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Mord an der Themse

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Mord an der Themse Kritik

Mord an der Themse Kritik

Mord an der Themse Kritik
0 Kommentare - 01.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Mord an der Themse" ist.

Bewertung: 3 / 5

Als in London zwei tote Prostituierte gefunden werden, scheint Sir Charles Warren (Anthony Quayle) zunächst nicht alles zu geben, um die Morde aufzuklären. Ein Bekennerschreiben von Jack the Ripper ruft allerdings Sherlock Holmes (Christopher Plummer) und dessen Gehilfe Dr. John Watson (James Mason) auf den Plan, die sich der Sache annehmen.

Es klingt eigentlich wie ein Witz, wenn man sich aus heutiger Sicht mit Mord an der Themse befasst. Eine recht freie Adaption des Sherlock Holmes-Stoffes und des Jack the Ripper-Mythos, der sich vor allem aus heutiger Sicht hin und wieder aktueller denn je anfühlt. Das ist aber auch zunächst perspektivisch zu verstehen, schließlich sind die Ideen, die da bedient werden, Teil heutiger Verschwörungsdebatten. So oder so ähnlich zumindest, wodurch der Film eine gewisse Härte zu sich hat, die man dann doch heute eher weniger wünschenswert findet. Ein Problem dabei ist aber, daß der klassische Stoff, der hier so im alten Sinne neu aufbereitet, hin und wieder auch sehr altbacken wirkt. Das meint dann vor allem, daß die Geschichte, so gut sie auch geschrieben ist und so viel politischer Zündstoff, wie sie definitiv auch bedeutet, eben hin und wieder das Problem hat, den Zuschauer zu verlieren. Dieser ist vor allem dann uninteressiert, wenn hinter jeder Ecke eine weitere Wendung wartet, oder das gegenteilige Extrem auftritt, daß der Film so gar nicht hinterherkommen will. Das ist zwar alles metaphorisch durchaus stark und wühlt auch tatsächlich politisch in den richtigen Wunden. Doch wirklich, so richtig zu begeistern weiß das nie, weil es eben sehr gemächlich auf Dinge hindeutet, die schlicht und ergreifend wieder langweilen können.

Dabei hat man sich hier einen brillanten Cast zusammengezaubert. Mit allen voran einem Christopher Plummer, den man ja zum Ende seiner Karriere nict mehr in den tragenden Rollen sehen sollte. Daher ist es vielleicht auch deshalb so ungewöhnlich, ihn als den „Leading Man“ hier als Sherlock Holmes zu sehen. Die Figur ist dabei nicht sonderlich danach ausgerichtet, irgendwelche Ambivalenzen aufzuweisen. Kein Spiel mit dem Alter, keine Abhängigkeit zu irgendwelchen Substanzen und auch exzentrisches Nachbarstören. Das grenzt die Figur sicherlich von späteren Adaptionen ab und man will hier vor allem das Bild eines weisen und unzyischen alten Mannes zeichnen. Wenngleich Plummer in jenen Tagen auch noch nicht so alt war, so ist es vermutlich das, worauf der Film hinaus möchte. Interessant ist dabei zudem die Chemie zwischen Holmes und Watson, die ebenso von einem großen, gegenseitigen Respekt ist. Das ist tatsächlich recht klassisches Kino, in dem die Figuren dann einfach als Freunde und Wegbegleiter fungieren, während der gesamte Habitus natürlich auch einen gewissen, britischen Charme aufweist. Die Frage, die Bob Clark hier zu Beginn allerdings stellt, ist eine gänzlich andere. Und so zeichnet der Film eine Gesellschaft, die mitunter sogar in ihrer Drastik an den späteren Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis (2007) erinnert. Das ist insofern spannend, als daß da Fragen gestellt werden und ein gewisser Klassizismus hier immer wieder eine Rolle spielt.

Leicht verwaschene und schaurige Bilder konnte Clark ja immer ganz gut, wie er davor schon in Jessy – Die Treppe in den Tod (1974) und dann später in Fröhliche Weihnachten (1983) unter Beweis stellte. Hier sorgen die Bilder vor allem für eine Atmosphäre der Bedrückung, die sich eben anhand der sich entwickelnden Geschichte auch gut an das Gesamtgefüge schmiegt. Und gleichzeitig fällt auf, daß das für einen britischen Film, ok, zuteilen ist er auch kanadisch, eben durchaus interessante Einblicke in die Monarchie und das Leben dort bieten kann. Nicht, daß man genau sähe, was diese Menschen da den ganzen Tag machten, doch hier stellt der Film dann eben auch sehr viele Fragen zum Thema Blut. Und wenn wir dann wieder zurückkehren zum Thema Verschwörungstheorien, dann geht es sogar so weit, daß der Film Themen wie Antisemitismus oder eben das Dritte Reich in seiner allgemeinen historischen Funktion, besser gesagt damit Rassismus, aufgreift. Da steckt schon eine Menge drin, weshalb es durchaus schade ist, daß Mord an der Themse eben sein Tempo nicht halten kann. Überdies kommt natürlich durch die Morde, besser gesagt die Opfer auch ein Klassizismus hervor, der eben die Frage stellt, welche Menschen welchen Wert haben. Damit ist der Film sogar rein thematisch sehr aktuell geraten. Das kann für einen Film sehr gut sein, für eine Gesellschaft wiederum aber ein Armutszeugnis.

Für das höhere Wohl, besser gesagt für eine sinnvollere Metapher, stellt der Film einen klaren Antagonismus zunächst aber zurück. Natürlich, es ist ja auch die Aufgabe sozusagen, daß Rätsel zu lüften. Und dennoch liegt hier wiederum vielleicht auch ein weiteres Problem begraben, was einen Sherlock Holmes-Film in der Regel ausmacht. Es sind ja meistens die guten Antagonisten, die sich hier allerdings sehr zurückhalten. Und so verbleibt man bei einer guten Metapher, aber eben nicht bei einem großartigen Werk. Die Ironie des Ganzen liegt aber dennoch in der Auflösung. Was der Staat, besser gesagt die Regierung, die Krone und dann wiederum tote Prostituierte gemeinsam haben. Nun, daß ist ja schon eine gewagte Aussage und insofern liefert der Film zumindest in der Hinsicht einen gewissen Mut.

Handzahm und ruhig inszeniert Bob Clark Mord an der Themse als sehr stilistisches Werk, daß in gewissen Abgründen wühlt und mal mehr, mal weniger dreckig daherkommt. Zuweilen ist das echt gewagt und auf der anderen Seite dauert es aber sehr lange, bis man dahinkommt. Man verliert so ein wenig den Reiz und dennoch gibt es diesen in jedem Fall.

Mord an der Themse Bewertung
Bewertung des Films
610

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