Bewertung: 4.5 / 5
Selbst wenn man versucht, möglichst vorurteilsfrei an einen Film zu gehen, kann man leider nicht immer vermeiden, vorgefertigte Schubladen aufzuziehen und einen Film darin zu platzieren, ohne ihn gesehen zu haben. Wie man oft merkt, ist das sehr bedauerlich. Einer meiner Schubladenfilme ist "Mitten ins Herz" mit Hugh Grant und Drew Barrymore. Ein Grund war sicher Hugh Grant, der viele romantische Komödien spielt. Dazu ist der deutsche Titel leider ein bisschen blöd, der englische Originaltitel "Music and Lyrics" auch nicht viel besser. Die Filmbeschreibung lässt ebenfalls auf eine standardmäßige Liebeskomödie schließen. Letzten Endes wurde der Film dann doch mal konsumiert. Inhalt: Alex Fletcher (Hugh Grant) war in den 1980ern ein berühmter Sänger im Duo "PoP!". Während sein ehemaliger Bandkollege auch solo Erfolg um Erfolg feierte, floppte Alex Soloalbum und sein Stern sank rapide. Mittlerweile hält er sich mit Auftritten auf Klassentreffen und Jahrmärkten über Wasser. Eines Tages bekommt er die Gelegenheit, mit Cora Corman (Haley Bennett), der angesagtesten Popkünstlerin zur Zeit, ein Projekt zu machen. Dazu muss er "nur" binnen drei Tagen einen neuen Song komponieren und texten. Doch Alex war nie gut im Texten, während ihm das Komponieren leicht von der Hand geht. Bei einem Kompositionsversuch ist zufällig die Vertretung seiner Pflanzenpflegerin Sophie (Drew Barrymore) anwesend, die ausgedachte Texte zu der Melodie hersingt. Alex ist begeistert und will, dass Sophie mit ihm an den Song arbeitet. Doch Sophie ist wenig begeistert. Alex setzt alles daran, Sophie zu überreden. Cora sitzt ihm im Nacken und es stellen sich noch einige Wirrungen mehr heraus, die einer erfolgreichen Premiere des womöglich neuen Songs im Wege stehen ... Eigene Meinung: "Mitten ins Herz" ist zwar eine Liebeskomödie, aber eine, die eher leise Töne anschlägt. Weit weg von den oft albernen, lauten, überkonstruierten Komödien versucht "Mitten ins Herz" seine Geschichte viel eindrücklicher vorzustellen und vermittelt so eine wesentlich bessere Realitätsnähe als in den meisten ähnlich gelagerten Filmen. Darüber hinaus ist er aber auch eine treffende Verarsche der Popmusikindustrie und der Medienlandschaft. Die Persiflage, die auch einen guten Teil des Films trägt, ist so vortrefflich eingefangen, dass man sich hinterher über keine Extravaganzen von Britney und Co. mehr wundern kann. Das Tempo des Films ist langsam und ruhig gesetzt, den Charakteren wird Zeit gegeben, sich zu entwickeln. Die Auflockerung geschieht durch Situationskomik und Persiflageszenen und eingestreuter Tragik. Die Dialoge funktionieren dabei überwiegend hervorragend, transportieren mehr von den Szenen als die Bilder an sich. Die Story entwickelt sich letztendlich in die erwartete Richtung, auf dem Weg dorthin gibt es doch das ein oder andere neue. Schauspielerisch überzeugt Hugh Grant wie selten zuvor in seinen Filmen. Drew Barrymore ist sicher nicht schlecht, trotzdem wird man nicht ganz den Eindruck los, dass sie nicht 100%ig in die Rolle passt. Dieser Eindruck kommt aber nur vereinzelt auf. Die Nebenfiguren sind gut besetzt und funktionieren wunderbar. Kameraarbeit und Schnitt sind einfach gehalten, bei dieser Art von Film nicht weiter überraschend. Die Inszenierung ist gut gelungen, zu keinem Punkt kommt Langeweile auf und durch den satirischen Einschlag nimmt man mehr aus dem Film mit. Aber auch die Liebesgeschichte bietet einiges Neues und ist unterhaltsam anzusehen. Fazit: Gelungene Liebeskomödie mit einer guten Portion Persiflage auf die Popmusik, ein sehr guter Hugh Grant, schön erzählt. 9/10 Punkte.
Mitten ins Herz - Ein Song für dich Bewertung