
Bewertung: 4 / 5
Es waren einmal ein Schlossbesitzer und ein Immobilienmakler, die sich trafen und eine jahrhundertelange, ungesunde Co-Abhängigkeit zueinander entwickelten, welche schließlich zum Konflikt zwischen den beiden führt. Ach ja, bei dem Schlossbesitzer handelt es sich um den berüchtigten Graf Dracula, wodurch es in dieser Geschichte auch durchaus blutig zugeht. Und brutal. Sehr brutal. Aber nie unlustig, denn Renfield macht am Ende vor allem eines, sehr viel Spaß!
Renfield Kritik
Es wird blutig, finster und gefährlich! Das Böse überdauert die Ewigkeit nicht ohne ein bisschen Hilfe: In dieser modernen Monstergeschichte über Draculas treuen Diener schlüpft Nicholas Hoult in die Rolle von Renfield, dem gepeinigten Handlanger des größten Narzissten unter den Vampiren - Dracula. Renfield ist gezwungen, die Beute seines Meisters zu beschaffen und dessen Befehle auszuführen - ganz gleich, wie schändlich sie auch sein mögen. Nun, nach Jahrhunderten der Knechtschaft, ist er jedoch bereit, aus dem Schatten des Fürsten der Finsternis herauszutreten und ein neues Leben zu beginnen. Dazu muss es ihm jedoch gelingen, seine Abhängigkeit von seinem Herrn zu beenden.
Trailer zu Renfield
Dies ist bei weitem nicht die erste Verfilmung rund um Dracula und sie wird beileibe nicht die letzte sein. Und doch schafft Renfield es, sich von den vielen anderen Verfilmungen deutlich abzuheben. Dies mag nicht die verrückteste Dracula-Interpretation sein, aber sicherlich eine der spaßigsten. Bereits die ersten Minuten machen sehr deutlich klar, was für eine Art von Film dies ist. Hier geht es brutal zu, ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei aber so übertrieben und immer mit einer Prise Humor, sodass es nicht wie in anderen Filmen wehtut, sondern einfach nur gut unterhält. Und ernst nehmen kann man das Ganze ohnehin nicht. Dies ist vermutlich auch der Grund, weswegen der Film bereits eine Altersfreigabe ab FSK 16 erhalten hat und nicht erst ab 18, was bei manchen Szenen durchaus vertretbar gewesen wäre.
Gliedmaßen abtrennen, menschliche Körper zum Explodieren bringen, all sowas kennt man auch aus anderen Filmen. Dies macht Renfield nicht besonders. Was diesem Film hilft, sich von anderen abzuheben, sind seine Schauspieler, allen voran Hauptdarsteller Nicholas Hoult und natürlich Nicolas Cage.
Beide ergänzen sich dabei gut. Hoult hat die titelgebende Hauptrolle inne und steht klar im Fokus. Sein Renfield kämpft damit, im Kern ein guter Mensch sein zu wollen, jedoch hat er es mit einem tyrannischen und äußerst narzisstischen Boss zu tun, der Renfield klein hält und ihn laufend dazu zwingt, ihm neue Opfer heranzuschaffen. Und obwohl er bereits die Chance dazu hatte, fehlte es Renfield bislang stets an der nötigen inneren Kraft, sich von seinem Boss zu lösen. Hoult verkörpert diese Figur auf charmante Art und Weise und er schafft es dabei, sowohl die Angst und Unsicherheit, die Renfield stets umgibt, zu verkörpern, als auch eine fast schon kindliche Unschuld. Und auch in den Actioneinlagen macht Hoult eine durchaus gute Figur.
Zu Nicolas Cage braucht man im Grunde nur das folgende sagen: Man merkt von der ersten Minute an, wie viel Spaß es ihm bereitet hat, in die Rolle des Graf Dracula zu schlüpfen! Und auch, dass ihm diese Rolle als großer Dracula-Fan viel bedeutet. Seine Leidenschaft für diese Rolle ist zu spüren. Natürlich ist hier in Renfield alles etwas übertrieben, weswegen wohl gerade Cage hier gut in die Rolle passt. Gleichzeitig ist es aber auch nicht zu übertrieben, sondern eben auch mit Respekt und der nötigen Ernsthaftigkeit versehen. Der Spaß, den Cage beim Drehen empfunden haben muss, er überträgt sich auch auf den Zuschauer. Man freut sich einfach für Cage, dass er seinen Traum erfüllen konnte, endlich Dracula zu spielen und man applaudiert, weil er es wirklich gut gemacht hat.
Dabei beweist Cage erneut, dass er eben immer noch einer für die große Leinwand ist. Bereits im letzten Jahr kehrte er mit Massive Talent durchaus gelungen zurück ins Scheinwerferlicht eher größerer Hollywood-Produktionen, nachdem er jahrelang in eher kleineren Genre- und Independent-Filmen glänzte und sich dort einen Namen machte. Cage hat in Interviews stets betont, dass seine Leidenschaft schlicht die Schauspielerei ist und er diesen Job einfach gerne ausübt. Und es ist wohl genau diese Leidenschaft, die auch in Renfield wieder zum Tragen kommt, die dafür gesorgt hat, dass er zuletzt wieder Teil der großen Welt Hollywoods geworden ist und er endlich wieder öfters in eben auch solchen eher größeren Produktionen für ein breiteres Publikum in Erscheinung tritt.
Cage ist dabei bekannt dafür, stets alles zu geben und sich voll reinzuhängen. Manchmal gipfelt dies in ein übertriebenes Schauspiel, welches unfreiwillig komisch wirkt. Wenn man wie Cage Schauspiel auf Vollgas betreibt, schießt man eben manchmal übers Ziel hinaus. Doch dieses Risiko geht Cage nahezu jedes Mal ein. Manchmal kommt dabei etwas Tolles, sogar großartiges heraus und manchmal eben nicht. Wir können mit Freude sagen, dass seine Leistung in Renfield definitiv zum ersteren gehört.
Charmante und leidenschaftlich spielende Schauspieler, Blut, viel Gewalt und stets ein humoristischer Unterton, der einem klarmacht, hier bloß nichts zu ernst zu nehmen. Wer sich Renfield ansehen geht, bekommt beileibe keinen neuen Filmklassiker serviert, aber er wird eine gute und kurzweilige Zeit im Kino erleben. Dabei hilft es, dass der Film mit nur 94 Minuten, inklusive Abspann, für heutige Filme vergleichsweise kurz daherkommt.
Unsere Wertung mag am Ende ein wenig zu hoch ausfallen, aber was sollen wir sagen? Wir hatten einfach eine fantastische Zeit im Kino. Dies ist ein Film, in dem jemandem die Arme ausgerissen werden, mit diesen Armen andere verprügelt und am Ende sogar aufgespießt werden. So etwas ist nichts für jedermann. Aber wenn euch das zusagt, dann werdet ihr durchaus so viel Spaß mit Renfield haben, wie auch wir ihn hatten.
Wiederschauwert: 70%
