Bewertung: 4 / 5
Gratulation, Guillermo, du kannst es noch! Mit Shape of Water - Das Flüstern des Wassers beweist Del Toro eindrucksvoll, wozu er in der Lage ist, wenn die Story passt und der Mann mit Herzblut bei der Sache ist. Dann kommt auf wundersame Weise ein fantastisches Märchen für Erwachsene heraus, welches verzaubert und nachdenklich stimmt und ohne Frage zum Besten zählt, was Del Toro seit Pans Labyrinth 2006 auf die Beine gestellt hat. Auch wenn letzten Endes nicht jede Idee von Shape of Water zu Ende gedacht wurde, das Ergebnis kann sich sehen lassen und verzückt. Schon jetzt ein Garant auf einen der besten Filme des Jahres!
Shape of Water Kritik
Ein Tag im Leben der stummen Elisa Esposito (Sally Hawkins) ist alles andere als aufregend. Der Wecker klingelt, die Brote werden geschmiert, schnell noch in die Wanne und die Auster zum Singen bringen und dann ab zur Arbeit. Jeden Tag die gleiche Prozedur, während sie in einer geheimen militärischen Forschungseinrichtung als Putzfrau arbeitet. Als jedoch eines Tages ein Amphibienmensch zu Forschungszwecken in die Einrichtung gebracht wird, gerät Sally nicht nur mit dem knallharten Projektleiter Richard Strickland (Michael Shannon) in Konflikt, sondern verliebt sich auch noch in dieses sonderbare Wesen, welches genau wie sie keine Stimme hat...
Trailer zu Shape of Water - Das Flüstern des Wassers
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man Shape of Water - Das Flüstern des Wassers im ersten Augenblick für ein Spin-off von Hellboy halten, denn gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Amphibienwesen und Ape Sapien sind nicht von der Hand zu weisen. Doch dies würde dem Film in keiner Weise gerecht werden, denn bis auf äußerliche Ähnlichkeiten und dass amüsanterweise Doug Jones wieder in dem Kostüm steckt, haben die Filme nichts miteinander zu tun. Dies machte Regisseur Guillermo del Toro auch früh deutlich, der seine Inspiration eher bei Das Ding aus dem Sumpf sieht, seinem liebsten Universal-Filmmonster. Entsprechend animalisch ist auch unser aquatischer Freund im Vergleich zu Ape Sapien, doch ein Frauenhaar zieht mehr als hundert Ochsen und so manches Herz wurde schon von einer Frau erweicht.
Und da sind wir auch schon mittendrin in der Handlung von Shape of Water - Das Flüstern des Wassers, dem besten Film von Del Toro seit so vielen Jahren. Es ist ein Märchen für Erwachsene, nicht selten brutal und doch immer wieder wunderschön. Die Zuneigung, die Del Toro für diese seltsam anmutende Geschichte hat, muss sich auch auf die Darsteller übertragen haben, die eine großartige Leistung abliefern. Allen voran Sally Hawkins, die ohne Worte Emotionen beim Publikum und dem fremden Wesen entfacht. Doch nicht nur sie allein trägt diesen Film, auch Michael Shannon, herrlich fies und fokussiert, ist es zu verdanken, dass dank ihm ein Gegenpol entsteht, auf den der Zuschauer seine Abneigung projizieren kann. Dann sind da noch Richard Jenkins und Octavia Spencer, ohne die einiges fehlen würde, wären ihre Rollen nicht so gespielt, wie sie es sind.
Shape of Water - Das Flüstern des Wassers ist ein stimmungsvoller Film, der zum Träumen und Nachdenken anregt, bei dem sich malerische Bilder, Kalter Krieg sowie die großen und kleinen Probleme dieser Welt abwechseln und in deren Mitte dann letztlich "nur" eine Liebesgeschichte steht. Etwas, was uns alle verbindet und eben jene Geschichte ist es auch, die den Film prägt, selbst dann, wenn manch andere Idee, derer Del Toro viele in den Film packt, sich wie Beiwerk anfühlt, welche nicht zu Ende gedacht wurde. Als Zuschauer kann man darüber oft hinwegsehen, wenn die Bilder zusammen mit der Musik uns in die 60er Jahre entführen.
Vielleicht hat sich Del Toro hier und da dann doch zu sehr zu Nebengeschichten hinreißen lassen, weswegen die Liebesgeschichte ein wenig zu schnell an Fahrt gewinnt und sich nicht so viel Zeit für die Annäherung zwischen Mensch und Fischwesen genommen wird, wie vielleicht wünschenswert wäre. Hier und da verliert Shape of Water - Das Flüstern des Wassers auch im letzten Drittel ein wenig an Tempo, aber es sind kleinliche Kritikpunkte in einem überaus runden Film, der fast mehr auf Elisa als das Fischwesen seinen Fokus legt.
Wer kein Problem damit hat, wenn Fisch und Mensch sich ineinander verlieben und wer noch fähig ist, in unserer schnelllebigen Welt zu träumen, der sollte sich Shape of Water - Das Flüstern des Wassers auf keinen Fall im Kino entgehen lassen. Es ist ein Film, der nur von Guillermo del Toro kommen kann, der nicht alles perfekt macht, aber unglaublich viel richtig. Es ist ein Film, der von einer Idee und seinen Darstellern getragen wird und ganz verdient bei den Golden Globes abgeräumt hat. Wer ihn verpasst oder zugunsten eines anderen Films aus der Rubrik Massenware auf einen Kinobesuch verzichtet, sollte sich später nicht beschweren, wenn im Kino nicht genug Risiken eingegangen werden.