Roman Gefährliche Liebschaften von Choderlos de Laclos aus dem Jahr 1792. Roger Kumble hat die Thematik in das New York der späten 1990er-Jahre adaptiert.

Anlässlich der gleichnamigen Neuauflage, Eiskalte Engel, im Serienformat auf Prime Video möchten wir einen Blick auf das Original werfen.
Der eingebettete Trailer ist bereits ein Jahr alt. Eine Wiederaufführung im Kino ist zur Zeit nicht geplant.

Kritik

Sebastian ist mit seinem Jaguar auf dem Weg zu seiner Psychologin. Er hat keine Probleme, sondern möchte der Therapeutin elegant unter die Nase reiben, dass er ihre Tochter verführt hat. Mit seiner Stiefschwester Kathryn schließt Sebastian anschließend eine Wette ab: Er möchte Annette, die Tochter des Schuldirektors, noch vor Beginn des neuen Schuljahres verführen und ihr die Unschuld nehmen. Verliert er, bekommt Kathryn seinen Jaguar; sollte er gewinnen, erhält er die Frau, die ihn bislang stets hat abblitzen lassen: seine Stiefschwester.

Die Handlung klingt in der Zusammenfassung etwas bizarr, doch vor allem die Schauspieler machen die verrückte Geschichte greifbar. In den Hauptrollen sehen wir Ryan Phillippe, Sarah Michelle Gellar und Reese Witherspoon. Gellars Kathryn verkörpert die manipulative Femme Fatale, deren Handlungen oft von Neid und Rache getrieben sind. Sie genießt es, die Kontrolle zu behalten. Sebastian, dargestellt von Ryan Phillippe, steht seiner Schwester in nichts nach. Beide können durchaus als Antihelden bezeichnet werden, während Annette (Witherspoon) die moralische Konstante im Film darstellt und Werte repräsentiert, die es zu brechen gilt.

Phillippe und Witherspoon waren zu diesem Zeitpunkt in Hollywood keine etablierten Größen. Sarah Michelle Gellar startete gerade mit Buffy - Im Bann der Dämonen durch. Insbesondere Gellar und Phillippe verkörpern ihre Figuren als dekadente Heranwachsende sehr authentisch, ohne dabei künstlich zu wirken. Eiskalte Engel handelt nicht nur von Verführung und Sex; es geht um Ansehen, darum, wie man auf andere wirkt und was einem im Leben wichtig ist. Statussymbole, materielle wie auch emotionale, spielen in Eiskalte Engel eine große Rolle. Weiterhin wird Erotik stil- und reizvoll dargestellt.

Neben den drei Hauptfiguren spielt Selma Blair eine erwähnenswerte Rolle als naive Schülerin Cecile. Blair wurde später vor allem durch Hellboy an der Seite von Ron Perlman bekannter. Ceciles Mutter, dargestellt von Christine Baranski (Leonards Mutter in The Big Bang Theory), hat ein konservatives Weltbild. Sie sehnt sich nach den Werten, welche Femme Fatale Kathryn nach außen präsentiert und gibt daher ihre Tochter in die Obhut der Antiheldin. Das führt dazu, dass es in Eiskalte Engel zwischen Selma Blair und Sarah Michelle Gellar einen der bekanntesten Filmküsse der modernen Filmgeschichte gibt.

Regisseur und Drehbuchautor Roger Kumble gab seinen Schauspielern genügend Raum für ihr Spiel. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt, und das Setting in New York und Umgebung trägt zur Gesamtatmosphäre bei.

Die Musik hat in Eiskalte Engel einen sehr hohen Stellenwert. Es werden immer wieder Songs aus der zeitgenössischen Popkultur aufgegriffen, um die Motive der Figuren zu untermauern. So startet der Film beispielsweise direkt mit „Every You Every Me“ von Placebo und führt uns Sebastian als intensiven, aber sehr kühlen Charakter ein – kombiniert mit einem schnellen Überflug über New York. „Colorblind“ von Counting Crows bewegt sich tiefer auf der emotionalen Ebene und dringt wahrhaftig zu den Figuren vor. Als drittes Beispiel ist „Bitter Sweet Symphony“ von The Verve zu nennen. Es symbolisiert die Tragik in den Handlungen der Charaktere. Der Soundtrack des Films wird vor allem von solchen Popsongs geprägt, während die zusätzlichen Kompositionen von Ed Shearmur das Geschehen dezent begleiten.

Eiskalte Engel ist in seinem Drehbuch und Teilen der Inszenierung für ein Teenager-Publikum ausgelegt und einfach, teilweise kitschig geschrieben. Der Film gehört in diesen Punkten nicht zum obersten Regal der Kunst. Die Grundstory ist sehr schlicht und manche Szenen haben leichten Seifenoper-Charakter. Roger Kumble kann jedoch zugeschrieben werden, dass er die einfache Geschichte, seine Schauspieler und die Musik sehr gut in einem kompakten Film miteinander verknüpfen konnte.

Der Film kommt auf angenehme 97 Minuten Laufzeit ohne Längen. Von der FSK gab es eine Einstufung ab 16, was an sich in Ordnung ist, aus heutiger Sicht aber vermutlich auch eine Freigabe ab 12 möglich wäre. Für amerikanische Verhältnisse passt das R Rating. Neben Themen wie Erwachsenwerden, Sex und Liebe behandelt Eiskalte Engel auch Aspekte wie Rassismus, Drogen und Homosexualität.

