Bewertung: 4 / 5
Fast zehn Jahre ist es her, da machte es sich James Gunn zur Aufgabe, uns zu beweisen, dass ein sprechender Waschbär und ein laufender Baum ein Kinopublikum zu Tränen rühren können. Guardians of the Galaxy überraschte seinerzeit wohl alle. Eine Gruppe von Außenseitern und Verlierern, basierend auf einer Vorlage, die kaum einer kannte. In der schon damals überfüllten Landschaft an Comicverfilmungen lieferte dieser Film etwas Frisches. Es war der Beginn einer langen Reise, die jetzt mit Guardians of the Galaxy Vol. 3 ihr Ende findet. Ein letzter Tanz.
Guardians of the Galaxy Vol. 3 Kritik
Unsere geliebte Gang von Außenseitern gewöhnt sich langsam an ihr Leben auf Knowhere. Aber es dauert nicht lange, bis ihr Alltag durch Rockets turbulente Vergangenheit auf den Kopf gestellt wird. Peter Quill, der noch immer sehr unter dem Verlust von Gamora leidet, muss erneut sein Team zusammenbringen, um mit vereinten Kräften das Universum zu verteidigen und Rockets Leben zu retten. Eine Mission, die, sollte sie nicht erfolgreich verlaufen, möglicherweise zum Ende der Guardians, wie wir sie kennen, führt…
Trailer zu Guardians of the Galaxy Vol. 3
Vorweg sei gesagt, dass wir selbstverständlich mögliche Spoiler vermeiden werden, ihr müsst euch also keine Sorgen machen. Dadurch können wir aber natürlich auf so einiges nicht näher eingehen. Denn etwas ist längst kein Geheimnis mehr, nämlich, dass dieser dritte Teil der Trilogie das Ende der von James Gunn erschaffenen Geschichte ist. Ja, dies ist ein Abschied. Das letzte Mal, dass wir die Guardians, so wie wir sie kennen, zusammen sehen werden. Und wenn von vornherein ein Film als ein Abschied von den Figuren vermarktet wird. Wenn einem klargemacht wird, dass dies das letzte Mal sein wird, dass bestimmte Schauspieler diese Rollen spielen werden, dann steht natürlich vor allem eine Frage im Raum: Werden Figuren sterben? Wie bereits erwähnt, werden wir nichts spoilern und ihr werdet diese Frage betreffend in dieser Kritik keinerlei Hinweise finden. Ihr könnt unbesorgt weiterlesen.
Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist von allen Teilen der bislang emotionalste. Nicht, weil er die emotionalste Szene per se besitzt, sondern, weil hier der Ton von Beginn an ein etwas anderer ist. Der Humor darf natürlich nicht fehlen, doch er wird hier dosierter eingesetzt. Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist schwermütiger als seine Vorgänger. Die persönlichen Bindungen zueinander stehen noch mehr im Fokus. Am Ende ist dies hier vor allem eine Familiengeschichte. Es geht dieses Mal nicht in erster Linie darum, die Galaxis zu retten, dies wird nebenbei erledigt. Es geht darum, füreinander da zu sein. Füreinander zu kämpfen. Die Familie, die man liebt, zu retten.
Jeder würde für den anderen sein Leben riskieren. Und dies sorgt hier für mehr Spannung als gewöhnlich. Dadurch, dass dies der letzte Teil ist, eben ein Abschied, spürt man, dass die Fallhöhe dieses Mal wesentlich größer ist als bei den meisten anderen MCU-Filmen. Man macht sich wesentlich mehr Sorgen um die Figuren, denn jederzeit könnte einer von ihnen tatsächlich sterben. Mehr als einmal fragt man sich, ist es jetzt soweit?
Bei aller Schwermut, die wir hier andeuten, sei aber auch erwähnt, dass Guardians of the Galaxy Vol. 3 dieselbe sympathische Leichtigkeit besitzt, die schon seine Vorgänger ausgemacht haben. Denn nach Abschied fühlt sich das eigentlich gar nicht an, für die Guardians selbst ist es wohl ein alltäglicher Donnerstag. Der Film ist dadurch vieles, aber definitiv kein depressiver Film. Er macht Laune. Und es ist einfach vom Herzen schön zu sehen, wie sehr diese so unterschiedlichen Figuren über drei Filme hinweg zu einer Familie zusammengewachsen sind und man nimmt ihnen diese Familie auch zu jederzeit ab.
Guardians of the Galaxy Vol. 3 ist dabei auch der Beweis, dass Marvel Studios doch noch Filme machen kann, in denen nicht jede emotionale Szene durch einen plumpen Witz zunichtegemacht wird. Ob schön, traurig oder tragisch, der Film gibt den Figuren, aber auch den Zuschauern, die nötige Zeit, um die Emotionen wirken zu lassen und sie zu verarbeiten.
James Gunn schafft es dabei erneut vor allem auf ungewöhnliche Art und Weise Emotionen zu wecken. Wem schon in den ersten beiden Teilen immer mal die Tränen kamen, der sollte auch hier damit rechnen. Dabei ist Gunn vor allem eines hoch anzurechnen. Denn trotz des bunten Gewitters an Effekten stehen stets die Charaktere im Vordergrund. Macht das die CGI-Effekte jetzt gut oder schlecht? Wir können es ehrlich gesagt nicht sagen, da wir kaum auf diese geachtet haben. Hier geht es nicht, wie in vielen Film leider, um die Effekte, diese stehen schlicht nicht im Vordergrund. Hier geht es hauptsächlich um die Figuren und ihre Geschichten. Alles andere verblasst dagegen.
