Bewertung: 3 / 5
Die Erde im Jahr 2077. Von blühenden Landschaften ist nicht mehr viel geblieben. Erst kamen die Plünderer und zerstörten den Mond, für den Rest sorgte Mutter Natur mit Erdbeben und Tsunamis selbst. Ein unerbittlicher Krieg zwischen Menschen und Aliens entbrannte, den die Menschen gewannen, dabei aber die Erde verloren. Nun leben die Überlebenden auf dem Titan, unter ihnen Techniker Jack (Tom Cruise) und seine Koordinatorin Victoria (Andrea Riseborough). Gemeinsam überwachen sie die Extraktion der Wasserreserven auf der Erde, was zum Überleben auf dem Titan nötig ist. Es sind die letzten zwei Wochen für das Team, bevor auch sie sich vom einst blauen Planeten verabschieden. Solange gilt es, die Überwachungsdrohnen instandzuhalten, denn die Extraktion der Ressourcen wird immer wieder von verbliebenen Plünderern gestört. Doch die Dinge, an die Jack glaubt, werden bald je gestört, als eine Raumkapsel auf der Erde abstürzt und er an Bord Julia (Olga Kurylenko) entdeckt, die Jack aus unerklärlichen Gründen kennt. Auch sonst scheint die Erde nicht so verlassen von Menschen zu sein, wie er immer glaubte. Doch während Victoria von Jacks Ideen nichts wissen will - die alles, wofür sie gearbeitet haben, gefährden - beginnen bei Jack immer mehr Zweifel über die Mission zu entstehen...
Oblivion ist einer der Filme, die unserer Ansicht nach nur recht schwer zu bewerten sind. Es ist ein Film, der sehr stark von seiner Wendung lebt, welche uns leider durch ein wirklich verabscheuungswürdiges Individuum in den IMDb-Foren vorweggenommen wurde. Damit bleibt uns mehr Zeit, uns auf die anderen Faktoren des Films zu konzentrieren und euch zu wünschen, dass ihr nicht gespoilert werdet.
Trailer zu Oblivion
Spätestens seit Tron Legacy ist klar, Regisseur Joseph Kosinski hat Stil und weiß, wie er visuell beindrucken kann, ohne die großen Bombasteffekte aus der Schublade zu holen. So nutzt Kosinski weite Strecken des Films, um ein apokalyptisches Bild der Zukunft zu zeichnen, in der die Architektur der Vergangenheit mit der Umwelt ein faszinierendes Bild abgibt. Bedauerlicherweise nimmt sich Kosinski aber auch nie die Zeit, das, was der Zuschauer sieht, weiter zu thematisieren oder einfach nur dem Zuschauer Zeit zu geben, die wirklich tollen Bilder wirken zu lassen. So erhascht man immer wieder den Blick auf eine vergangene und zerstörte Zivilisation, bekommt aber nicht die nötigen Momente, dies zu verarbeiten. Mehr als ein paar Sekunden steht Kosinski den Kinobesuchern nicht zu. Etwas anderes bleibt ihm auch kaum übrig, ist Oblivion mit knapp zwei Stunden Laufzeit überraschend kurz für einen solch gearteten Film.
So toll viele visuelle Eindrücke auch sind, so kalt wirkt Oblivion an vielen Stellen aber auch. Im Vorfeld hatten wir häufig vom Apple-Look gesprochen, der bereits in den Trailern sichtbar war. Die Kleidung, Waffen, Drohnen und Fluggeräte wirkten beinahe, als entspringen sie der zukünftigen Apple-Produktpalette. Erinnert man sich an die ersten Konzeptzeichnungen, die ein düsteres dystopisches Bild zeichneten, ist der Film damit viel zu steril geworden; dies mag der US-Freigabe geschuldet sein, die in jüngster Vergangenheit zu vielen Filmen das Genick brach. Hier macht sich dies so bemerkbar, dass dem Film jede Rauheit und oft auch Bedrohlichkeit abhandenkommt. Selbst gestorben wird so, dass kein Blutstropfen je die Augen der Zuschauer streift, Pulverisierung abseits der Kamera macht es möglich. So bleibt jedwedes Bedrohungsszenario an etwas Staub und minimalen Schrammen haften. Immerhin, so viel muss gesagt werden, machen die designtechnischen Entscheidungen im Film mit ihren kalten Formen im Hinblick auf das Ende aber durchaus noch einen Sinn.
Woran Oblivion besonders krankt, ist seine Austauschbarkeit. So originell die Grundidee auf dem Papier wirkt, im Kino selbst bleibt davon nicht viel übrig. Dies liegt vor allem daran, dass Anleihen an anderen Filmen und Ideen einfach zu offensichtlich sind. Vor allem Duncan Jones mit Moon und Source Code stand gefühlt mehrmals Pate. Im letzten Drittel wird schonungslos bei Independence Day gekupfert, Tom Cruise weckt Erinnerungen an Krieg der Welten und selbst an Kosinskis letzten Film Tron Legacy wird akustisch und stilistisch erinnert. Mit all den gefühlten Referenzen fällt es schwer, Oblivion als eigenständigen Film zu sehen, zu wenig Neues wird dem Zuschauer geboten. Wer die oben genannten Filme jedoch nicht kennt, wird sich an vielen tollen Ideen erfreuen, die anderen Zuschauer können sich eines bekannten Gefühls wohl aber kaum erwehren. Die vielen Elemente sorgen dann auch dafür, dass die einzelnen Ideen nicht wie in den genannten Filmen besonders intensiv thematisiert werden können.
An den Schauspielern kann bis auf die individuellen Leinwandzeiten dabei nichts bemängelt werden. Fast ausschließlich wird der Film von Tom Cruise getragen, der schon oft sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellte und in Oblivion fast ganz auf sich allein gestellt ist. Alle anderen Darsteller, darunter Olga Kurylenko und Andrea Riseborough, nehmen verhältnismäßig kleine, dennoch aber wichtige Rollen ein. Etwas überrascht waren wir über Morgan Freeman, der in den Trailern prominent in Szene gesetzt wurde, im Film aber eine fast schon lächerlich kleine Rolle innehat.
Oblivion ist kein schlechter Film, ist sehenswert, aber nicht bedeutend. Trotz der oft einfachen Inszenierung, der es deutlich an Tiefe mangelt, kommt keine Langeweile auf. Er ist kurzweilig geschnitten, aber kann nicht verbergen, dass hinter der Fassade so viel an ungenutztem Potential steckt. Besonders die emotionalen und menschlichen Themen, die die Handlung schon auf dem Silbertablett liefert, werden gnadenlos ignoriert und nur äußerst dezent am Rande behandelt. Die Dreiecksbeziehung, die sich zwischen Jack, Victoria und Julia anbahnt, hätte Stoff für mehr als einen Film geboten. Stattdessen wird das, was den Film wirklich besonders hätte machen können, im Keim erstickt und lieblos gelöst. Was sich Kosinski aber wirklich hätte sparen können, ist das furchtbare Happy End, welches weite Strecken des Films ihrer Bedeutung raubt. Die letzten drei Minuten können wir nur als schlecht bezeichnen.
Mit Oblivion wurde etwas für SciFi-Liebhaber und Cruise-Fans geschaffen. Kosinski weiß, wie er Filme drehen kann, es mangelt ihm aber wie bei Tron Legacy an dem Gespür, wie er kaltes Design so in Szene setzt, damit es den Zuschauer packt. Nur wenn er in Zukunft auch ein Händchen für mitreißende Handlungen entwickelt, kann aus ihm ein guter Regisseur werden.