Bewertung: 2.5 / 5
Man muss es sagen, die Netflix-Superheldenserie und Mark Millar-Adaption Jupiter’s Legacy hat einfach Pech. Die Serie kommt zur falschen Zeit: gerade erst haben DC und Marvel via DC Universe und Disney+ Comic-Realserien qualitativ in neue Höhen gehoben, und mit Stargirl ist das Thema Legacy schon ziemlich cool besetzt - inklusive Brainwave ;-) Auch das Thema dysfunktionale Superhelden-Familie wurde mit der selbst Netflix-Serie The Umbrella Academy wie auch der DC Universe-Serie Doom Patrol und sogar Amazons Animationsserie Invincible schon weitaus schräger und dennoch dramatisch überzeugender ausgelotet. Von The Boys gar nicht zu reden...
Jupiter´s Legacy Review
In Jupiter’s Legacy ist die welterste Generation von Superhelden, die ihre Kräfte in den 1930er Jahren erlangt hat, in der Gegenwart die verehrte ältere Garde, doch ihre ebenfalls mit Superkräften gesegneten Sampson-Kinder tun sich schwer damit, den legendären Taten ihrer Eltern gerecht zu werden - und das ziemlich. Sohn Brandon (Andrew Horton) muss sich im Schatten seines Vaters immer ein "Du bist noch nicht bereit" anhören, Tochter Chloe (Elena Kampouris) steht als koksendes Model sowieso schon mit einem Fuß im Abgrund...
Trailer zu Jupiter’s Legacy
Jupiter’s Legacy hat schon das Problem, visuell mit der Konkurrenz kaum mithalten zu können, da hat selbst das Arrow-verse überzeugendere Kostüme und Effekte - auch wenn ab und an eine Budget-Spritze das CGI etwas besser ausssehen lässt an markant wichtigen Etappen der Story. Serien verzeiht man dies jedoch gern, wenn die Darsteller und Story überzeugen. Doch die Story zieht sich in beiden Zeitlinien wie ein zäher Soap-Kaugummi durch die eigentlich recht kurze Staffel mit acht Episoden.
Josh Duhamels Sheldon Sampson aka The Utopian aka Zeus/Jupiter (siehe sein Look) fehlt der ordentliche Wumms eines Thor oder besser gesagt, Odin, er hat weder als Darsteller noch via CGI und dramatischer Posen die old-fashioned autoritäre Aura, welche ein allzu unterdrückendes Familienoberhaupt eigentlich bräuchte. Andrew Horton als Brandon gefiel uns dagegen ziemlich gut, während Elena Kampouris als Chloe einfach nur nervig überdreht und überzogen rüberkommt. Mama Grace (Leslie Bibb) ist weitaus cooler als ihr Gatte, und das in beiden Zeitlinien. Auch Brainwave (Ben Daniels) kam in beiden Zeitlinien gut rüber, allerdings können wir nicht mit den Vorlagen vergleichen, sondern urteilen rein auf der Serienbasis.
Klar, Chloe soll die crazy Lady der Familie sein, dank Drogen und Familiendrama, doch weder wirkt es authentisch noch auf coole Weise drüber - ausgerechnet sie bekommt aber gefühlt die meiste Screentime bei den Super-Kids. Da freut man sich über jeden Moment, in dem sie die Superheldin auspackt, denn die hat den Wumms, den The Utopian vermissen lässt.
Selbst die moralische Codex-Frage wirkt überholt, nachdem bereits Arrow das Thema ausgiebig durchgekaut hat, obwohl Jupiter’s Legacy dies hier noch viel flotter mit auch deutlich noch mehr politischem Bezug thematisiert. Aber auch hier hat man eine harte Konkurrenz mit den DC- und Marvel-Produktionen bezüglich des Themas Superpower und Lynchjustiz versus Gesetze der Regierung befolgen beim Kampf um Gerechtigkeit.
Die in der Vergangenheit spielende Zeitlinie, welche erzählt, wie die Superhelden ihre Kräfte bekamen, ist fast noch die interessantere Schiene, hätte aber auch in drei bis vier Folgen abgehandelt werden können - dasselbe gilt bezüglich Langatmigkeit für die Gegenwart. Und während sich das MCU gerade in der Grauzone übt, wirkt das Schwarz-Weiß von Superhelden vs. Superschurken in Jupiter’s Legacy fast schon altbacken. Trotz einer durchaus coolen (aber sehr vorhersehbaren) Wendung gegen Ende.
Am Ende von Jupiter’s Legacy hat man das Gefühl, jetzt ist die Pilot-Staffel vorbei und es könnte nun richtig losgehen - ob die Serie die Chance bekommt, hängt von eurem vielleicht gnädigeren Urteil zu diesem furchtbar langatmigen Pilotfilm aka Staffel 1 ab. ;-)