Und gerade anhand dieser Figuren wird deutlich, dass diese Trilogie eine durchgehende Geschichte erzählt. Es ist dabei wunderbar zu sehen, wie weit es mittlerweile gerade Charaktere wie Nebula geschafft haben. Jedes Mitglied der Guardians hat seine ganz eigene Geschichte, seine eigenen Träume und Ängste. All dies kommt hier zusammen, ohne dass viel erklärt werden muss, da wir sie einfach kennen.
Es ist dabei kein Zufall, dass dieses Mal vor allem Rocket im Zentrum steht. Er ist das Herz dieser Familie. Und rückblickend betrachtet, vor allem mit diesem dritten Teil, ist die ganze Trilogie vor allem auch die Geschichte von Rocket.
Guardians of the Galaxy Vol. 3 größte Errungenschaft ist es deswegen vielleicht, mit diesem dritten Teil endgültig eine in sich runde Trilogie geschaffen zu haben. Dieser Abschied, er funktioniert so gut, weil die Auftritte in den Filmen zuvor schon so gelungen und das Grundgerüst dafür gelegt haben, was hier passiert.
Die Trilogie hat dabei sicherlich auch den Vorteil, zwar Teil des MCU zu sein, in dieses aber nicht so vernetzt zu sein wie viele andere Filme. Wüsste man es nicht besser, würde man kaum darauf kommen, dass Guardians of the Galaxy Vol. 3 zum MCU gehört. James Gunn hat hier sein eigenes, selbstständiges Universum erschaffen. Die Guardians stehen wirklich für sich alleine. Dies wird sogar bereits in der ersten Sekunde deutlich, wenn das Marvel Studios-Logo eingeblendet wird. Welch schöne Verbeugung, sicher auch vor Gunn, und sie ist verdient.
Es ist deutlich zu sehen, welch Verlust James Gunn für das MCU ist, wie dankbar man aber auch sein darf, dass er ein Teil davon war. Bei DC wird man sich freuen dürfen und so manche Adam Warlock-Szene lässt bereits erahnen, dass er sich nicht aus Zufall für seinen ersten Film dort Superman - Legacy ausgesucht hat.
Ein Element des Films haben wir bisher außer Acht gelassen, den Bösewicht. Dieses Mal bekommen es die Guardians mit dem mächtigen High Evolutionary zu tun. Er ist mächtig, er ist böse und er handelt ohne Gewissen. Man lernt ihn im Verlauf des Filmes zu hassen für das, was er tut und wie er dabei vorgeht. Doch in die Liga der großen MCU-Bösewichte schafft er es nicht. Eigentlich könnten wir jetzt wieder darüber reden, dass hier das alte Marvel-Problem vergesslicher Bösewichte erneut zum Tragen kommt. Doch der Fall ist hier ein anderer. Es geht in Guardians of the Galaxy Vol. 3 nicht um ihn oder um den Kampf gegen ihn oder um die Bedrohung, die von ihm ausgeht. Der Film konzentriert sich so sehr auf die Guardians selbst und das Ziel, welches sie erreichen wollen, dass der High Evolutionary einfach nur jemand auf dem Weg zum Ziel ist, den es zwischendurch zu überwinden gilt. Ob man dies jetzt als etwas Positives oder Negatives erachtet, liegt am Ende wohl bei jedem selbst.
Eine der größten Überraschungen wird vermutlich etwas sein, mit dem nur die wenigstens gerechnet haben, nämlich der hier vorgeführte Härtegrad. Bei uns hat der Film eine Altersfreigabe ab 12 und in den USA ein PG-13 Rating und er reizt beides ganz schön aus. Vor allem eine Szene gegen Ende ist absolut nicht für Kinder geeignet und auch so manche im Film behandelten Themen sind nicht für jedermann. Obendrauf kommt noch, dass Guardians of the Galaxy Vol. 3 der erste Film des MCU ist, in dem die F-Bombe losgelassen wird. Wir sahen den Film im englischen Original und staunten nicht schlecht, als das Wort plötzlich fiel. Im Deutschen wird daraus vermutlich einfach ein schlichtes ’verdammt’. Aber es zeigt, dass dies eine andere Art von Film ist. Reifer, ernster, erwachsener.
Bevor wir zum Ende kommen, sei erwähnt, dass euch zwei Abspannszenen erwarten. Vor allem die letzte solltet ihr euch ansehen, denn sie enthält eine durchaus wichtige Nachricht.
Fazit
In allen Teilen der Trilogie wird stets die Frage aufgeworfen, wer ein Tänzer ist und wer nicht. Guardians of the Galaxy Vol. 3 beantwortet diese Frage auf die einzig richtige Art und Weise: wir sind alle Tänzer. James Gunn gelingt mit diesem Teil ein rundum gelungener und emotionaler Abschluss seiner Guardians-Trilogie. Ein letztes Mal dürfen diese so sympathischen Figuren uns zum Lachen und Weinen bringen. Ein letzter Tanz für die Guardians - Kevin Bacon und Patrick Swayze wären stolz!
Wiederschauwert: 80 %