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Schrotten!

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Prädikat: besonders wertvoll

Schrotten! Kritik

Schrotten! Kritik
0 Kommentare - 01.05.2016 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Die liebe Familie: Man kann sie sich nicht aussuchen, man kann sie aber auch nie wirklich loswerden. Davon kann Mirko ein Lied singen. Er entstammt einer Schrottplatz-Dynastie mit langjähriger Tradition. Die er selbst nicht fortführen wollte. Deswegen ging er nach Hamburg und wurde Versicherungskaufmann. Das ist was Stabiles, da kann man Karriere machen – und es hat vor allen Dingen nichts mit Schrotten zu tun. Doch dann stirbt plötzlich Mirkos Vater. Und nun hat Mirko den Schrottplatz geerbt, gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Letscho, einem Hitzkopf, der auf Mirko nicht gut zu sprechen ist. Mirko will die Sache so schnell wie möglich erledigen: Schrottplatz an die Konkurrenz verkaufen, Geld aufteilen, zurück nach Hamburg, auf Nimmerwiedersehen. Letscho jedoch hat andere Pläne. Vor allem will er sich nicht kampflos dem korrupten Großunternehmer Kercher unterwerfen, der sowieso schon die ganze Stadt kontrolliert. Und so sehr sich Mirko auch dagegen wehrt, muss auch er einsehen: Einmal Schrotti, immer Schrotti!

In seinem Debütfilm erzählt Regisseur Max Zähle eine klassische David gegen Goliath-Geschichte. Diese im Schrottplatz-Milieu anzusiedeln, ist nur eine der vielen außergewöhnlichen und originellen Ideen, mit denen Schrotten! überzeugen kann. Es ist eine klare Stärke des Films, dass er auf glatte und geschönte Bilder verzichtet. Das Setting ist rau und ein wenig abgerockt, doch nichtsdestotrotz herzlich, ebenso wie die Figuren, die sich auf dem Schrottplatz tummeln.

Trailer zu Schrotten!

Das Panoptikum an originellen Typen schließt der Zuschauer sehr schnell ins Herz. Da gibt es die Kumpel "Träumchen" und "Schmied", die taffe Schweißerin Luzi und den Opa, der die Gemengelage von seinem Rollator aus beobachtet. Und bad guy Kercher ist ein richtig schön fieses Scheusal. Allesamt großartig besetzt mit Lars Rudolph, Heiko Pinkowski, Anna Bederke und Jan Gregor Kremp. Und Lukas Gregorowicz und Frederick Lau spielen die beiden ungleichen Brüder Mirko und Letscho mit einer solchen Spielfreude und Gefühl zueinander, dass es ein großes Vergnügen ist, den beiden Sturköpfen dabei zuzusehen, wie sie immer wieder aneinandergeraten und langsam erkennen, dass Blut nunmal dicker ist als Wasser.

Von der gängigen deutschen Filmkomödie hebt sich Schrotten! vor allem deswegen ab, weil er sich der eindeutigen Zuweisung von Schubladen standhaft verweigert. So zeigt er deutliche Anleihen an den Westernfilm in Konfiguration, Plot und Sujet - belässt es aber bewusst bei adaptierten Andeutungen. Er erzählt von der Dichotomie von Stadt und Land - bezieht seine Komik aber vor allem aus deren Gemeinsamkeiten. Es deuten Montagen am Beginn auf das Übergeschnappte, das aktuelle deutsche Komödien zurzeit ausmachen - und doch bleibt sein Humor wohltemperiert, eigen und als Teil eines runden Rhythmus.

Dem Film gelingt es, mit seinem bis ins Detail stimmigen Setting und einem gelungenen Soundtrack eine eigene, fast märchenhaft in sich geschlossene Welt darzustellen. Der warmherzige Humor des Films vermittelt sich über die lakonischen Dialoge, die skurrilen Situationen, ein perfektes Timing und die immer erkennbare Hommage an das klassische Genrekino. Ob Western oder Krimi - Max Zähle und sein Team spielen mit bekannten Elementen und variieren sie geschickt und mit vielen kleinen überraschenden Einfällen. Schrotten! ist eine warmherzig erzählte und liebevoll gemachte Komödie, die man fest in sein Zuschauerherz schließen kann!

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Schrotten! Bewertung
Bewertung des Films
810

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