Bewertung: 4 / 5
Für Bettgeschichten hat Craig im Film aber auch zu viel um die Ohren, denn galt es sonst nur, Befehle entgegenzunehmen bei 100%-iger Verlässlichkeit auf den MI6, ist es nun an ihm, in Skyfall einzuschätzen, ob er M und allem, was er weiß, überhaupt noch trauen kann. Kein leichtes Unterfangen und dann steht auch noch die externe Bedrohung Raoul Silva auf dem Plan. Der wird eindrucksvoll von Javier Bardem (No Country for old Men, Vicky Cristina Barcelona) verkörpert, der mit seiner Performance in die Liga der Bond-Schurken rutscht, an deren Charisma man sich noch lange erinnern wird. Es mag sein, dass seine Rolle etwas verweichlicht wirkt, die mit voller Absicht zwischen tuckig und kultig tendiert, doch schlussendlich macht ihn gerade diese Attitüde zu einem fast übermächtigen Gegner. Erst über Umwege kommen Bond und der MI6 auf ihn, was für seine hervorragenden Qualitäten spricht, sich in der heutigen vernetzten und überwachten Welt unscheinbar zu machen. Und mit der modernen Technik an seiner Seite wird ein Gegner gezeichnet, der gefährlicher als alle anderen Schurken ist, die nur die Welt erobern wollen. Silva handelt aus persönlichem Antrieb und verfolgt ein Ziel, das weniger nach internationaler Gefahr klingen mag - doch Gigantomanie hat sich noch nie wirklich ausgezahlt.
So düster Skyfall über weite Strecken ist - was plakativ dem Können des Kameramanns Roger Deakins (No Country for old Men, True Grit) geschuldet ist -, so unterhaltsam ist er auch. Bond hat immer einen lockeren Spruch parat, so ausweglos die Situation auch ist, ohne übermäßig arrogant zu wirken. Dabei haben wir schon längst keinen Übermenschen mehr vor uns, einen Glückspilz, der nur von der Doofheit der anderen abhängig ist, um einer brenzligen Situation zu entkommen. Craig holt ihn auf den Boden zurück, um sich im nächsten Moment auf einem Motorrad eine Verfolgungsjagd mit einem Verdächtigen zu liefern. Gerade in diesen Momenten punktet Skyfall besonders, denn es gibt einige ordentliche Actionsequenzen, die dieses wohlige Bond-Feeling verströmen, ohne dabei auf diese üble Wackelkamera zu setzen.
Trailer zu Skyfall
Insgesamt ist Skyfall mit seinen über 140 Minuten ein kurzweiliger Agententhriller, der auf Altbewährtes setzt und dies alles zeitgemäß verpackt. Das James-Bond-Theme von Adele passt ebenso wie das Opening und mit dem letzten Drittel des Films schließt sich der Kreis zu Bonds Herkunft und den alten Filmen. Spannend ist der Moment, wenn man als Zuschauer erkennt, dass Bond und Silva fast Brüder im Geiste sind - doch für ausufernde Interpretationen ist zum Glück keine Zeit, denn schlussendlich sprechen wir immer noch von einem Bond und keinem tiefenanalytischen Psychoschinken. Alles in allem ein wirklich stimmiger Film zum 50-jährigen Jubiläum!
Skyfall sollte sich kein 007-Fan entgehen lassen und wir hoffen, dass uns Daniel Craig als Geheimagent noch einige Jahre erhalten bleibt.