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Flucht von Alcatraz

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Flucht von Alcatraz Kritik

Flucht von Alcatraz Kritik

Flucht von Alcatraz Kritik
0 Kommentare - 08.11.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Flucht von Alcatraz" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Im Jahr 1963 versucht Bankräuber Frank Morris (Clint Eastwood) von der Gefängnisinsel Alcatraz zu entkommen. Er hat schon mehrere Ausbrüche erfolgreich durchgeführt. Unter der Leitung des Gefängnisdirektors (Patrick McGoohan) scheint eine Flucht zunächst unwahrscheinlich und auch die generellen Zustände im Gefängnis sind eher unmenschlich. Zusammen mit seinem Zellennachbarn Marsh (Larry Hankin) und den Brüdern Clarrence (Jack Thiebeau) und John Anglin (Fred Ward) versucht er diese unmögliche Aufgabe in die Tat umzusetzen.

Für den Mainstream, oder die Bürger, die eben eine recht einfache Vorstellung von Gut und Böse haben, ist ein Moralanfälliger Film durchaus schwer zu verkraften. Wie kann man eine Perspektive einnehmen, von der man eigentlich wissen sollte, daß es sich dabei um „die Bösen“ handelt? Eine dieser Fragen, die das New Hollywood-Kino auf ein neues Level brachte und dabei fand das Publikum gefallen an der A-Moral dieser Charaktere. Heute wiederum, scheint das alles einen Schritt zurück gemacht haben. Wenn man sich mit Filmen und deren Bewertung befasst, dann fällt auf, daß viele gerne davon sprechen, wie gut doch dieser oder jener Charakter war. Vielleicht ist das aus einer vulnerablen Zeit geboren, in der auch die Superhelden ihren Aufstieg feierten. Vielleicht mögen Menschen einfach die Belehrung oder die einfache Struktur, weil ja ansonsten alles schon kompliziert genug ist. Vielleicht ist das eine gute Projektionsfläche, vielleicht dieses oder jenes andere. Alles so Dinge, über die man keine einfache Wahrheit finden kann. Dennoch ist es ja erstaunlich, daß es eine Zeit gab, in der besonders die a-moralischen Charaktere sehr beliebt waren und Figuren mit Ecken und kannten, überdauerten die Zeit. Nicht umsonst gelten Filme wie Taxi Driver (1976) auch nach wie vor zu den wichtigsten und größten Filmen, der Filmgeschichte. Natürlich immer eine Geschmacksfrage, aber ja, so sagt man zumindest. Und in diese Art von Richtung schlägt auch Flucht von Alcatraz.

Ok, vielleicht war das etwas zu viel des guten. Man könnte das nun als Finte auslegen. Tatsächlich ist Don Siegels Film nämlich nicht frei von Fehlern, oder sagen wir mal so, er hat das Pech, über die Jahrzehnte, die er nun auf dem Buckel hat, eben etliche Male reproduziert worden zu sein. Sofern er denn der definitive Beginn des Gefängnisfilms ist, den man dann eben in vielen Belangen auch in den 1990er Jahren mit Die Verurteilten (1994) oder The Green Mile (1999) wiederfand. Ein Teil befasst sich mit dem Finden der Charaktere, der andere eben mit einem Ausbruch. Nun könnte man sagen, wie es sicherlich auch viele tun, daß es ja Wahnsinn ist, daß das Werk eben auf wahren Begebenheiten beruht und der Ausbruch dementsprechend absurd wirkt. Nun, ja, das Lesen eines Tatsachenberichtes, oder verfilmen von heutigen Wikipedia-Einträgen, macht aber eben auch noch keinen guten Film aus. Da sind die Ansprüche dann doch einfach zu niedrig. Das ist in etwa so, als verfilme man einen Arbeitstag in einer Fabrik für Locher und bekäme Lobpreisungen dafür, daß das nun super authentisch ist. Ne, also wirklich nicht. Davon abgesehen ist Flucht von Alcatraz eben auch kein Film, der wirklich schlecht ist. Im Gegenteil, er ist gut und einer der Gründe dafür liegt in Clint Estwood als Schauspieler begründet. Nun hat Eastwood mit seinem Präsenzspiel eine erstaunliche Karriere hingelegt und dauerhaftes angepisst Sein eben zu seiner Marke erklärt. Das funktioniert auch hier. Wenngleich der Film es eben auch nie darauf anlegt, die Charaktere besonders zu mystifizieren.

