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Herz aus Stahl

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Herz aus Stahl Kritik

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Herz aus Stahl Kritik
0 Kommentare - 15.01.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Herz aus Stahl" ist.
Herz aus Stahl

Bewertung: 4 / 5

Im April 1945 startet die finale Offensive gegen Nazi-Deutschland. Mit dabei ist die Panzer-Truppe „Fury“ unter den vier Soldaten Don „Wardaddy“ Collier, Boyd „Bibel“ Shaw (Shia LaBeouf), Trini „Gordo“ Garcia (Michael Peña)´und Gardy „Rattenarsch“ Travis (Jon Bernthal). Zu ihrem Unglück stößt der blutjunge und unerfahren Norman Ellison (Logan Lerman) zu ihrer Truppe und mischt das Gruppenleben auf.

Heute ist die Welt in vielen Teilen glücklicherweise eine andere und der Zweite Weltkrieg bleibt zumindest den meisten genau richtig im Gedächtnis. Eine der wohl schlimmsten Gräueltaten der Menschheit, die mit einer nie dagewesenen Erinnerungskultur aufgearbeitet wurde und wird. Natürlich in jedwedem Segment. Und da bietet sich das Medium Film natürlich super an. Dann erst stellt das den Menschen vor wirklich schwierige Fragen. Denn das Zusammenspiel aus Fiktion und Realität ist nirgendwo wirkungsvoller, als bei diesem Thema. „Braucht man das noch?" Diese Frage muss gestellt werden, wenn man einen Film über dieses grausame Ereignis in die Welt trägt. Gerade im Speziellen, wenn man an Herz aus Stahl denkt, keimt diese Frage auf, dann wird deutlich, wie zweifelhaft das letzten Endes bleibt. Denn David Ayers Werk über eine Panzer-Einheit im April 1945 inmitten von Deutschland ist auch ein Zitatewerk. Die Frage bleibt nur, ob es eine bewusste Hommage an den Kriegsfilm ist, oder schlicht und ergreifend geklaut. Da gibt es hier ein wenig Der Soldat James Ryan (1998), da ein wenig Der Pianist (2002), dann den ein oder anderen Verweis auf diesen anderen Krieg und plötzlich entdeckt man dort auch Apocalypse Now (1979) oder Platoon (1986). Es ist auch nicht so, als würde der Film einen nicht mit interessanten Szenen beglücken, doch so ganz durchhalten will das eher minimal gehaltene Konzept von Ayer dann auch nicht. Denn der Plot ist dahingehend einfach zu vorhersehbar, weshalb die ein oder andere Länge dann doch aufkommen wird.

Trailer zu Herz aus Stahl

Gerade in der ersten halben Stunde zeigt Ayer dann aber sein volles Können. In einer kleinen Stadt kommt es bereits zum ersten Höhepunkt von vielen in diesem Werk. Da sieht man Leichenberge, die von Panzern weggefahren werden. Allein die Darstellung dessen, als Material, ohne Seele zeigt auf, wie wenig Menschheit in soviel Gewalt stecken kann. Dann werden die Häuser geplündert, Familien auf die Straßen gezerrt, Männer erschossen und Frauen vergewaltigt. Ayer zeigt hier auf, wie viel Ambivalenz in den Menschen steckt und schafft es diesen schmalen Grat zwischen Held und Schurke zu meistern. Dann kommt es dazu, daß die von Logan Lerman gespielte Figur Norman Ellison in einem der Häuser auf zwei Frauen trifft. Auch die restliche Truppe um Brad Pitts Wardaddy quartiert sich in das Haus. Dann wird geplündert, die Soldaten werden von den Frauen bekocht und über allem schwebt eine unglaubliche Anspannung. Da geht es dann um Vergewaltigungen, oder marginal einvernehmlichem Geschlechtsverkehr, während vor allem die traumatisierten Frauen und Soldaten in eine sehr bedrohliche Situation geraten. Doch irgendwo steckt da auch Liebe oder zumindest das Bedürfnis, beim anderen bleiben zu wollen. Ayer kehrt hier die Machtverhältnisse gekonnt um, ohne dabei Opfer und Täter zu vertauschen. Dadurch, daß die Soldaten der Nazis hier immer eine gesichtslose Masse bleiben, kann er seinen eigenen Hauptfiguren mehr Raum für Ambivalenzen geben. Und so führt der Film seinen Zuschauer in eine wirklich moralische Zwickmühle. So ist natürlich klar, daß Vergewaltigungen und etwaige Kriegsverbrechen keinerlei Legitimation erfahren dürfen, auf der anderen Seite zeigt man auch immer wieder die verstörten Gesichter von diesen Soldaten. Besonders Jon Bernthal als Grady überzeugt hier als stark impulsiver und verstörter Täter, der einfach auch einen großen Teil seiner Menschlichkeit eingebüßt hat. Doch man hat Verständnis dafür, weil man weiß, wo er sich befindet, ohne jedoch Krieg und Gewalt in jedweder Form zu legitimieren. Dieser Punkt, auf dem Ayer seine Figuren bewegt, ist einfach nur ein Geniestreich, weil man keine eindeutige Wahrheit in dem Treiben finden kann.

