Bewertung: 4 / 5
Auch wir haben Reacher innerhalb zweier Tage durchgebingt, derweil ist schon Staffel 2 bestellt! Erfreulich, also gefällt den Prime-Kunden die Serienadaption der Lee Child-Romanvorlagen offensichtlich ähnlich gut wie uns, wie wir auch an euren Kommentaren bis dato ablesen konnten. Ähnlich wie euch hat uns die neue Amazon-Serie mit ihren ersten acht Folgen positiv überrascht. Hier unsere Review.
Die Serie beginnt mit Jack Reacher (Titans-Star Alan Ritchson) als einem mysteriösen Fremden, der aufgrund seiner Blues-Liebe eine Kleinstadt besucht - und vor aller Augen im Café als Mordverdächtiger verhaftet wird! Warum, wieso, weshalb, daran rollt sich der erste Fall auf, um den es in der gesamten Staffel geht: Im Gefängnis nimmt Reacher einen blassgesichtigen Banker unter seine Fittiche, der ihm die ersten Hinweise auf den Fall liefert, derweil bestärkt die Beleuchtung von Reachers Hintergrund den Verdacht der lokalen Polizei, dass ein Ex-Militaryheld, so ordentlich er auch zulangen kann, vielleicht doch der Falsche hinter Gittern ist...
Trailer zu Reacher
Reacher Review
Uns hat die Statur von Tom Cruise als Titelheld der Jack Reacher-Filme nie gestört, entsprechend skeptisch waren wir, inwiefern der nun hünenhaftere und ordentlich muskelbepackte Alan Ritchson der bessere Reacher sein soll. Als Hawk in Titans mochten wir Ritchson aber bereits, jedoch waren wir uns nicht sicher, wie der Hüne mit den freundlichen Augen als Reacher die Serie tragen kann - doch das kann er! Zumal er sich auch nicht allein durchboxt, sondern ein toll besetztes Polizei-Team um sich hat, das man ebenso rasch ins Herz schließt wie den Titelheld selbst.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist sein Charakter zu Beginn dennoch, ein Mix aus einerseits messerscharf analytisch, wenn es um die Fallermittlung geht, ansonsten aber eher der wortkarge Charme eines Hulk - neben der ordentlichen Durchschlagskraft ist die emotionale Seite gleich mitgemeint, seine Sozialkompetenz ist abgesehen von seinem Sinn für Gerechtigkeit eher mau. ;-)
Ein Love-Interest (Willa Fitzgerald) sorgt jedoch für ein neues Lernfeld, und da der Fall auch noch eng mit seiner eigenen Vergangenheit zusammenhängt, bekommt Reacher neben einem Motiv für einen Rachefeldzug auch die Chance geboten, seine ganz persönliche Vergangenheit aufzuarbeiten. Tatsächlich ist der Kontrast von brachialer, auch ordentlich blutiger Gewalt eines "Biests", wenn er loslegt, und ansonsten fast naiv-freundlich wirkender Ausstrahlung, die ihm auch von den Bösewichten Schimpfworte wie "Riesenbaby" einbringt, genau das, was ihn letztlich herausstechen lässt unter den sonst so üblichen Haudruff-Charakteren der Film- und Serienlandschaft.
Wer wiederum befürchtet, man müsse aufgrund eines Serienformats mit Längen rechnen: nein, die acht Folgen von Reacher lassen keine Langeweile aufkommen, die Season ist knackig inszeniert, und mehr hätte es auch nicht gebraucht. Angesichts von Romanvorlagen ist eine Serie sowieso meist besser darin, alles noch etwas dichter und dennoch mehr Charakter-basiert auszurollen.
Das kommt nicht nur dem neuen Reacher-Titelheld, sondern auch den Team-Charakteren zugute, die nicht weniger spannend und liebenswert sind als Reacher selbst. Willa Fitzgerald wird ihm als sympathische Ermittlerpartnerin an die Seite gestellt, ihr Boss mit so seinen eigenen Problemen wird von Malcolm Goodwin ebenfalls spannend in Szene gesetzt und gespielt. Auch die Nebenrollen neben diesem Haupttrio machen ihre Sache gut.
Der Reacher-Fall an sich mutiert von zu Beginn scheinbar rein kleinstädtisch und familiär gelagert hin zu internationalem Ausmaß, wodurch auch absehbar wird, wie der anstehende Weg von Reacher auch aus der Kleinstadt wieder hinausführt - mit dann einem neuen Fall für Staffel 2, und vielleicht dadurch auch noch etwas fieser wirkenden Schurken. Kurz, ein guter Auftakt für den neuen Reacher, so kann es gern weitergehen!