Bewertung: 4 / 5
Scream 4 beginnt furios und trickreich. Ghostface ist zurück und wer immer es ist, er nimmt keine Gefangenen, nichts und wirklich niemand ist sicher in diesem Alptraum. Jeder muss um sein Leben fürchten. Neue Dekade, neues Spiel lautet die Devise - die Horrorfilmregeln sind nämlich nicht mehr dieselben. Der Killer lehnt seine mörderischen Spielchen an Stab an, dem von Robert Rodriguez inszenierten ersten Streifen der mittlerweile 7-teiligen Filmreihe, in der die Woodsboro-Morde verarbeitet wurden.
Dabei zeigt Regisseur Craven die pure Gewalt in seiner hässlichsten, dunkelsten Form, jedoch ohne sie zu glorifizieren - und vergisst dabei auch nie, die Szenerie mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Wie in Scream 1-3 dienen der Horror und die Gewalt zur klaren Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Übrigens: Die FSK16-Freigabe, die Scre4m in seiner ungeschnittenen Form erhalten hat, täuscht, denn es wird ausgeweidet, geschnetzelt und Blut vergossen was das Zeug hält.
Über die gesamte Spielzeit merkt man den Schauspielern auch an, dass sie Spaß am Set von Scream 4 gehabt haben. Vor allem Neve Campbell, David Arquette und Courteney Cox hatten sichtlich Freude, nach so langer Zeit wieder in ihre Paraderollen zu schlüpfen. Eine souveräne Vorstellung, die Charaktere haben nichts von ihrem Charme verloren. Bereichert wird der Cast durch eine Reihe an Jungschauspielern, allen voran Hayden Panettiere, die dabei eine Sympathie entwickeln, welche es dem Kinobesucher erlaubt mitzufiebern.
Drehbuchautor Kevin Williamson kreiert dabei eine intelligente Geschichte mit vielen Seitenhieben auf den Horrorfilm der letzten zehn Jahre und die junge Facebook-Generation, die viele neue, potentielle Opfer birgt. Viele der Dialoge sprühen vor Witz und wirken erfrischend, genau wie in den guten alten Zeiten. Dabei vermeidet es der Dawsons Creek-Schöpfer, sinnlose Wendungen in die Story einzubauen und liefert ein packendes, spannendes und modernes Skript ab und hält den Kinobesucher mit cleveren Methoden bei der Sache. Er gibt dem Zuschauer genau das, was er erwartet. Als originell erweist sich dabei das raffiniert verschachtelte Motiv des Killers. Craven und Williamson legen dabei gewohnt gekonnt jede Menge falsche Fährten aus, führen den Zuschauer in die Irre, gestalten dabei ein schockierendes Finale und bieten dem Publikum einen überraschenden Höhepunkt. Erwähnt werden sollten an dieser Stelle noch Marco Beltrami (Terminator 3 - Rebellion der Maschinen, Stirb Langsam 4.0), der mit seinem rasanten Score die ständige Bedrohung hervorhebt, und Kameramann Peter Deming, welcher mit seinen bedrohlichen Bildern und langsamen, spannungsgeladenen Kamerafahrten die dichte Atmosphäre untermalt.
Wes Craven hat zu alter Stärke zurückgefunden und einen äußerst zeitgemäßen, geistreichen, ja traditionellen Horrorthriller inszeniert, der mit gut platzierten Schockmomenten, witzigen Dialogen (vor allem in der OV) und gut gelaunten Darstellern aufwartet und besonders effektiv mit den Erwartungen des Zuschauers spielt. Jetzt hängt es nur noch vom Einspielergebnis ab, ob Ghostface ein weiteres Mal das gute alte Woodsboro terrorisieren darf. Wenn das genauso gut wie bei Scre4m funktioniert, dann sehr gerne. Wir vergeben 4 von 5 Hüten.