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Flug 93

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Flug 93 Kritik

Flug 93 Kritik

Flug 93 Kritik
0 Kommentare - 21.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Flug 93" ist.

Bewertung: 4 / 5

Es ist der Morgen des 11. Septembers 2001. Der Flug der United Airline 93 ist hoch über der Welt als eine Gruppe islamistischer Terroristen die Kontrolle über die Maschine übernimmt. Die Passagiere haben keine Ahnung, wie ihnen geschieht. Über Telefonate mit Angehörigen erfahren sie, daß mithilfe des entführten Passagierflugs Angriffe auf das World Trade Center und das Pentagon verübt werden sollen. Den Menschen ist nun klar, daß sie als fliegende Bombe missbraucht werden sollen. Daraus entschieden die Menschen, daß sie ihr eigenes Schicksal in die Hände nehmen und beschließen die Terroristen zu überwältigen und die Maschine wieder unter ihre Gewalt zu bringen.

Kaum eine Katastrophe ein Terrorakt oder eine andere Grausamkeit in der jüngeren Menschheit ist so allgegenwärtig wie die des 11. Septembers 2001. Als jemand, der zu jener Zeit noch recht jung war, kann ich natürlich perspektivisch vielleicht nicht gänzlich über jenen Tage berichten und erinnere auch kaum noch, was ich da gemacht habe, aber selbst damals war schon klar, daß das etwas bedeutete. Ja, selten lege ich persönlich viel auf solchen Pathos und die Bedeutung eines Tages, aber ja, es war schon ein recht einprägsamer Tag vor diesen unzähligen Tagen. Nun kam einige Jahre später mit Flug 93 eine Semi-Doku mit dramatischem Anspruch in die Kinos, welches besagtem Tag seine Zeit widmete. Natürlich nur aus einer Sicht und speziell auf eines dieser Flugzeuge fokussierend. Man kann das natürlich ankreiden, also rein filmisch. Denn wenn man eine Pseudo-Doku dreht, wie es dieser Film durchaus tut, dann sollte man sich auch die Frage stellen dürfen, ob es nicht auch einfach eine tatsächliche Dokumentation jenes Ereignisses getan hätte. Schließlich ist ein Film keine Doku oder Geschichtsstunde. Zumindest sollte es so sein. Klar, auch daß wird in den Staaten häufig anders gesehen, weshalb sich gerade historische Werke immer für große Preise eignen. Der künstlerische Anspruch daran ist aber bei weitem geringer, als sich tatsächlich eine eigene Geschichte auszudenken.

Dabei gelingt aber etwas mit dem realen Bezug, was vielleicht sonst etwas verloren ginge in einem Film. Man befindet sich von Anfang an in Flug 93 in einer Situation, aus der es keine Erlösung gibt. Man kennt die realen Ereignisse, man weiß, warum das überhaupt erzählt wird und wohin das unweigerlich führen muss. Natürlich legitimiert sich das für Verletzte auch durch Pathos, durch etwas, was sie nicht mehr so wehrlos wirken lässt. Insofern gibt es da perspektivisch sicherlich mehrere Ansichten und Möglichkeiten den Film für sich zu deuten. Was es sicherlich nicht ist, ist purer Pessimismus. Klar ist auch das im Falle von diesem Werk durchaus diskutabel, weil sich die Rebellion ja eigentlich nicht auszahlt und zu einem guten Ende kommt. Doch lohnt es sich immer nur dann zu kämpfen, wenn man gewinnen kann? Etwas, was Regisseur und Autor Paul Greengrass sicherlich vorwerfen kann, ist daß das Lebensgefühl oben in der Luft, im Hinblick auf diesen politischen Attentat zu fast hundert Prozent entpolitisiert wurde. Der Film funktioniert weder durch metaphorische Politik, die zwar in jedem Fall da ist, noch durch wirkliche Charaktertiefe, sondern nur durch eine reine Zustandsbeschreibung. Es gibt nämlich hier nichts, woran man sich charakterlich festhalten kann. Das kann man dem Film theoretisch auch vorwerfen, allerdings macht es sich das Werk keineswegs zu einfach. Denn die gesamte Thematik ist ja vieles, aber sicherlich nichts, was man so einfach verdauen kann.

Und im Prinzip ist es auch Greengrass geschuldet, daß das überhaupt funktioniert. Waren seine Bourne-Filme doch immer etwas zerschnitten in Sachen Action, so gelingt es dem Regisseur hier eine unglaubliche Anspannung zu zeichnen, für die es nie eine Auflösung geben wird. Sobald die Fronten im Film geklärt sind, kann man sagen, daß Flug 93 nur noch Herzrasen verursacht, weil man einerseits mit der Fiktion die Hoffnung hat, es gäbe vielleicht doch noch eben solche, aber in der Realität verankert ist und als Zuschauer immer weiß, daß das so enden muss, wie es enden wird. Und da ähnelt dieses Werk auch Greengrasses Captain Phillips (2013), der auch darum wusste, immer wieder Anspannung zu zeichnen, ohne diese zu verlieren. Und das ist eben dann die reinste Form minimalistischer Kunst. Der Film macht dem Zuschauer von Anfang an klar, wohin das führen muss und dennoch ist es unglaublich nervenzehrend, sich dem zu nähern, weil man als Zuschauer ja durchaus daran gewöhnt ist, daß Filme eine andere, hoffnungsvollere Richtung einschlagen. Auch das ist im Prinzip umwerfend, weil dieser Film kein Happy End hat. Wie sollte er auch, im Hinblick auf die Realität ein solches finden? Und dann ist das Werk vor allem darin clever, die einzelnen Ereignisse, die sich an jenem Tag häuften, nach und nach auch in das Gewissen der Fluggäste zu bringen.

Interessant ist zudem, wie Greengrass den Fokus seiner Geschichte auf die Kommunikation und den Rettungsversuch dieser Menschen legt. Es fällt dabei auf, wie wenig Kontrolle die Menschen über das Erleben haben und daß sie auch nicht wirklich wissen, was gerade passiert, was diese Menschen von ihnen wollen. Da wird jedes Telefonat, jede Überlegung durchgespielt, aber so richtiges Versagen des Systems, kann man den Leuten dann auch nicht vorwerfen. Schließlich hat sowas noch niemand erlebt. Flug 93 zeichnet den kompletten Verlust jedweder Kontrolle und dennoch den Ansporn, alles zu geben und zu versuchen. In seiner Drastik gibt es wohl kaum einen Film, der dem nur nahekommt.

Ein Schlag in die Magengrube bedeutet Flug 93. Ein Film, der ohne große Kompromisse daherkommt und dem Zuschauer aufzeigt, wie man trotz dessen, daß man sich gewiss ist, daß man sterben wird, versucht zu kämpfen. Es ist vielleicht als reiner Film ein zu gefundenes Fressen, doch irgendwie vielleicht auch zu einfach. Wenngleich das inhaltlich nicht so ist. Und dann ist der Film absolut knallhart.

Flug 93 Bewertung
Bewertung des Films
810

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