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Past Lives

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Ein gefühlvolles Filmjuwel

Past Lives Kritik

Past Lives Kritik
1 Kommentar - 14.08.2023 von Moviejones
Wir haben uns "Past Lives" für euch angeschaut und verraten euch in unserer Kritik, ob sich dieser Film lohnt.
Past Lives

Bewertung: 4 / 5

"In-Yun" ist ein koreanischer Begriff, der die Bindung zwischen zwei Menschen im Laufe ihres Lebens bezeichnet und eine Form des Schicksals definiert, die bestimmt, wie sich zwischenmenschliche Beziehungen durch mehrere Ebenen der Reinkarnation entwickeln. Der Ausdruck beschreibt, dass man an irgendeinem Ort zu irgendeiner Zeit jemanden getroffen hat und sich durch die Umstände des Lebens wieder treffen wird. Um solch eine Verbindung dreht sich der autobiografische Film Past Lives, mit dem Celine Song ein gefühlvolles Regiedebüt gelungen ist, das ihr eigenes Leben als in New York lebende koreanische Kanadierin verarbeitet.

Past Lives Kritik

Als Na Young zwölf Jahre alt ist, beschließt ihre Familie von Südkorea nach Kanada auszuwandern. Weitere zwölf Jahre später lebt Na Young als Nora (Greta Lee) in New York und nimmt über das Internet Kontakt zu ihrem früheren Klassenkamerad und Kindheitsfreund Hae Sung (Teo Yoo) auf. Weil sie infolge der zahlreichen Videotelefonate ihre Karriere vernachlässigt, bricht Nora den Kontakt ab. Erneut zwölf Jahre später reist Hae Sung nach New York. Die beiden werden für eine schicksalhafte Woche wiedervereint, in der sie sich mit der Liebe und dem Schicksal auseinandersetzen.

Trailer zu Past Lives

Ein autobiografischer Film

So wie Hauptfigur Nora ist auch Regisseurin und Drehbuchautorin Celine Song in Südkorea geboren, im Alter von zwölf Jahren mit ihrer Familie nach Ontario, Kanada, ausgewandert und in New York City ansässig. Das ist jedoch nicht die einzige Parallele: im Film schreibt Nora an einem Theaterstück über ihre Einwanderungserfahrung - Song hat vor ihrer Filmkarriere ebenfalls ein Theaterstück kreiert. Das zu Beginn des Films angeteaste und später ausführlich gezeigte Gespräch zwischen Nora, ihrem Mann Arthur (John Magaro) und Hae Sung basiert ebenfalls auf einer Erfahrung von Song, bei der sie zwischen ihrem amerikanischen Ehemann und ihrer früheren koreanischen Jugendliebe, die zu Besuch war, dolmetschte.

Past Lives wirkt aufgrund seines autobiografischen Hintergrunds und seiner realistischen Inszenierung wie aus dem Leben gegriffen. Das ist vor allem der in Los Angeles als Tochter koreanischer Immigranten geborenen Greta Lee sowie dem als Sohn südkoreanischer Gastarbeiter in Köln geborenen Teo Yoo zu verdanken, die in den Hauptrollen stark aufspielen und glaubhafte Charaktere auf die Leinwand bannen, was auch für John Magaro als Arthur gilt.

Wer bei der einleitenden Beschreibung des "In-Yun"-Begriffs bereits die Augen gerollt hat, kann zudem aufatmen: Past Lives kommt gänzlich ohne fantastische Elemente aus, stattdessen erforscht der Film den Ausdruck über eine philosophischen Perspektive.

Ein realistisches Liebesdrama ohne Klischees

Aufgrund seiner über 24 Jahre verlaufenden Handlung, die mit jeweils zwei Zeitsprüngen von zwölf Jahren aufwartet, erinnert Past Lives an die meisterhafte Before-Trilogie von Richard Linklater (Before Sunrise, Before Sunset und Before Midnight), welche zwischen 1995 und 2013 die Beziehung eines Paares im Abstand von jeweils neun Jahren beleuchtet hat. Dabei reicht Past Lives auch von der Qualität her durchaus an die drei Filme heran und ist ebenso realistisch gehalten und vermeidet dabei ebenfalls jegliche Klischees, die Liebesdramen sonst so oft verderben. Wie oft sieht man schon einen Film, der Liebe anhand einer jahrzehntelang platonisch verlaufenden Beziehung verhandelt?

Past Lives ist zudem wunderschön gefilmt und gerade die Aufnahmen vom mitunter verregneten New York City gehören zu den schönsten Szenen des Jahres. Das gilt auch für die großartigen Dialoge, dank der sich einige Szenen wie eine Konversation zwischen Nora und Hae Sung vor einem Kinderkarussell oder ein Dialog zwischen Nora und Arthur in ihrer Wohnung ins Gedächtnis brennen. Auch wenn Past Lives ein Drama ist und immer wieder ernste Töne anschlägt, findet der Film trotzdem immer wieder Platz für kleinere Witze und bekommt in einer Szene auch einen leichten Meta-Anstrich.

Mit einer Länge von 105 Minuten ist Past Lives trotz seines gedrosselten Tempos sehr kurzweilig. Der Film funktioniert zudem nicht nur als Verhandlung von Liebe, die Beziehung zwischen Nora und Hae Sung sowie Arthur ist zudem eine starke Metapher für ihr hin- und hergerissen Sein zwischen ihrer koreanischen Herkunft und ihrem amerikanischen Wohnsitz. Dabei zeigt Past Lives hervorragend auf, dass Liebe nie eindimensional ist, sondern schmerzhaft und schön zugleich sein kann. Dies drückt der Film am allerbesten mit seinem Ende aus, das viele Leute sehr bewegen wird und angesichts der emotionalen Reaktion einer bestimmten Figur genug Interpretationsspielraum für anschließende Diskussionen lässt.

Fazit

Past Lives ist ein starkes Regiedebüt von Celine Song, mit dem sie ihre eigene Migration von Südkorea nach Nordamerika sowie ihr Verhältnis zu ihrer früheren koreanischen Jugendliebe im Erwachsenenalter verarbeitet. Das gelingt ihr mit wie aus dem Leben gegriffenen Dialogen, die von einer starken Kamera eingefangen werden und gerade die in New York spielenden Szenen zählen zu den schönsten Filmaufnahmen des Jahres. Mithilfe des "In-Yun"-Begriffs verarbeitet Past Lives zahlreiche philosophische Lebensfragen, die wir uns alle schon einmal gestellt haben dürften. Gerade migrierte Menschen dürfte der Film mitten ins Herz treffen. Past Lives findet sich bereits in zahlreichen Bestenlisten und es würde uns nicht überraschen, wenn wir den Film nächstes Jahr bei den Oscars wiedertreffen.

Wiederschauwert: 80 %

Past Lives Bewertung
Bewertung des Films
810

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1 Kommentar
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
01.12.2023 00:39 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Das originalem Kinostart für mich bisher der beste Film 2023.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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