Trotz des sehr dekadenten Settings gelingt es dem Film, seine Kernpunkte den Zuschauer unabhängig des Wohlstandes zu vermitteln: Die Unsicherheit der jungen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist greifbar. Durch Machtspiele und den Schein von Kontrolle versuchen die Figuren, ihre eigene Einsamkeit zu kompensieren. Junge Menschen können sich daher mit den Figuren von Kathryn, Sebastian oder Annette identifizieren, auch wenn sie möglicherweise nicht in der High Society von Manhattan unterwegs sind.

Fazit und Fortsetzungen

Eiskalte Engel bleibt vor allem für Leute, die gerne Teenager waren, eine filmische Empfehlung - Dank seiner drei hervorragenden Hauptdarsteller, welche in ihren Rollen aufgehen und authentisch daher kommen. Die starke Musikauswahl rundet das Schauspiel ab. Möglicherweise trifft der Film in Dramatik, Skript und Präsentation nicht mehr ganz die Sehgewohnheiten heutiger Heranwachsender, aber Eiskalte Engel bietet viel Substanz, über die es sich nachzudenken lohnt.

Für Ryan Phillippe, Reese Witherspoon und Sarah Michelle Gellar verliefen die Karrieren nach diesem Film unterschiedlich. Gellar setzte ihren Erfolg mit Buffy - Im Bann der Dämonen fort, was ihr bis heute eine große Popularität einbrachte. Reese Witherspoon spielte zunächst oft die blonde Schönheit, etwa in Natürlich blond!, und erreichte mit Walk the Line im Jahr 2005 einen Karrierehöhepunkt, für den sie als beste Hauptdarstellerin mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Ryan Phillippe hatte es nach Eiskalte Engel schwer. Er sprach für die Rolle des Anakin Skywalker in Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger vor, wurde jedoch nicht besetzt. Auch danach bekam er hauptsächlich Nebenrollen.

Es gibt zwei „Fortsetzungen“, wobei Eiskalte Engel 2 ein Prequel von Regisseur Roger Kumble ist, welches nach einem gescheiterten Serienversuch aus Resten zusammengeschnitten wurde. Eiskalte Engel 3 ist hingegen eine Fortsetzung. Keine der beiden Filme greift auf vorherige Schauspieler zurück und beide konnten nicht die Qualität des Erstlings erreichen.

Der hier besprochene Eiskalte Engel erhielt für seine Veröffentlichung auf Netflix im Jahr 2017 eine neue deutsche Synchronisation mit komplett neuen Sprechern.

Bald startet auf Amazon die gleichnamige Neuauflage im Serienformat. Das Original ist weiterhin sehr sehenswert, wenn auch nicht perfekt.

Eiskalte Engel Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

One Battle After Another Kritik (Redaktion)

Fiebriges Kino-Manifest

Poster Bild
Kritik vom 24.09.2025 von Moviejones - 9 Kommentare
One Battle After Another zeigt Regisseur Paul Thomas Anderson von seiner kompromisslosesten Seite. Der Regisseur, der mit Filmen wie Boogie Nights, Magnolia oder There Will Be Blood schon oft bewiesen hat, dass er Größe mit Intimität verbinden kann, liefert hier ein Epos, das sich zw...
Kritik lesen »

Ganzer Halber Bruder Kritik (Redaktion)

Halber Bruder - Halber Spaß!

Poster Bild
Kritik vom 10.09.2025 von Moviejones - 2 Kommentare
Ganzer Halber Bruder ist wieder ein gutes Beispiel dafür, warum deutsches Kino fast nie vom Fleck kommt. Christoph Maria Herbst spielt mal wieder selbst und hätte hier auch durch jeden anderen deutschen Darsteller ersetzt werden können und die Handlung ist vorhersehbar und besteht aus...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
4 Kommentare
Avatar
Ich-bin-ich : : Moviejones-Fan
17.11.2024 20:58 Uhr
0
Dabei seit: 26.05.22 | Posts: 63 | Reviews: 0 | Hüte: 0

Was ich nicht verstehe, ist in der Film im Fernsehen kommt im Gegensatz zu der DVD Fassung. Es ist ja nur ein Satz rausgeschnitten, dass der Film ab 12/16 ist... So schlimm fand ich persönlich den Satz nämlich nicht...

Avatar
TiiN : : Goldkerlchen 2019
17.11.2024 15:05 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.993 | Reviews: 179 | Hüte: 681

@AlwaysPositive & GPJ

Ich habe versucht in diesem Punkt etwas herauszufinden, habe aber nichts ganz konkretes gefunden. Vermutlich sit es, wie schon angesprochen, eine Rechtefrage. Für Cobra Kai gibts ja beispielsweise auch zwei deutsche Synchronfassungen

@GPJ

Wenn du den Film noch nicht gesehen hast, dann macht es vermutlich keinen großen Unterschied. Aber wenn man ihn früher schon gesehen hat, dann sollte man doch bei der Bluray/DVD/Kino/TV-Synchronisation bleiben. Diese ist übrigens auch im Trailer zu hören.


Avatar
GPJ : : Moviejones-Fan
17.11.2024 08:45 Uhr
0
Dabei seit: 26.09.24 | Posts: 674 | Reviews: 4 | Hüte: 38

Schön geschrieben, ging damals an mir vorbei, außer "Every Me an Every you".

Ist die neue deutsche Synchronisation denn gut gelungen?

Forum Neues Thema