Bewertung: 4.5 / 5
Inception ist der siebente Spielfilm von Regisseur Christopher Nolan und erschien im Jahr 2010 weltweit in den Kinos.
Nach ein paar Jahren war es mal wieder an der Zeit, Inception landete im Blu-Ray-Player und schon war man 142 Minuten in einer anderen Welt versunken. Selbst wenn der Film inzwischen zwölf Jahre alt ist und ich ihn vermutlich knapp zehn Mal gesehen habe. Inception weiß auch nach so langer Zeit zu unterhalten und zu überraschen.
Trailer zu Inception
Dom Cobb arbeitet als sogenannter "Extractor" und stielt dabei Informationen aus den Träumen seiner Opfer. Das ist durch eine Technik möglich, welche das US Militär entwickelt hat um Soldaten für verschiedene Situationen trainieren zu können. Dom selbst lebt außerhalb der USA und somit getrennt von seinen Kindern. Er wird beschuldigt, seine Frau umgebracht zu haben und würde bei der Einreise sofort lebenslang weggesperrt werden.
Der Geschäftsmann Saito benötigt die Fähigkeiten von Mr. Cobb um wirtschaftliche Geschäfte abwickeln zu können. Aber nicht als "Extractor" sondern für eine "Inception".
Im Jahr 2008 erschien The Dark Knight, 2012 war The Dark Knight Rises dran. Diese kurze Zeit dazwischen wurde für Inception genutzt. Hat sich Nolan dieses Werk mal locker in zwei Jahren ausgedacht und umgesetzt? Weit gefehlt. Die Idee zu Inception soll er bereits Anfang 2000 gehabt. Wie ein Gedanke, eine Saat die immer stärker wuchs. Eine Inception. zehn Jahre später hatte er durch finanzielle Erfolge die Möglichkeiten seinen Traum-Diebstahl-Thriller umzusetzen.
Das Thema Zeit und Raum ist für Nolan seit jeher prägend. In Träumen nehmen wir die Zeit ganz anders wahr. Was ist, wenn man so intensiv träumt, dass man im Traum erneut träumen kann? Was ist, wenn man diesen Gedanken weiterspinnt? Was ist die Realität, was ist der Traum?
Inception kümmert sich gekonnt um sein Thema. Vieles was über Träume verraten wird, dürfte den meisten bekannt vorkommen und wurde anschließend ein ganzes Stück weitergesponnen. Nolan gelingt es durch zunehmende Verschachtelung, dass man als Zuschauer selbst das Gefühl dafür verliert, was ein Traum ist und was die Wirklichkeit sein könnte. Näher am Eskapismus war man wohl selten.
In den letzten Jahren wurde kritisch betrachtet, dass die Figur der Ariadne (gespielt von Elliot Page) nur dafür da ist, um den Film erklären zu können. In gewisser Weise hat Ariadne die Rolle des Zuschauers, aber auch ihr wird nicht alles erklärt bzw. sie erfragt nicht alles. Diese Exploration ist oft notwendig bzw. hilfreich, der Film behält aber genug Stoff, dass der Zuschauer selbst gefordert bleibt. Mehrmaliges Sehen ist sehr empfehlenswert. Mir sind nach zwölf Jahren immer noch Kleinigkeiten aufgefallen auf die ich vorher nicht geachtet habe.
Neben Page besteht der Cast überwiegend aus den Darstellern, welche man aus Nolans Batman-Trilogie kennt. Die Hauptrolle übernimmt jedoch Leonardo DiCaprio. Der selbstweifelnde Witwer passt perfekt zu ihm. Sein Zusammenspiel mit Marion Cotillard ist klasse.
Trotz diverser Erklärungen durch die Figur der Ariadne wird Inception nicht toterklärt. Gerade das Ende gibt noch heute Grundlage für Diskussionen. Mit diesem offenen Ende und Nolans Aussagen dazu erinnerte er ein bisschen an die Intentionen von David Lynch, welcher die Zuschauer gerne dazu animiert, sich selbst Gedanken und Interpretationen zu seinen Filmen zu machen.
Neben der starken Idee sowie der gelungenen Inszenierung und Darbietung ist der Film visuell eine Wucht. Durch verschiedene Traumebenen, deren unterschiedlicher Physik und der Fantasie der Konstrukteure sind eindrucksvolle und zugleich authentische Bilder möglich. Begleitet wird diese Traumreise von einer der besten Leistungen von Hans Zimmer in Sachen Filmmusik.
Nüchtern betrachtet könnte Inception als der beste Film von Christopher Nolan angesehen werden. Er verbindet all die Elemente, die seine Vorlieben auszeichnen, ist losgelöst von einem Franchise, lässt Raum zur Interpretation und auch in den technischen Kategorien ist er über jeden Zweifel erhaben. In meinem persönlichen Ranking reicht es jedoch "nur" für den dritten Platz, weil mich zwei andere Werke emotional etwas mehr mitreißen konnten. Trotzdem ist Inception der Stein im Brett von Christopher Nolan. Der Film, welcher nach The Dark Knight unterstrichen hat, dass der Brite zu den ganz großen Filmemachern der Welt gehört.
