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Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert

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Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert Kritik

Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert Kritik
0 Kommentare - 03.03.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Irrwitzige Modelle mit endlosen Formeln auf einer Tafel, dazu zwei Physiker, die im Wettstreit um die richtige Welterklärung stehen und gleichzeitig eng befreundet sind - in Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert zeigt Mathematik ihre sexy Seite als Werkzeug zur Lösung philosophischer Fragen. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Julie Zeh erzählt Regisseurin Claudia Lehmann in ihrem Spielfilmdebüt eine Mystery-Geschichte, in der die Wirklichkeit auf verwirrende Weise die Theorie einholt.

Sebastian (Mark Waschke) und Oskar (Stipe Erceg) teilen die gleiche Leidenschaft für Physik und sind seit dem Studium beste Freunde. Während Sebastian mit seiner Frau Maike (Bernadette Heerwagen) und seinem Kind Nick (Nicolas Treichel) ein ruhiges Leben in Jena als Physikprofessor führt, grübelt der alleinstehende Oskar am renommierten CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) in Genf theoretisch über Sein und Schein.

Ein Thema, über das sich die beiden immer wieder heftig streiten, ist die Frage der Existenz von Paralleluniversen. Wurmlöcher und Zeitreisen? Für Oskar stellt das nichts anderes als populärwissenschaftlichen Blödsinn dar - Science Fiction. Sebastian jedoch arbeitet fieberhaft an der Beweisführung dieser Theorie. Er will die Zeit, in der sein Sohn im Pfadfinder ist, dafür nutzen, sie zu Ende zu bringen. Doch schon am nächsten Tag scheint er sein Schicksal nicht mehr selbst in der Hand zu haben: Nick wird entführt, und ein mysteriöser Anrufer fordert von dem Physiker Undenkbares. Der kühle Rechner mutiert, von Mark Waschke sehr überzeugend dargestellt, zu einem emotional Getriebenen, dem seine eigene Theorie zum Verhängnis zu werden scheint.

"Alles, was denkbar ist, existiert", lautet der Untertitel des Films. Für die Regisseurin Claudia Lehmann, selbst eine promovierte Physikerin, schien es reizvoll, dies explizit auch auf der Leinwand geschehen zu lassen. Ein emotionaler Super-Gau, die Entführung, setzt mögliche Handlungsweisen ihres Protagonisten Sebastian in Gang. Dabei gleicht ihr Film einem Experiment, in dem ein denkbarer Verlauf in Gang gesetzt wird. Nur leider ist der in vielen Punkten vorhersehbar. Schilf ist weit entfernt von den mystischen Verschleierungskunstwerken eines David Lynch oder der Spannung, mit der Filme wie A Beautiful Mind zu begeistern wussten. Stattdessen weist die Romanverfilmung Tendenzen zum Lächerlichen auf, etwa wenn eine catweazleartige Figur aus einer anderen Zeitebene auftaucht.

Viele Physiker und Mathematiker leben sicherlich auf eine ganz besondere Art in ihrer eigenen Welt und haben die Fähigkeit, die denkbaren Universen mit Formeln zu beschreiben. Einen kurzen Eindruck, wie spannend es hätte sein können, in diese Welt abzutauchen, gibt der Film in den Szenen, die mit Ausnahmegenehmigung im CERN gedreht wurden. Dort lassen die Forscher große Energien aufeinanderprallen, um ungeklärte Fragen zu beantworten. Hier wäre man gerne geblieben, hätte mehr von der Arbeit mit Teilchenbeschleunigern gesehen.

Von wissenschaftlicher Seite hat der Film übrigens sowohl den Segen der Uni Jena als auch des renommierten Forschungsinstituts - im Gegensatz zu Blockbustern, in denen etwa Meteoriten dramaturgisch günstig auf amerikanische Großstädte prallen. Wäre eine Spur dieser Inkorrektheit auch doch nötig gewesen, um Schilf auf die Sprünge zu helfen? Nicht zwangsläufig: Denn ganz am Ende des Plots wartet noch ein sehr guter Kniff, der das Gesehene in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Diemuth Schmidt)

Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert Bewertung
Bewertung des Films
710

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