Bewertung: 4 / 5
[b]In einem fernen Land [/b](far and away)[b] – [/b]ein optisch opulentes Siedlerepos mit viel Herz, tollen Panoramabildern, einer sprühenden Prise Humor und einem Schauspieler-Traumpaar in Bestform…! Dieser wunderschön bebilderte US-Kinofilm (1992) von [b]Ron Howard[/b] wird m.E. schwer unterschätzt – und bekam auch zu seiner Erscheinungszeit schon viel zu wenig Aufmerksamkeit. Dass der Film sogar ca. 1 Mio. Miese machte, ist wirklich schade, angesichts seiner aufwendigen Produktion und der schauspielerischen Glanzleistung vom damaligen [i]Traumpaar Nicole Kidman und Tom Cruise[/i]. [b]Die Geschichte[/b] erzählt sich leicht [b]in 3 Etappen:[/b] [b]1. Etappe: Irland[/b] Der in ärmlich-ländlichen Verhältnissen in Irland groß gewordene und lebende [b]Joseph Donnelly[/b] (Tom Cruise) muss nicht nur die Zerstörung des kleinen Landguts seines Vaters ohnmächtig mit ansehen, sondern auch dessen Tod. Er schwört Rache und macht sich mit einer alten Büchse ausgestattet auf den Weg, um den, wie er glaubt, dafür verantwortlichen Großgrundbesitzer [b]Daniel Christie[/b] (Robert Prosky) umzubringen. In einem Pferdestall, wo er sich erst einmal verstecken muss, trifft er auf dessen Tochter [b]Shannon Christie[/b] (Nicole Kidman) – und sie ihn mit einer Mistgabel mitten in den Oberschenkel. Dennoch schafft Joseph es, sich ins Haus zu schleppen und auf den Großgrundbesitzer zu schießen – jedoch versagt ihm die alte Büchse den Dienst und er landet erst einmal im Krankenbett. Dort pflegt ihn Shannon gesund, die ihn neugierig betrachtet wie ein exotisches Insekt – seine raue, aber direkt und echt wirkende, temperamentvolle Art zieht die verhätschelte, sich aber nach mehr Spannung und Freiheit sehnende junge Dame an - und stößt sie aufgrund der nicht vorhandenen Manieren und daher grob, wie leider auch etwas tölpelhaft wirkenden Art zugleich ab. Als Joseph es schafft, [b]Stephen[/b] (Thomas Gibson), den Verwalter und zugleich langweilig-spießigen Verlobten Shannons so zu echauffieren, dass die Angelegenheit in dessen Augen nur noch in einem Duell bereinigt werden könne – rettet Shannon, die mit ihm als Beschützer an ihrer Seite endlich den Ausbruch aus der geplanten Hochzeit wahr werden sieht, ihn aus der für ihn voraussehbar doch eher unerquicklichen Duellsituation und sie fliehen gemeinsam. [b]2. Etappe: Boston[/b] Da eine Frau nicht allein reisen darf, mimt Joseph auf der Schifffahrt über den großen Teich ins „Land der unendlichen Möglichkeiten“ ihren Diener – immerhin hat sie die gemeinsame Fahrt auch bezahlt. Kaum in den USA angekommen, verliert Shannon schon am Hafen das Familiensilber und sie müssen sich, getarnt als Geschwister, erst einmal in einem Bordell einmieten – und das Zimmer dort obendrein auch noch miteinander teilen. Während sie mehr schlecht als recht versucht, sich als Arbeiterin in einer Hühnerfabrik etwas zu verdienen, wird Joseph bei einem Handgemenge als Boxtalent entdeckt – und sahnt gehörig bei den daraufhin folgenden Wettkämpfen ab. [i]Doch wie gewonnen, so zerronnen[/i] – es kommt der Kampf, bei dem er schließlich all sein Geld wieder verliert… sie landen auf der Straße, und als sie in einer bitterkalten Winternacht in eine Villa einbrechen, wird Shannon vom Besitzer angeschossen. Joseph, der kurz vorher mitbekommen hatte, dass Shannons Familie inklusive Verlobtem