
Bewertung: 3.5 / 5
Im Zuge der Beendigung von der Serie "Andor" habe ich mir nun nach fast neun Jahren mal wieder "Rogue One" angeschaut, auch mit der Hoffnung, dass der durch die Vorgeschichte in meiner Gunst steigen wird. Dies war nun meine dritte Sichtung. Damals im Kino hat mich der Film enttäuscht, ich hatte mir deutlich mehr erhofft. Die Heimkinosichtung damals hat meine Meinung nicht verbessert.
Tatsächlich gefällt er mir wegen der Vorgeschichte nun aber ein wenig besser als damals, aber nur ein wenig. Der Film hat trotzdem noch einige Probleme, die mich leider immer noch stören.
Trailer zu Rogue One - A Star Wars Story
Fangen wir beim Pacing an. Ich finde, dass der Film anfangs recht zäh ist mit den ersten Anlaufstellen, vor allem deshalb, weil er kaum etwas aus den Settings und Handlungen herausholt. Das alles wirkt anfangs immer noch sehr befremdlich. Die Handlung an sich hat in meinen Augen auch für 133 Minuten zu wenig zu erzählen. Dazu ist es so, dass an den ersten Handlungsorten alles etwas zu gehetzt und nicht durchdacht wirkt. Es wirkt, als hätte man hier und da künstlich einige Szenen und Charaktere hineingezwängt, damit sie einfach vorkommen, ohne viel Sinn und Verstand. Diese Szenen wirken gleichermaßen gehetzt, aber auch zäh, weil sie überflüssig wirken.
Die Charaktere sind ebenfalls eine große Schwäche des Films. Jyn Erso als Charakter gefällt mir nicht, sie ist unsympathisch und die Rolle ist zudem unglaubwürtdig geschrieben. Erst ist sie absolut gegen die Rebellion und dann ist sie von jetzt auf gleich plötzlich DIE Rebellin schlechthin, als wäre sie seit Jahren mit Feuer und Flamme dabei, und sie ist es dann, die alle anderen Rebellen zum Kämpfen überreden muss, etwas, wozu Cassian und Saw Gerrerra sie bewegen wollten. Und auf einmal ist sie selbst die große Rebellin, der alle zuhören, die vorher nicht einmal Cassian zugehört haben, der schon allen bekannt war. Extrem unglaubwürdig. Als sie dann später noch zu Cassian sinngemäß "Normalerweise lassen mich die Leute im Stich, wenn es schwierig wird." sagte, musste ich echt lachen. SIE war es doch, die zuvor alle anderen im Stich lassen wollte. Wie schlecht kann man einen Charakter schreiben?
Dann sind da die beiden Charaktere Chirrut Imwe (Donnie Yen) und sein Freund und Beschützer Baze Malbus. Wozu genau sind die beiden eigentlich in die Handlung geschrieben worden? Und dann dieses Getue mit der Macht von Chirrut. Das nervte einfach nur. Und die beiden wurden nie richtig in die Handlung eingeführt, sie sind plötzlich einfach da und dann auch dabei. In "Andor" waren die Rebellen, vor allem Cassian, noch extrem vorsichtig bei neuen Gesichtern, und hier erzählen sie den beiden einfach mal so alles über die Rebellion, ohne wirklich zu wissen, wer die beiden sind. Und fast jede Szene mit den beiden wirkt irgendwie total konstruiert, so als ob man einfach Donnie Yen dabei haben wollte und für ihn dann nachträglich Szenen ins Drehbuch geschrieben hätte.
Einzig Cassian ist als weiter Cassian, allerdings weniger verbittert, weniger traurig und weniger skeptisch Fremden gegenüber. In der Serie war er noch viel härter und vorsichtiger. Aber so oder so noch immer der beste Charakter im Film. Auf die anderen hätte man verzichten sollen und allein Cassian und K2 zur Hauptrolle und den wichtigsten Charakteren machen sollen.
Auch leidet der Film an einigen Logikproblemen. Z. B. können in dem Film plötzlich Tie-Fighter mit einem Blaster vom Himmel geholt werden und KX-Sicherheitsdroiden (eigentlich Kampfdroiden) des Imperiums können mit einem Laserschuss einfach so zerstört werden. Die halten normalerweise Laserfeuer stand, denn dafür wurden sie ja auch gemacht.
Die Musik ist leider auch oft etwas zu drüber. Michael Giacchino versucht sich an der Original-Musik von John Williams, versagt dabei jedoch meistens. Die Musik ist immer dann gut, wenn die Originalparts verwendet werden. Die neuen Stücke verfehlen jedoch oft ihre geplante Wirkung und fühlen sich in manchen Szenen deplatziert und zu vordergründig und aufdringlich an.
Der Rest, also vor allem die Inszenierung der "großen" Szenen wie der Endschlacht oder den Kampfszenen zuvor, sind wiederum klasse und gut inszeniert.
Die Kameraführung sowie der Schnitt hätten allerdings ein wenig besser sein können. Hier und da ist die Kamera mir zu nah dran und zu unruhig mit einem leichten Wackeln. Dazu sind manche Schnitte zu hektisch. Ein wenig mehr Bildruhe und mehr Zeit zwischen den Schnitten hätten das Sehvergnügen noch verbessern können.
Alles in allem ein solider und netter Film, aber immer noch ein Stück weit entfernt von der Qualität anderer SW-Filme oder der Serie "Andor". Allerdings gefällt mir "Rogue One" mittlerweile besser als Episode 3, welchen ich kürzlich erneut im Kino gesehen und für absolut mittelmäßig empfunden habe. Damals empfand ich es genau umgekehrt, doch Episode 3 ist schlecht gealtert und hat doch einige echt auffällige Schwächen.
Bewertung: 7/10 Punkte
Wiederschauwert: Gering
Nachhaltiger Eindruck: Gering
Emotionale Tiefe: Gering
