Bewertung: 2 / 5
Wenn einer eine Reise tut, dann braucht er was zu lesen: In den Bahnhofsbuchhandlungen gibt es zum Beispiel die erfolgreichen Krimis von Jo Nesbø. Mit halbwegs spannenden Plots und überraschenden Wendungen bieten die beliebten Bücher des Norwegers unterhaltsame Ablenkung auf langen Zugfahrten - mehr aber auch nicht. Nesbøs Thriller Headhunters wurde nun fürs Kino verfilmt: Die Geschichte eines kleinen Mannes, der sich mit den Großen anlegt, passt genau in dieses Schema.
Mit 1,68 Meter ist Mann nicht der Größte. Das muss kompensiert werden. Roger Brown (Aksel Hennie) zum Beispiel häuft Statussymbole an. Ein schickes Haus, ein schickes Auto, eine schicke Freundin (Synnøve Macody Lund). Teure Hobbies, die finanziert werden wollen. Da reicht der Job als einer der erfolgreichsten Headhunter Norwegens nicht aus.
Roger nutzt die Vorstellungsgespräche, um sich über die persönlichen Umstände der Bewerber zu informieren. Zum Beispiel, ob sie wertvolle Gemälde in ihren Häusern haben. Die stiehlt er dann und verhökert sie mit einem schmierigen Komplizen. Bis ihm ein Diebstahl über den Kopf wächst. Der smarte Ex-Soldat Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau) bewirbt sich als Geschäftsführer einer GPS-Firma und erzählt von einem Rubens-Gemälde, das er in der Wohnung seiner toten Oma fand. Es ist zwar offensichtlich, dass Roger von seinem cleveren Gegenüber ins Verderben geschickt wird. Aber er ahnt es trotzdem nicht.
Im Fahrwasser der Millennium-Trilogie will Regisseur Morten Tyldum Headhunters als düsteren Skandinavien-Thriller verkaufen, ist aber weder abgründig noch sonderlich substanziell. Stattdessen gibt es aberwitzige Drehbuchvolten, brutale Verfolgungsjagden und billige Schockmomente. Dazu kommt, dass Roger zwar die Haare schön, aber sonst nicht viel zu bieten hat. Unter seiner blonden Mähne steckt ein durch und durch langweiliger Typ - ein unsympathischer Scheißkerl, der sich irgendwann in den Kellerregionen eines Plumpsklos verstecken muss. Es ist schwer zu glauben, dass er sich gerade dort vom oberflächlichen Gernegroß zum gütigen Familienmenschen entwickelt, der seiner Freundin den Kinderwunsch erfüllt.
Headhunters ist ein ziemlicher Flickenteppich aus hanebüchenem Industriespionage-Plot, Splatterelementen und einer Portion rührseligem Kitsch mit Glaubwürdigkeitsproblem. Film gewordene Reiselektüre eben, die man im Zug vergessen kann, ohne sich darüber zu ärgern.
Headhunters bekommt 2 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)