Bewertung: 3.5 / 5
Er soll erstmal den Zaun reparieren, den Stall ausmisten und ein paar Gurken essen: Auf dem ziemlich heruntergewirtschafteten Hof seiner Mutter findet Pianist Bogdan (Zbigniew Zamachowski) doch nicht die Ruhe, die er suchte. Er hat gerade seine Frau Iza, eine gefeierte Opernsängerin, verloren. Eigentlich wollte er in einem Sommer auf dem Land Trauer und Wut im Alkohol ertränken. Doch nicht nur seine resolute Mutter und seine Tochter Anna (Agata Buzek) machen Bogdan einen Strich durch die Rechnung, sondern auch eine Kuh mit Musikgeschmack.
Statt Wodka gibt's für Bogdan eine ganz besondere Milchkur - verabreicht vom polnischen Regisseur Radoslaw Wegrzyn. In seinem tragikomischen Abschlussfilm an der HFF "Konrad Wolff" Potsdam-Babelsberg erzählt er mitfühlend und trotzdem mit großer Leichtigkeit von Schmerz und Verzweifelung, vor allem aber von neuem Lebensmut.
Dafür ist Klara verantwortlich: Die Kuh findet Gefallen an klassischer Musik. Bogdan spielt ihr immer wieder Arien seiner verstorbenen Frau vor. Das Tier gibt nicht nur besonders viel, sondern auch besonders aphrodisierende Milch. Das macht nicht nur das halbe Dorf und den umtriebigen Jungunternehmer Pawel (Antoni Pawlicki) glücklich: Auch Bogdan ist ganz angetan und erklärt Klara quasi zur Reinkarnation seiner verstorbenen Frau.
Mithilfe der Kuh lernt Bogdan, die Endgültigkeit des Todes zu akzeptieren. Und so wird ihre Milch zu seinem Lebenselixier und hilft ihm dabei, seine Lethargie in Energie umzuwandeln. - Zugegeben: Sommer auf dem Land ist in vielen Momenten etwas zu albern, etwas zu symbolhaft: Aber Radoslaw Wegrzyn kriegt immer wieder die Kurve und inszenierte einen warmherzigen Film, in dem die Schwermut mit hemdsärmligen Humor geschultert wird.
Dabei bleibt genug Zeit, in einer hinreißenden Episode mit einem Augenzwinkern den Katholizismus seiner Landsleute auf die Schippe zu nehmen. Einer Kuh wurde jedenfalls noch nie so lustig der Teufel ausgetrieben.
Sommer auf dem Land bekommt 3,5 von 5 Hüten.
(Quelle: teleschau - der mediendienst | Andreas Fischer)