Bewertung: 2.5 / 5
Ich dachte mir, nachdem ich "Hacksaw Ridge" gesehen habe, kann ich auch direkt den nächsten kontrovers diskutierten Weltkriegsfilm der letzten Jahre nachschieben. Schlecht fand ich "Fury" definitiv nicht, sonderlich gut aber ebenfalls nicht. Wenn ich "Fury" nun mit anderen Weltkriegsfilmen vergleiche, stellt sich die Kontroverse als das Standardrepertoire Hollywoods heraus. Damit kann ich leben, solange der restliche Inhalt stimmt, und das tut er hier.
David Ayer muss man dahingehend definitiv zu Gute halten, dass er sich mit dem üblichen Patriotismusgesülze angenehm zurückhält (analog dazu: Steven Price Soundtrack) und keine der beiden Seiten bevorzugt darstellt. Die deutschen Soldaten folgen dem Faschismus und die US-amerikanischen Soldaten begehen trotz des Befreiungs-/Befriedungsmotivs Kriegsverbrechen, indem sie Gefangene exekutieren und Frauen vergewaltigen. Ayer zeigt, wie Menschen im Kriegszustand degenerieren und wie die Ideale von Kriegsneulingen korrumpiert werden, er deutet jedoch auch darauf hin, dass Ideale Leben retten können. Gegen Ende ist Norman Elliot von den anderen Fury-Proletenarschlöchern, die das Töten mittlerweile als Lebensinhalt verstehen, nicht mehr zu unterscheiden und doch sichert ihm sein früheres, idealistisches Ich das Überleben. Allerdings trägt dieses Ich nun eine SS-Uniform. Die US-Soldaten bezeichnen Norman nach der Verteidigung der Kreuzung zwar als Helden, bei einem Blick in sein Gesicht entpuppt sich dies dagegen schnell als hohle Phrase. Helden werden hier nicht geboren, am Ende zählen nur die Toten.
Trailer zu Herz aus Stahl
So weit, so gut, einen spannenden Film macht das aus "Fury" aber noch lange nicht. Wenn man eine Geschichte über einen Haufen Proletenarschlöcher erzählen möchte, reicht die simple Charakterbeschreibung "Proletenarschloch Nr. 1, 2 & 3" im Drehbuch definitiv nicht aus. Shia LaBeouf, Jon Bernthal und Michael Peña scheint Ayer dermaßen wenig Material zur Hand gegeben zu haben, dass sie hier komplett durch den Film eiern und ihren Charakteren zu keiner Zeit Individualität oder Tiefe verleihen können. Der Fokus liegt eindeutig auf Norman Elliot (Logan Lerman) und Don Collier (Brad Pitt), wobei man letzteren auch als die brutalere Version Captain John Millers bezeichnen könnte. Generell hat Ayer große Teile des Handlungsverlaufs aus "Saving Private Ryan" in seinen Film übertragen, was "Fury" zu einer sehr vorhersehbaren Angelegenheit macht. Selbst die Actionszenen verfehlen ihre Wirkung, weil es für Ayer wohl wichtiger war, mit allerhand Filter und Farben zu experimentieren, anstatt den Schrecken der Gewalt darzustellen. So verpufft z.B. der finale Showdown zu einem großen Nichts.
Zusammengefasst: Schlecht geschriebene oder ausgeborgte Charaktere, eine überraschungsarme Handlung und Style-over-Substance-Action verdammen "Fury" zur Mittelmäßigkeit, lobenswert sind indes die untypische Darstellung der beiden Kriegsparteien und Ayers Gedanken zur Auswirkung des Krieges auf den Menschen.
5/10 Punkten, mit Tendenz zu 6.