Ohnehin muss man hier eine Lanze für den gesamten Cast brechen, aber auch für die Schreibe der Figuren. Häufig bleiben Figuren unter der gesichtslosen Masse anderer Figuren zurück. Doch David Ayer schrieb seinen Film als sehr intimes Drama, über die unterschiedlichsten Ideologien und Moralvorstellungen. Gerade dieser Aspekt ist besonders hervorzuheben, denn während viele Werke immer davon erzählen, sie hätten ganz unterschiedliche und im positiven Sinne „Verrückte Gestalten“ zu präsentieren, hat jede dieser Figuren wirkliche Momente zu sich. So stellt de von Pitt verkörperte Anführer der Gruppe die Antithese zu Ellison dar, der aufzeigt, was auf diesem werden könnte. Michael Peña hingegen bleibt vielleicht in dieser Gruppe die ausdrucksloseste Figur, ist aber auch bewusst undurchsichtig gehalten, während vor allem Shia LaBeouf allen anderen die Show stiehlt. Der zutiefst gläubige Boyd „Bibel“ Swan, der mit einem Gewehr jedweden Nazi erschießt, den er vors Gesicht bekommt. Ayer schreibt hier Menschen, die einfach nur noch schießen, ohne wirklich über die Taten nachzudenken. Schließlich bleibt dafür auch gar keine Zeit. Und wann immer sich in LaBeoufs Gesicht etwas bewegt, spürt man da etwas brodeln. Diese Menschen funktionieren einfach nur noch, während sie nie wieder die sein werden, die sie mal waren. Und dann fragt man sich, wie das wohl sein wird, wenn sie mal zurückkehren sollten.

Zudem stimmt bis auf wenige Augenblicke auch wirklich das Pacing. Die Dynamik, mit welcher sich dieses fahrende Kammerspiel von Stadt zu Stadt und von Ort zu Ort begibt, ist atemberaubend. Nicht nur, trifft man dann immer wieder auf eine Masse von Flüchtlingen oder Soldaten, auch scheint es schier endlose Kämpfe zu geben und das Ziel so unerreichbar. Doch das ist es nicht, wie die Figuren auch selber anmerken. Es ist sehr nahe, doch die Kämpfe hören nicht auf. Dann wiederum, wenn es wirklich zu Gefechten kommt, erinnert der Film glücklicherweise nicht an die üblichen Massenschlachten herkömmlicher Kriegsfilme, sondern zeigt auf, wie kleine Gruppen von Soldaten sich bekriegen. Natürlich steigert sich das ein wenig. Doch diese Art der Inszenierung ist vielleicht mangelndem Budget geschuldet, oder eben auch ganz bewusst so gehalten. Wie auch immer das letztlich sein mag, so hält der Film gekonnt auf Figuren und deren Feinde drauf und lässt den Zuschauer so viel intensiver am Geschehen in diesen Sequenzen teilhaben. Dann wechselt Ayer ab und zu das Terrain, indem Nebel, Schlamm und Dunkelheit sich abwechseln und dadurch die Spannung noch weiter nach oben treiben. Auch der Score von Steven Price ist dabei recht ungewöhnlich, weil er einerseits Harmonie mit Mechanik aus den Waffen und Geräten vereint und diese dann stimmungsvoll und pathetisch in die Szenen einbindet. Dieser Score ist wirklich eine Rarität und eine gute noch dazu.

David Ayer inszeniert in Herz aus Stahl die ungeschönte Rohheit und Brutalität des Krieges. Was das aus Menschen machen kann, daß sieht man hier ganz genau, während der Mensch als Wesen hier in deutlich mehr Facetten gezeigt wird, als einigen gefallen dürfte. Da gibt es nur ganz schwer ein richtig oder falsch, weil auch das Verhalten einzelner Figuren im Film sich nicht rein auf den Kopf zwischen gut und böse bezieht. Zudem gelingt es dem Cast durch seine klaustrophobische Zusammenkunft immer wieder zu beeindrucken und sich jeweils von anderen abzuheben.

Herz aus Stahl Bewertung
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