Bewertung: 4.5 / 5
Prestige, ein Spielfilm welcher im Jahr 2006 und 2007 ziemlich unbemerkt weltweit durch die Kinos geschlichen hat. Unsere volle Aufmerksamkeit bekam das Werk erst Jahre später, als sein Regisseur weltberühmt wurde.
Robert Angier und Alfred Borden arbeiten Ende des 19. Jahrhunderts gemeinsam als Magier in London. Als bei einem tragischen Zwischenfall Angiers Frau auf der Bühne stirbt entbrennt eine Rivalität zwischen den beiden, welche keine Grenzen kennt.
Trailer zu Prestige - Die Meister der Magie
Prestige ist ein merkwürdiges Phänomen. Im Jahr 2006 hat gefühlt niemand diesen Film mitbekommen, ein Jahr zuvor lief Batman Begins im Kino und keine zwei Jahre danach ging Christopher Nolan mit The Dark Knight weltweit durch die Decke. Da kann man sich fragen, mit welchem Zaubertrick Nolan diesen Film erschaffen hatte und wie er ihn so lange geheim halten konnte.
Bei Prestige handelt es sich um die Romanadaption Das Kabinett des Magiers von Christopher Priest. Christopher Nolan hat den Film jedoch nicht wie ein Kartenspieler aus den Ärmel geschüttelt. An dem Drehbuch soll er, gemeinsam mit seinem Bruder fünf Jahre lang gearbeitet haben. Besetzt ist das Magierdrama mit Hugh Jackman, Christian Bale, Michael Caine, Scarlett Johannson und Rebecca Hall durchaus hochkarätig.
Auch wenn Nolan bereits 2005 mit Hans Zimmer zusammen kam, aber für die Musik von Prestige arbeitete er ein letztes Mal mit David Julyan. Dieser komponierte bereits für Memento, Insomnia und sogar Nolans Debütfilm Following.
Prestige ist in seiner Erzählstruktur, wie könnte es anders sein, stark verschachtelt. Das mag anfänglich leicht irritieren, aber bereits nach wenigen Minuten kommt es wie ein normaler Erzählfluss daher und erlaubt eine spannungsreiche Inszenierung. Zwar ist Christopher Nolans Handschrift in diesem Film sehr sehr gut zu erkennen, aber er trägt sie nicht so dick auf, wie es in späteren Werken der Fall ist. Dort sind bombastische Soundtracks, atemberaubenden Effekten und IMAX-Bilder inzwischen schon fast Standard.
Trotzdem hat Prestige die gleiche, fast sogar noch eine stärkere Wirkung. Trotz aller Verschachtelung ist Prestige leicht zugänglich. Er fordert den Zuschauer, lässt es aber nicht anstrengend wirken. Inhaltlich thematisiert der Film sehr gut, was Ehrgeiz und Leidenschaft mit Menschen machen können bzw., wozu sie fähig werden. Wenn man so will erkennt man hier schon Leitmotive vom späteren Werk Interstellar und dem Gedicht Geh nicht gelassen in die gute Nacht. Es ist die Aufruhe, die Menschen dazu befähigt einen Schritt weiter zu gehen. Im Falle von Prestige sich die Hände schmutzig zu machen. Dabei zeigt der Film zwei unterschiedliche Wege auf. Während der eine sich selbst einschränkt und gefühlt nur ein halbes Leben lebt wird ein anderer zu skrupellosen Mitteln greifen.
Die Rivalität der beiden Magier Angier und Borden wird von einer weiteren Rivalität im historischen Kontext begleitet. Denn sowohl Nikola Tesla wie auch Thomas Edison treten in Erscheinung. Im Wettstreit darum, ob sich der Wechsel- oder der Gleichstrom behaupten wird. Der historische Kontext wird ein bisschen sehr weit gedehnt und so mischt sich in diesem durchaus realistischen Magierdrama eine Prise Science Fiction.
Als Angier am Ende des Films ggü. Borden seine Leidenschaft und Hingabe zur Faszination des Publikums offenbart, kann man zudem ein bisschen erkennen, warum Nolan seine Filme so dreht, wie er sie dreht. Mit all der Musik, den Effekten, den Verschachtelungen und den Spielen mit der Zeit.
In der Retrospektive könnte man kritisch anmerken, dass es etwas zu viel war für einen Doppelgänger von Hugh Jackmans Figur Angier erneut Jackman vor die Kamera zu stellen und ihn schlicht Betrunken zu machen. Realistischer wäre es gewesen, wenn man einen optisch ähnlichen Darsteller genommen hätte um die Verzweiflung Angiers zu diesem Zeitpunkt mehr zu verdeutlichen.
Prestige erscheint zwar nicht so bombastisch wie spätere Werke des Regisseurs, was durchaus Vorteile mit sich bringt, aber die Musik dieses Films ist sehr unauffällig. Sie funktioniert, aber nach den 130 Minuten Laufzeit ist sie direkt vergessen. Passenderweise dazu ertönt mit dem Abspann nicht der Soundtrack des Films sondern man hört das Lied Analyse von Thom Yorke. Nicht schlecht, aber im Kontext der Nolan-Filme untypsch und es unterstreicht, wie wenig erinnerungsreich die eigentliche Komposition von Prestige doch ist.
Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist der Film ein Geniestreich. Während seiner Handlung erklärt er den Zuschauern, wie gute Zaubertricks aufgebaut sind und das man als Zauberer auf keinen Fall seine Geheimnisse verraten sollte. Beim Schauen von Prestige stellt man selbst fest, dass dieser Film wie ein Zaubertrick aufgebaut ist. Aber entgegen seiner eigenen Empfehlung verrät der Film am Ende seinen Trick. Damit entzaubert er sich jedoch nicht selbst, sondern veranlasst den Zuschauer, sich Prestige direkt weitere Male anschauen zu wollen.