Bewertung: 2 / 5
"Funny Games" erscheint mir wie der Film eines alten Mannes, der die "Jugend von heute" nicht mehr versteht und sie für ihre Verkommenheit kritisieren möchte. Kritisieren kann man sicherlich Einiges an der Jugend, nur geht Haneke da meiner Meinung nach in die vollkommen falsche Richtung.
Auf der einen Seite positioniert Haneke eine friedliebende, wohlsituierte und kultivierte Familie, die mit ihrem Boot zum Privathaus am See fährt und währenddessen Klassikmusik hört. Auf der anderen Seite befinden sich zwei junge, ca. 25 Jahre alte Männer, die ebenfalls als freundlich und kultiviert porträtiert werden, was sich aber schnell als oberflächlicher Schein und Schauspiel entpuppt. In Wahrheit handelt es sich bei den beiden um sadistische Serienmörder, deren Schlechtigkeit Haneke im Konsumieren von Gewaltfilmen und Metalmusik verortet. Da hätte nur noch gefehlt, wenn die beiden Männer auch noch Egoshooter spielen würden.
Einer der beiden Mörder durchbricht während des Films des Öfteren mit wissendem Blick die vierte Wand, um den Zuschauer miteinzubeziehen und um vor ihm seine Taten zu legitimieren. An einer Stelle greift er sogar aktiv in den Filmverlauf ein und verändert ihn zu seinen Gunsten, aus filmischer Gewalt ergibt sich zwangsweise weitere Gewalt, gefolgt vom kulturellen Untergang - hier in Form der dreiköpfigen Familie. Allgemein können solche "4. Wand"-Szenen hilfreich sein, hier empfand ich sie jedoch als stupide und an Plakativität nicht zu überbieten.
Darüberhinaus möchte Haneke den Voyeurismus von Gewalt- und Horrorfilmen kritisieren, bedient sich schließlich aber der gleichen Mittel und wird zum Voyeur, indem er das Leid seiner Protagonisten genauestens dokumentiert. Fraglicher Höhepunkt dessen ist eine minutenlange "Standbild"-Aufnahme eines der Opfer, nachdem es umgebracht wurde.
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Abseits davon lohnt sich "Funny Games" dennoch als hochwertiger Home-Invasion-Film mit intensiver, unangenehmer Horroratmosphäre.und überragendem Schauspiel. Ulrich Mühe und Susanne Lothar als Ehepaar und Eltern sowie Arno Frisch als einer der Mörder, bei dem es erstaunlich ist, dass ihm danach nie der Durchbruch gelang. Womöglich fehlte ihm da einfach das Glück eines Christoph Waltz’. Aufgrund dieser Stärken vergebe ich noch 4/10 Punkte.