Bewertung: 3.5 / 5
Nach dem hundsmiserablen Trailer habe ich mir den Film trotzdem angeschaut, da ich mal wieder Bock auf eine kleine Genreperle hatte, sozusagen als Guilty Pleasure. Und siehe da, der Film hat tatsächlich doch etwas mehr Spass gemacht als angenommen. Leider geht ihm gegen Ende in seinem feministischen Wahn inhaltlich der Esprit verloren. Und damit zur längeren Besprechung:
Stilistisch haben wir eine weibliche Möchtegern-Variante von John Wick, wir befinden un sin einer Parallewelt, wo vieles so aufgebaut ist wie bei Wick, nur halt anders. Und wir haben hier ganz klar eine recht weibliche Sicht der Dinge mit drei Generationen an Heldinnen, wobei jede einzelne davon recht unterentwickelt ist. Doch das könnte ja trotzdem passen, wenn der intendierte Style over Substance Effekt greift.
Trailer zu Gunpowder Milkshake
Und zumindest in den ersten gefühlt 60% des Films passt wirklich erstaunlich vieles: die musikalische Untermalung, die stilvoll sich aus der Filmhistorie bedient, die überaus einfallsreichen Action-Nummern, das Bedienen und Unterlaufen diverser Klischees, alles passt irgendwie. Und die nicht immer gut schauspielernde Gillan kann den Film auch eine Zeit lang mühelos auf ihren dünnen Schultern tragen - nur das mit der Action-Choreographie sollten sie noch üben -
Doch spätestens wenn der Film zu einem weiblichen Befreiungsschlag ausholt, mutiert er geradezu auf groteske Art zu einem etwas moralingesäuerten Lehrstück, wie man ein ende vielleicht nicht verhunzen sollte. Ich kann schon verstehen, dass gerade solche Ikonen wie Basset, Headey, Cugino und Yeoh danach schreien, in einem Action-Vehikel mal scheinen zu dürfen, aber ganz ehrlich, das ist nicht ihr Film, sie sollten nur Beiwerk für den Hauptdarsteller, sprich für Gillan sein. Dass sie hier gegen Ende dann aber in ihrem eigenen Film fast zur Nebenfigur degradiert wird, ist einerseits natürlich auch ein Stinkefinger an den sogenannten toxic masculinity, der den starken männlichen Einzelkämpfer zelebriert, und was dann auch in solchen fehlgeleiteten weiblichen Equivalents wie Atomic Blonde nachgeäfft werden, aber andererseits ist es dann einfach nicht sonderlich schlau, dann die Sctionszene so in den Sand zu setzen, das kann man durchaus ambivalenter und schlauer inszenieren - was der Film davor rund zwei Stunden lang gezeigt hat, dass er es eventuell könnte.
Warum nur könnte? Weil er einfach nicht in der Lage ist, kohärent zu bleiben, und das ist keine artistische Entscheidung sondern liegt daran, dass der Film vieles ausprobieren möchte und tut, aber dabei fast vergisst, seinen Stil zu finden. Ein bißchen wie der frühe Robert Rodriguez.
Alles in allem überwiegt aber natürlcih dann doch der Fun, und wie gesagt für Genrefans auf alle Fälle durchaus sehenswerter als der zigte Aufguss eines Neeson, Butler oder Gibson.
Eigentlich eher so um 6 Punkte, aber um ihn ein bißchen weiter in der Wahrnehmung nach oben zu pushen gebe ich mal stärkere 7 Punkte
Ihr wisst schon woher ich komme