Nein, Flucht von Alcatraz ist sehr klassisches Kino, indem sich Figuren gegen die Obrigkeit auflehnen und eine schier unlösbare Aufgabe ausführen. Das übt eben auch für seine Zeit durchaus starke Kritik am Staat, indem es in jenem Gefängnis, schon allein ob absurdster Gefängnisstrafe, die zur damaligen Zeit, mit damaliger Lebenserwartung sich etwa über drei Leben erstreckte. Der Sinn dessen kann einem ja nicht ganz klar werden, sofern man nicht aus unerfindlichen Gründen total dafür ist, daß etwaige Menschen wahllos auf Ewigkeiten ins Gefängnis gesteckt werden. Nun, die Bedeutung dieses Ortes wird ja auch inzwischen sehr gerne diskutiert. Aber das ist nun ein anderes Thema. Nun gibt es eben Manierismen, jeder Gefängnisgeschichte, die man so kennt. Einer ist so der Dealer, er bekommt alles. Der andere ein sadistischer Leiter, dann ein freundlicher Gefängniswärter, einer mit einem Plan, ein anderer der Mist baut. All das kennt man natürlich und es ist natürlich schwierig zu verifizieren, ob das nun in Flucht von Alcatraz seinen Ursprung nahm, oder eben doch woanders herkommt. Die Wahrheit liegt wohl wie immer dazwischen: Dabei ist das gesamte Treiben aber nicht unspannend und so werden vor allem die nächtlichen Arbeiten an einem Fluchtweg zum absoluten Highlight des Films. Hier entfaltet sich nämlich die volle Wirkung des Thrillers, weil es eben ein ewiges Spiel mit dem Feuer bleibt.

Dabei merkt man dem Film auch an, daß er aus heutiger Sicht fast schon zu fokussiert wirkt. So werden die Charakteristika der Figuren, aber auch weitere Entwicklungen dieser vollends zugunsten der Geschichte zurückgeschraubt. Das ist schon beeindruckend und man sehnt sich ja durchaus danach, endlich wieder solche Geschichten präsentiert zu bekommen. Aber vielleicht ist diese Zeit einfach vorbei. Das Männlichkeitsphänomen ist natürlich erstaunlich. Wäre ich Freudianer, dann würde ich das vermutlich in einer sexuellen Ebene lesen. Nun, bin ich aber nicht. Aber ja, Siegel hebt gewisse Männlichkeitsbilder natürlich hervor. Was wiederum aber für seine Zeit eben auch nichts Besonderes mehr ist, um ehrlich zu sein. Man kann auch nicht abstreiten, daß Eastwood natürlich als Schauspieler hier einen gewissen Coolnessfaktor und eine kalkulierte Stärke hineinbringt. Insofern, geschenkt. Nein, insgesamt ist der Film natürlich sehr linear erzählt und kommt eigentlich schnell zum Punkt, weshalb eigentlich auch kaum Längen auftreten und die Erzählung insgesamt sehr rund wirkt.

Um ganz großen Klassiker kann Flucht aus Alcatraz sicherlich nicht gereichen. Dazu scheint er viel zu sehr Blaupause für jeden anderen Film dieser Art. Und dennoch ist es ein Film, der gewisse Ambivalenzen hervorhebt und gleichzeitig das Zusammenarbeiten propagiert. Ungewöhnlich aus heutiger Sicht, aber genau deshalb so angenehm und gerade wenn es darum geht, sich einen Weg in die Freiheit zu graben, ist der Film durchaus sehr spannend.

Flucht von Alcatraz Bewertung
Bewertung des Films
710

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