Bewertung: 4 / 5
Auch in ihrer modernisierten Fassung funktionieren die Leiden des Papillon noch immer sehr gut. Wer das Original kennt und liebt, sollte der Neuauflage ruhig eine faire Chance geben, denn hier steckt viel drin, was schon 1973 sehr gut funktionierte und auch heute noch zu überzeugen weiß. Während beide Filme ihre Stärken und Schwächen haben, kann jede(r) für sich selbst entscheiden, welches die bessere Fassung ist. Wer hingegen noch nie von Papillon gehört hat, wird mit einem Kinobesuch auf keinen Fall etwas verkehrt machen und eine Geschichte über den Drang des Menschen nach Freiheit erleben, getragen von zwei absolut überzeugenden Darstellern.
Papillon Kritik
Frankreich in den 30er Jahren: Henri Charrière (Charlie Hunnam), genannt Papillon, verdient seinen Lebensunterhalt als Tresorknacker, bis ihm eines Tages ein Mord angehängt wird. Zu lebenslanger Haft verurteilt, soll er den Rest seines Lebens in der Übersee-Strafkolonie Französisch-Guayana verbringen. Doch bereits bei der Überfahrt schmiedet Papillon Fluchtpläne, denn eines ist sicher, er will wieder frei sein. Dabei soll ihm der Fälscher Louis Dega (Rami Malek) helfen und so machen die beiden einen Deal: Papillon hält Dega als Leibwächter am Leben und im Gegenzug hilft Dega ihm bei der geplanten Flucht. Aus einem anfänglichen Geschäft wird mit der Zeit eine tiefe Freundschaft...
Trailer zu Papillon
Der unbändige Wunsch nach Freiheit! Bereits 1973 wurde der autobiographische Roman von Henri Charrière verfilmt und avancierte im Laufe der Jahre zu einem der großen Filmklassiker. Für Steve McQueen gab es sogar einen Golden Globe und der Soundtrack bekam einen Oscar. Lange ist es her und nun der Sprung in die Gegenwart, denn wie es sich gehört, braucht jeder Film irgendwann mal ein Remake. Nun ist also Papillon dran und gerade wenn man sich an ein Remake eines Klassikers macht, ist die Gefahr groß, es so richtig zu versaubeuteln. Die Messlatte liegt hoch und wirklich übertrumpfen kann man die Originale für gewöhnlich nicht, weswegen Regisseur Michael Noer diesen Ansatz auch gar nicht verfolgt. Papillon ist vor allem der Versuch, eine fesselnde Geschichte mit modernen Mitteln neu zu erzählen.
Es erstaunt dabei wenig, dass sich die Werke eigentlich kaum unterscheiden. Einige Passagen sind etwas anders interpretiert, aber im Kern gleichen sich beide Filme wie ein Ei dem anderen. Zwar werden die Szenen nicht kopiert und Noer versucht durchaus, eigene Schwerpunkte zu setzen, aber wer die Geschichte kennt, weiß um deren Verlauf und entsprechend gibt es hier keine großen Überraschungen. Die größte Änderung betrifft auch eher die Laufzeit und den Härtegrad. Während die Geschichte nun um gut 30 Minuten kürzer ausfällt, hätte man beim Härtegrad durchaus befürchten können, Papillon würde weichgespült daherkommen, so wie es unsere modernen Zeiten mögen. Doch das ist glücklicherweise nicht der Fall und gerade die Gewalt unter den Insassen und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen werden sehr gut transportiert.
Dies liegt auch an der Bildsprache des Films und seinen beiden Hauptdarstellern. Sowohl Hunnam als auch Malek schaffen es überzeugend, Papillon und Dega zum Leben zu erwecken und sich damit auch von Steve McQueen und Dustin Hoffman zu distanzieren. Gerade diese Tatsache ist eine der Überraschungen des Films und die sich zwischen beiden entwickelnde Freundschaft als tragende Säule funktioniert heute noch so gut wie damals. Dennoch bringt die deutlich kürzere Laufzeit ein paar Probleme mit sich und so gibt es stellenweise immer wieder kleinere Sprünge in der Handlung, wo man sich ruhig noch etwas mehr Zeit hätte nehmen können. Gerade die schockierende mehrjährige Isolationshaft hätte noch nuancierter gezeigt werden können, genauso wirkt das Ende dann so, als wolle man es unbedingt abhaken und serviert dieses etwas zu schnell. Den Gegensatz bildet der Originalfilm, der sich hingegen für das Ende wieder etwas zu viel Zeit nahm und dadurch an Tempo verlor.
Die eingesparte Zeit hat hingegen auch einen Vorteil, denn Papillon wird in seiner modernisierten Fassung deutlich effizienter erzählt, wirkt insgesamt sogar fokussierter und erweckt trotz der erwähnten Sprünge nie den Eindruck, dass durch die Handlung gehetzt wird. So gibt es letztlich Passagen, die im Original besser umgesetzt wurden und ebenso Elemente, die hier weitaus treffender gezeigt werden. Speziell die Heroisierung der Protagonisten wird deutlich zurückgefahren, während versucht wird, den Figuren in weiteren charakterlichen Zügen mehr Tiefe zu geben und keine klassische Schwarz-Weißzeichnung zu vollziehen.
Letztlich sind die Unterschiede zu Papillon aus dem Jahr 1973 eher gering, aber sie sind spürbar und selbst wenn man die Meinung vertreten kann, dass es dieses Remake nicht gebraucht hätte, kann sich das Ergebnis sehen lassen. Diese Neuinterpretation steht würdig auf eigenen Beinen und schafft es, die Geschichte in modernisierter Form überzeugend zu erzählen. Hunnam und auch Malek gelingt es dabei, ihren Figuren Leben einzuhauchen und damit die tragenden Säulen dieser Neuinterpretation zu sein.