Bewertung: 2.5 / 5
Während der Feiertage hat es Familenvater Clark Griswold (Chevy Chase) nicht leicht. Die Familie kommt zu Besuch, das Haus muss geschmückt werden, und eigentlich möchte Clark nur ein besinnliches Weihnachtsfest feiern. Doch wie so oft im Leben, läuft gerade an diesen Tagen alles für Clark schief.
Mit Schöne Bescherung hat man quasi einen der Weihnachtsklassiker schlechthin auf die Leinwand gezaubert. Das ist zumindest die gängige These. Irgendwas an diesem Film scheint alle gleichermaßen zu faszinieren. Doch dieser Film scheint mir persönlich mehr ein Mysterium zu sein. Und wenn ich ehrlich bin, so bin ich mir nicht mal sicher, ob er wirklich so großartig ist. Einerseits ist Chevy Chase in der Hauptrolle wirklich großartig. Seine Timing und seine Überforderung den Situationen gegenüber, nehme ich ihm komplett ab.
Trailer zu Schöne Bescherung
Zudem werden hier gängige Sitcomklischees aufgegriffen: Da taucht dann ein versnobter Nachbar auf, und es wird das klassische Konkurrenzdenken zum Nachbar bedient. Das ist an dieser Stelle nicht besonders originell, und das war es auch in den 1980ern nicht mehr. Als jemand der tatsächlich keinen anderen Film über die Familie Griswold gesehen hat, könnte ich auch nicht so gut einsteigen, was ich dem Film nicht vorwerfen werde, es aber vermutlich trotzdem meine Wertung beeinflussen wird.
Denn ehrlich gesagt habe ich für eine Komödie herzlich wenig lachen können. Die Gags sind wirklich platter Slapstick und irgendwie scheint auch vieles zwischen den Zeilen stattzufinden, dort aber verloren zu gehen. Wenn Clark Griswold sein Haus mit Lichterketten verziert, wird dieser Gag so lange vorbereitet, daß es eben dann doch etwas zu spät kommt. Es mag eventuell auch der deutschen Tonspur geschuldet sein, aber ich hätte mir durchaus gewünscht, wenn der Film ein wenig bissiger gewesen wäre.
Denn der Film will eine Weihnachtssatire sein, und dem Fest eigentlich den Krieg erklären. Es sollte eine Anti-Kitsch-Kampagne werden, die eigenltich total nach hinten losging. Ich beschreibe das gerne als das Shrek-Problem. Denn in Shrek werden vor allem Märchentropen und Klischees durch den Kakao gezogen. Aber gleichzeitig, verfallen diese Filme am Ende doch immer diesem Kitsch. Und so läuft es auch mit Schöne Bescherung. Denn am Ende gibt es das Happy-End für alle.
Abseits dessen sind einige Witze aus heutiger Sicht auch extrem fragwürdig. Denn so gibt es eine Szene zwischen Clark und einer Dessousverkäuferin, die irgendwie nicht mehr ganz in das Frauenbild der 20er Jahre passt. Ich selber störe mich an solchen Sachen eigentlich weniger, aber wenn die Gags dahingehend so unterirdisch und mir als Mann an dieser Stelle auch mehr als peinlich sind, dann kann ich das nicht mehr ignorieren.
Darüberhinaus werden hier auch vor allem die sozial schwächer gestellten Menschen übel in den Dreck gezogen. Ich kann es nicht anders sagen, als so. Denn Clarks Cousin Eddie Johnson (Randy Quaid) ist ebenfalls Familienvater und hatte in letzter Zeit ein wenig pech, wodurch er arbeitslos ist. Das als solches ist für mich an dieser Stelle kein Problem, auch nicht, daß Clark ihm gerne seine Unterstützung zusichern würde, nur diese letztlich in Materiellem mündet. Das Problem ist die Darstellung als solches. Denn während die gut betuchte Familie zwar als etwas verblödet, wie auch tollpatischig dargestellt wird, haben wir in Herrn Johnson einen richtigen Idioten. Ich würde das dem Film normalerweise nicht ankreiden, wenn eben Ambivalenzen vorhanden wären und somit eben nicht alle Armen im Film als idiotisch abgestempelt würden. Nur leider werden sie das. In meinen Augen eine idiologisch, zutiefst fragwürdige Behauptung. Vielleicht sollten sich auch in diesem Film mal den Klassenfragen gestellt werden, wenn man sie denn schon im Film integriert.
Was einige als zeitlosen Klassiker ansehen, sehe ich mehr mit Fragezeichen. Vielleicht bin ich für Blödelleien inzwischen zu alt. Vielleicht sehe ich das Ganze auch zu eng, und letzten Endes ist Schöne Bescherung ein gut gemachter Film, alelrdings nicht mein Film. Ich konnte viel zu wenig lachen, über einen Film, den einige als großartig ansehen. Und ich denke, dass man auch viel reininterpretieren kann, aber vielleicht hätte das ganze damals nochmal einen Drehbuch-Lektor gebraucht, denn so ist es zumindest nichts für mich.