ihnen auf der Suche nach Shannon nach Boston gefolgt sind, bringt die verletzte Shannon zu ihnen. Hier trennen sich vorläufig ihre Wege… [b]3. Etappe: Oklahoma Land Run[/b] Joseph erfährt durch Zufall, während er sich als Bauarbeiter bei der Eisenbahn verdingt, von dem [b][i]„Oklahoma Land Run“[/i][/b], bei dem man sich mittels eines Rennens per Pferd oder Pferdewagen einen großen Claim Land erobern kann – indem man die in den Claims steckenden Fahnen als erster erreicht und durch eine eigene Fahne als seinen Besitz markiert. Er schließt sich einem Treck nach Oklahoma an und gibt dort sein letztes Geld für die Rennanmeldung und ein Pferd - bzw. zwei - da sich das erste leider als nicht ganz so flotter Klepper entpuppt - aus … und versucht sein Glück. Und wie sollte es anders sein – natürlich haben auch die Christies von diesem Rennen gehört und möchten sich ein neues Zuhause ergattern – die Rivalen Joseph und Stephen treffen wieder aufeinander – und schnell ist klar – bei dem Rennen geht’s jetzt nicht mehr nur um ein Stück Land – sondern auch Shannons begehrte Hand… - wie das ausgeht, wird wie immer nicht verraten. [b][u]Kritik[/u][/b] [b]Die Figuren & das Strickmuster[/b] Den tragenden Charakteren des Films wurde/wird von Kritikerseite vielfach [i]Schablonenhaftigkeit[/i] vorgeworfen – das will ich hier nicht dementieren. [b]Vater Donnelly[/b] ist ein trinksüchtiger Ire mit Stolz und Herz, [b]Joseph[/b] ein tölpelhaft-ungebildeter, naiver und sein Kraft noch nicht einschätzen könnender, sturköpfiger Heißsporn vom Land, [b]Shannon[/b] eine zickig-feine, versnobt-naive, engstirnige und eigensinnige Gutsdame, die sich nach Freiheit sehnt, ihr [b]Vater[/b] [b]Christie[/b] ein jovialer, logischerweise anderen Schichten gegenüber unverständiger Großgrundbesitzer, der vom langweiligen Eheleben gefrustet ist - mit einer entsprechend farblosen Ehefrau, die dafür um so lebendiger den Pantoffel schwingt, unter dem er steht - und Shannons Verlobter [b]Stephen[/b] der entsprechend passende Antagonist als berechnend-gierige, arrogante und kaltherzig-schmierige Verwaltertyp… Bedenkt man jedoch, dass dieser Film sicher keine ernsthafte oder gar kritische Milieu- und Geschichtsstudie sein soll, sondern doch eher auf [b]Unterhaltung [/b]mit einer schönen und spannenden [b]Liebesgeschichte[/b] angelegt ist - mittels Einbetten derselben in eine knisternde und bildgewaltige, eben eine [b]epische Stimmung[/b] erschaffende Umgebung mit Spannungsfaktoren aufgrund von sozialen wie nationalen [b]Milieu- und Mentalitätsmischungen[/b] und entsprechende Kontrapunkte schaffenden Unterschieden, dazu als Dreingabe ein wenig [b]Wettkampfstimmung[/b] beim Boxen und dem groß angelegten Pferderennen – bedenkt man das alles, so erwarte ich in diesem Film auch keine unglaublich tiefgründigen Charakterinszenierungen. Worauf der Film hinaus will, ist schnell klar – und entweder schaltet man nach 15 Minuten ab bzw. verließ damals das Kino, weil man mehr als Unterhaltung erwartet hat – oder man ließ und lässt sich eben – wie ich meine, gut – unterhalten. Schön und ebenso bezeichnend für den Stempel [b]„märchenhaft epische Unterhaltung“ [/b]fand ich die Einführung von Josephs Charakter, die ein wenig an russische Märchen erinnerte – in denen „Sohn Nummer 3“ immer [i]der tölpelhafte, verlachte Youngster [/i]ist, der sich dann [b][i]far