
Bewertung: 2 / 5
Von "May December" habe ich mir irgendwie mehr versprochen. Mehr Familiendrama und einen größeren Fokus auf den Kindesmissbrauch. Leider liefert der Film in beiden Aspekten kaum ab und setzt den Fokus auf eine unsympathische Schauspielerin (Natalie Portman), die sich daran aufgeilt, in die Rolle einer Frau (Julianne Moore) zu schlüpfen, die in der Vergangenheit als 36-jährige mit einem 13-jährigen Sex hatte und dann nach ihrer Gefängnisstrafe noch mit dem dann Erwachsenen Jungen wieder zusammenkam und Kinder mit ihm gezeugt hat und ihn geheiratet hat.
Sowohl Grace (Moore) als auch Elizabeth (Portman) sind unsympathische Charaktere und scheinen beide keine Probleme damit zu haben, Sex mit Kindern zu haben. Grace hat kein Einsehen und meint, der Sex ist aus reiner Liebe passiert, und selbst, als ihr Mann Joe Zweifel über die damalige Situation äußert und sie damit konfrontiert, spielt sie das Unschuldslamm und weicht der Diskussion aus. Sie will keinerlei Verantwortung übernehmen und schiebt alles auf Joe, der sie selbst verführt hätte und nicht umgekehrt. Er sei die fordernde Kraft dabei gewesen. Ja klar, und deswegen ist das "natürlich" auch okay. Wenn das Kind den Sex "will", ist es einfach okay, da kann man sich als der Erwachsene Sexpartner also jeglicher Verantwortung entziehen. Unfassbar.
Elizabeth ist dabei aber noch viel schlimmer, denn sie scheint den Gedanken daran zu genießen, Sex mit Jugendlichen und Kindern zu haben, weil es quasi wie der "verbotene Apfel" ist. Das merkt man auch dann, wenn sie vor den Schülern voller Sehnsucht von Sexzenen und von Rollen mit moralischen Grauzonen spricht, die sie am liebsten spielt. Sie nimmt dabei auch keinerlei Rücksicht auf die Familie und vor allem die Kinder von Grace und Joe. Noch schlimmer wird dies dann, wenn sie am Ende am Set mit dem jugendlichen Schauspieler die Sexszene nachspielt. Sie schauspielert nicht, sie genießt den Kontakt zu dem Jungen.
Beide Frauen sind manipulativ und hinterhältig.
Am schlimmsten jedoch ist die Tatsache, dass der Film hier scheinbar gar kein Mahnmal sein will und dass das Drehbuch überhaupt nicht darauf abzielt, das moralisch in Frage zu stellen. Joe als "Opfer" spielt hier nur die Nebenrolle, und seine Sichtweise wird hier nur angedeutet, nie wirklich aufgegriffen.
Dann gab es da noch eine Sache, die ich überhaupt nicht verstanden habe: Graces Sohn Georgie aus erster Ehe redet gegenüber Elizabeth ständig schlecht von seiner Mutter und behauptet bzw. deutet an, er hätte in ihrem Tagebuch gelesen, dass ihre älteren Brüder sie missbraucht hätten und sie deshalb auch Beziehungen zu Kindern sucht. Am Ende jedoch erzählt Grace Elizabeth, dass dies nicht stimme und sie täglich mit Georgie spricht und er ihr von der Lüge erzählt hat, die er Elizabeth aufgetischt hat. Elizabeth reagiert bestürzt und geschockt, doch warum reagiert sie so, wenn ihr das doch alles egal sein kann? Und warum erzählt Georgie diese Lüge über seine Mutter, wenn er doch eine gute Beziehung zu ihr hat? Das ergibt für mich absolut keinen Sinn.
Ich empfinde den Film eher als moralisch fragwürdig als als sinnvoll und mahnend. Dazu fehlt es dem Film an dauerhafter Spannung und vor allem einem starken Höhepunkt oder Finale. Der Film plätschert so vor sich hin, ohne je an Bedeutung zu gewinnen.
Das einzige, was positiv hervorsticht, sind die schauspielerischen Leistungen, doch die Handlung, die Charaktere sowie die nicht vorhandene Moral finde ich abstoßend.
Bewertung: 4/10 Punkte
Wiederschauwert: Keiner
Nachhaltiger Eindruck: Gering
Emotionale Tiefe: Gering
