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Promised Land

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Prädikat: besonders wertvoll

Promised Land Kritik

Promised Land Kritik
0 Kommentare - 18.02.2013 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Für das Erdgasunternehmen "Global" reist Steve Butler quer durch Amerika, um neue Ressourcen zu erschließen. Auch in einer Kleinstadt im Mittleren Westen sollen die von Wirtschaftskrise und Rezession gebeutelten Kleinstadtbewohner zu einem möglichst günstigen Preis die Bohrrechte an ihrem Land an "Global" abtreten. Um das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen, adaptiert Butler die Lebensgewohnheiten der Bewohner und gibt ihnen das Gefühl, einer von ihnen zu sein. Doch dann regt sich Widerstand in der Stadt. Die Einwände eines Professors und eines Umweltaktivisten drohen die Pläne zu gefährden und stürzen Butler in ein moralisches Dilemma. Der neue Film von Kult-Regisseur Gus Van Sant widmet sich den Gefahren des "Frackings" und den hochgiftigen Substanzen, die bei dieser Bohrmethode angewandt werden. Van Sant erzählt konsequent und geradlinig. Völlig unprätentiös, leise und unaufgeregt zeigt er Konflikte auf, lenkt den Zuschauer jedoch nie manipulativ in eine Denkrichtung. Vielmehr bildet der Film unterschiedliche Standpunkte nachvollziehbar ab, problematisiert, aber indoktriniert nicht. Die Dialoge überzeugen ebenso wie der durch Matt Damon angeführte exzellente Cast, der beeindruckend glaubwürdig spielt. Van Sant nimmt sich Zeit für Atmosphärisches und arbeitet inszenatorisch gezielt mit Schärfen und Unschärfen, die vor allem den inneren Konflikt der Hauptfigur spürbar werden lassen. Ein Film, der in die Tiefe dringt und dazu ein großartiges Plädoyer für die Entscheidungsfreiheit des Individuums.

Im Auftrag einer großen Energiefirma reist Steve Butler in eine Stadt in Pennsylvania, wo er den Bewohnern das Abbauen von Schiefergas mittels Fracking schmackhaft machen soll. Schnell zeigt sich, dass er und seine Kollegin Sue Thomason, die er vor Ort trifft, clevere Verkaufsprofis sind. Weil es sich um eine strukturschwache Stadt handelt, scheinen sie zunächst leichtes Spiel zu haben. Die Menschen sehen in dem Deal mit der Energiefirma einen Ausweg aus ihren finanziellen Nöten. Doch ein ehemaliger Ingenieur, der an der lokalen High School als Lehrer arbeitet, macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Er weiß um die Risiken der Methode des Fracking und erwirkt eine Abstimmung. Nun müssen Butler und Thomason alle Register ihres Könnens ziehen, um die Bewohner der Stadt für sich zu gewinnen. Da taucht plötzlich ein Umweltaktivist auf, der Beweise dafür vorlegt, wie gefährlich das Fracking tatsächlich sei. In seinem neuen Film greift Gus Van Sant ein brisantes Thema auf. Fracking wird vor allem in den USA seit einigen Jahren eingesetzt und viele Nebenwirkungen auf die Umwelt, die sich etwa aus der Anwendung von Chemikalien ergeben, sind noch nicht geklärt.

In Promised Land wird daraus ein geradliniger, unaufgeregter Politthriller, der handwerklich brillant von der Wandlung Butlers vom Verkaufsgenie zum Mann mit Gewissen erzählt. Das ist gewiss nicht neu und hat im US-amerikanischen Kino durchaus Tradition. Doch Promised Land nimmt sich bemerkenswert viel Zeit für die Charakterisierung der Figuren. Matt Damon, der auch das Drehbuch schrieb, und Frances McDormand sind hervorragend besetzt und verkörpern zwei verschiedene Facetten dieser Arbeitssituation. Während er am Ende erkennt, dass eine Firma es nicht wert ist, für sie zu arbeiten, wenn sie selbst ihren Mitarbeitern gegenüber nicht mit offenen Karten spielt, ist die Arbeit für die pragmatische Thomason nur ein Job, der ihr in erster Linie ein Einkommen sichert. Dabei geraten beide in eine romantische Beziehung. Er lernt eine Lehrerin kennen, die seiner Arbeit eher indifferent gegenübersteht. Sie lernt einen Mann kennen, der sie bei ihrer Arbeit unterstützt. Die Ambivalenz, die hier zum Tragen kommt und geschickt auf die beiden Figuren verteilt ist, zeichnet den gesamten Film aus. Das betrifft auch die Bewohner des Ortes, ob sie sich für oder gegen das Angebot ihr Land für die Erdgasbohrungen zu verkaufen, entscheiden.

Wenn Butler am Ende in bester Hollywood-Tradition ein Plädoyer hält, wird die Stoßrichtung des Films und vielleicht auch seine Ideologie transparent: Es kommt darauf an, dass den Bewohnern die Möglichkeit einer Entscheidung gelassen wird, ohne dass sie manipuliert werden. Dieser Bewusstseinsprozess wird bis in die Nebenfiguren perfekt mit viel Fingerspitzengefühl inszeniert.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Promised Land Bewertung
Bewertung des Films
810

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