and away[/i][/b] von seinem heimeligen Ofen wegbewegt, sich auf die laaange Heldenreise mit vielen Hindernissen und Prüfungen begibt und sich nach und nach vom Looser und der von Frauen eher benutzten, leicht bemitleideten Type – genau - zum Helden und Frauenfänger entpuppt… ähnlich ist hier Josephs Charakter angelegt und entwickelt worden. Und das macht auch den Charme dieser Figur aus. Wie auch den Charme eben von Kidmans Figur als der [i]Prinzessin auf der Erbse[/i], die sich aber dennoch den Wünschen des lieben Papa gegenüber eher als widerspenstig gebärdet… ihren eigenen Willen stur durchsetzen will und dabei versucht, alle um den Finger zu wickeln oder durch ihre Stellung einfach nach Belieben einzusetzen, wie es ihrem Ziel dienen könnte. Auch die Nebenrollen erinnern an die entsprechenden Charaktere in Märchen – ob nun Großgrundbesitzer oder Königspaar – ob nun reicher, aber langweilig versnobter aufs Königreich schielender Prinz oder ein schmierig-geldgieriger Verwalter als Antagonist… ob ein zu bekämpfender Drache oder ein Boxkampf gegen einen Hühnen… ob man nun als erster mit dem [i]Wasser des Lebens[/i] zum König zurückkehren und damit Reich und Hand der Prinzessin erringen will oder als erster eine Fahne in den Claim, das quasi zu erobernde Königreich, rammen und die Hand einer Großgrundbesitzerin ergattern will… Es liegt auf der Hand – das [b]Strickmuster[/b] ist simpel, Jahrhunderte alt – und verliert dennoch nie an – eben märchenhaft-romantisch - heldenhaftem Charme… [i]wenn denn[/i] die Geschichte gut erzählt und dargestellt wird. [b]Schauspielleistung[/b] Einfach gestrickte Charaktere scheinen oft mit wenig Anspruch an die Schauspielleistung gleich gesetzt zu werden – ich sehe das NICHT so. Gerade Schablonen lebendig zu spielen, ihnen TROTZDEM Herz und Seele zu verleihen, halte ich für weitaus schwieriger als eine tiefgründige Charakterstudie zu spielen, die automatisch sich durch ihren schon viel feiner und tiefer vorgezeichneten (und vorgegebenen) Charakter und Handlungsspielraum absetzt von jeglicher Schablonenhaftigkeit. Eine Schablone [i]so[/i] zu spielen, dass sie [i]trotzdem[/i] intensiv, lebendig und individuell wirkt, eben trotz der Austauschbarkeit der Figur einzigartig zu wirken und im Spiel der Figuren einzigartige Stimmungen und Beziehungen zu erzeugen – das ist [i]verdammt schwer[/i]. Zumindest, wenn man den Anspruch an sich hat, seine Sache gut zu machen und nicht nur hinreichend. Weil der Zuschauer eben schon nach 5 Minuten weiß, was für eine Figur das wohl sein soll, ist – wenn es denn trotzdem nicht langweilen soll – wirklich gute Schauspielkunst gefragt. Bei zahlreichen Filmen dieser Machart gehört für mich [b]In einem fernen Land[/b] zu den wenigen, die es nicht nur, aber vor allem auch, durch die DarstellerInnen schaffen, sich von den vielen anderen ihrer Art abzusetzen und in Erinnerung zu bleiben. [b] [/b] [b]Cruise und Kidman[/b] bilden hier ein absolutes Traumpaar, man spürt noch viel mehr als bei [b]Tage des Donners[/b], dass die realen Gefühle füreinander ein guter Fundus waren, aus dem heraus sie spielten. Daher war hier vielleicht nicht unbedingt bloß große Schauspielkunst, sondern auch beste emotionale Voraussetzungen der beiden die Triebfeder zu ihrer Leistung. So oder so ist es einfach eine Freude, sie zusammen in diesem Film zu erleben. Man