Bewertung: 3.5 / 5
Nachdem Interessierte in ein paar Tagen Gelegenheit haben, sich den Film auf DVD etc. anzusehen, ist der Zeitpunkt für eine weitere Kritik günstig denke ich. Meine Zweitsichtung erfolgte weder unter Plätzchen- noch Glühweineinfluss und ist deshalb möglicherweise etwas ungnädiger ausgefallen, soviel sei ehrlicherweise vorausgeschickt.
Inhalt:
Ein in zahlreichen Kämpfen ungeschlagener Profiboxweltmeister (Jake Gyllenhall als Billy „The Great“ Hope) muss einen Schicksalsschlag verkraften, der ihn an den Rand des Abgrunds bringt.
Trailer zu Southpaw
Kritik:
Zuerst mal zur Story: Eine neue Kombination aus zumindest teilweise bekannten Zutaten. Trotzdem wird die Geschichte recht plausibel erzählt und fügt sich ganz gut ineinander. Die eine oder andere Frage hat sich mir allerdings schon gestellt (zum Beispiel warum suchen sie oder er nicht früher nach einem Trainer, der ihm einen anderen, weniger gefährlichen Boxstil beibringt?).
Mein Hauptproblem war die häufige Vorhersehbarkeit (woran der verflixte Trailer mitschuldig ist – also bloß nicht anschauen, falls jemand an dem Film Interesse hat), die allerdings den Unterhaltungswert für mich nicht sehr beeinträchtigt hat. Und die letzte spannende halbe Stunde hat viel wieder wettgemacht, was zeigt, dass es die Crew also grundsätzlich drauf gehabt hätte, einen durchgehend faszinierenden Film auf die Beine zu stellen.
Southpaw ist wirklich ein prima Beispiel dafür, wie verwandlungsfähig J. Gyllenhall ist. Sowohl optisch als auch vom Charakter der Hauptfigur her wirkt er verglichen mit dem Reporter aus Nightcrawler wie Tag und Nacht. Was für mich manchmal den Zugang zu der Filmfigur des Billy Hope erschwert hat, ist diese Art, undeutlich und sozusagen zum Boden oder sich selbst zu sprechen. Trotzdem bleibt er immer präsent und man merkt sich mMn viele Szenen erstaunlich gut, obwohl er häufig fast unbeweglich dasteht. 50 Cent ist eigentlich auch ganz gut, zumindest so, wie er besetzt wurde. Besonders gefallen haben mir Forest Whitaker und Oona Laurence, die beide sehr glaubwürdig und nett rüberkommen. Alle Nebendarsteller hätte ich gerne länger gesehen.
Bei der Regiearbeit von Antoine Fuqua gab es für mich ebenfalls wenig zu Meckern: Er hats schon drauf, was man vor allem bei den Boxszenen sehen kann (wo auch sonst groß), die für mich die Höhepunkte des Films sind. Die gezeigten Trainingseinheiten wirkten auf mich dagegen eher nach Vorschrift eingebaut – müssen eben vor einem großen Kampf vorkommen und fertig.
Noch kurz zum Rating: Also PG-13 hätte absolut ausgereicht. Das R-Rating liegt wohl an was Anderem (wäre ein Spoiler). Auch die Freigabe ab 16 Jahren in Deutschland ist übertrieben fürsorglich.
Der Soundtrack von Eminem hat Pfeffer und ich hätte ihn gerne etwas länger gehört, was auch hinsichtlich des Mitfieberns geholfen hätte.
Fazit:
Um von mir volle Punktzahl zu bekommen, hätte der Film mich noch mehr packen müssen. Aber außer im letzten Viertel hat er es bei mir einfach nicht geschafft, ein richtiges Mitfiebern oder bei eigentlich extrem emotionalen Szenen eine kleine Gänsehaut auszulösen und ich kann nicht mal genau sagen, an was es liegt. Möglicherweise wirklich an der zu schematischen Umsetzung, die die sehr guten Darsteller nicht ganz durchbrechen können? Für mich schien immer irgendetwas zu fehlen. Vielleicht hätte es eine neue weibliche erwachsene Hauptfigur gebraucht zwecks dem Gleichgewicht?
Gefallen hat mir der Film trotzdem dank den exzellenten Ringkämpfen (die gern einen noch größeren Raum hätten einnehmen dürfen), einigen schönen Szenen und Schauspielern, die bereit sind, sich voll auf ihre Rollen einzulassen.