merkt richtig, dass sie einfach dabei einen Heidenspaß miteinander hatten und viel Gefühl füreinander in die Szenen mit einfloss – die Chemie funktioniert hier einfach perfekt, besser hätte man die Rollen nicht besetzen können. Zudem dürften die Figuren ihnen gut gelegen haben, hier wurde auch absolut passend typ-gerecht besetzt, würde ich meinen – und das bis in die Nebenrollen. Um epische Länge zu vermeiden, behandle ich diese nicht intensiver, sondern merke nur an, dass auch sie ihre Rolle glänzend ausgespielt haben. [b]Inszenierung[/b] Die gemeinsame Heldenreise der Hauptprotagonisten ist gelungen mit tollen und aufwendigen Bildern, die eine jeweils zur Situation passende Stimmung schaffen, entwickelt und eingefangen worden. Natürlich, es wurde sich auf Typisches beschränkt – dennoch mit Liebe zum Detail, die ca. 60 Mio. investierten US-Dollar merkt man dem Streifen auch an. Immerhin gibt es doch so einige verschiedene Schauplätze, die alle in ihrer Art verschieden und passend fantastisch in Szene gesetzt wurden – Irland ärmlich-ländlich und first class (gedreht in Dublin) ; die Schifffahrt; Boston, Fabrik, Bordell, zwielichtige Boxkampfszenen; die Eisenbahnbauszenen, der Treck, das Camp in Oklahoma, das wohl unglaublich aufwendige Rennen… (US-Teil gedreht in Montana) mich konnten die Bilder wirklich intensiv einfangen und ins Geschehen eintauchen lassen. [b]Dramaturgie mit Humor[/b] Schön, neben dem genannten märchenhaften Strickmuster, war vor allem auch der eingesetzte Humor. Allein die Pferdestallszene mit dem dann folgenden misslungenen Attentat – das war göttlich. Überhaupt sind so viele Szenen eben von einem wirklich gut inszenierten und gut dargestellten Humor geprägt, Situationskomik bis ins Absurde, köstlich komische Dialogszenen – das macht einfach Spaß, zu gucken – und weist den Zuschauer mehr als deutlich auf den Unterhaltungscharakter des Ganzen hin. Man soll die Figuren auch nicht zuuu ernst nehmen. Dennoch gelingt es, dass sie dadurch nicht auf Distanz bleiben, sondern einen Charme entwickeln, den man einfach lieb gewinnen muss – zumindest ging es mir so. Um (nur eine kleine Auswahl!) Gegenbeispiele zu nennen – [b]Pearl Harbor[/b] (Michael Bay/Bruckheimer) und [b]Australia[/b] (Baz Luhrmann) waren absolut für mich floppende Versuche dieser Art Film, die ich mal flapsig [b][i]epische Schmonzette[/i][/b] nennen will. Übertrumpfende Beispiele: [b]Der mit dem Wolf tanzt [/b](Kevin Costner/Wilson)[b], Legenden der Leidenschaft [/b](Edward Zwick)[b], Titanic [/b](James Cameron) und natürlich:[b] Vom Winde verweht[/b] (Victor Fleming/Selznick)! [b]Fazit[/b] - Ich habe rund 134 Min. ohne Längenempfinden gelacht, war berauscht, habe mitgefiebert und mitgeschmachtet… das gibt, da es nun zwar nicht ein epochales, aber in seinem Genre durchaus herausstechendes Filmwerk ist, [b]8/10[/b] möglichen Punkten. Könnte man das in der Punktevergabe differenzieren, bekämen Cruise und Kidman für die Darstellung auf jeden Fall [b]10/10 [/b]Punkten. Zusatz für technisch Interessierte: [b]Wikipedia [/b]vermerkt:[b] In einem fernen Land[/b] wurde in [url=http://de.wikipedia.org/wiki/70-mm-Film]Super Panavision 70[/url] gedreht. In Deutschland war er der letzte Film, der zum Bundesstart zusätzlich zum 35-mm-Format (2,35:1) im 70-mm-Format (2,20:1) vertrieben wurde.
In einem fernen Land Bewertung