Bewertung: 5 / 5
Das Imperium wurde vernichtet, die Tyrannei des Imperators und seines Handlanger, Darth Vader, beendet... So endete Star Wars - The Return of The Jedi.
Das Gute hatte gesiegt, die Galaxie ihren Frieden zurückgewonnen, sollte man meinen. Doch dreißig Jahre später erhebt sich aus den Ruinen des Imperiums die First Order unter der Führung des noch jungen Kylo Ren (wunderbar zerrissen Adam Driver), um den Widerstand unter der Führung von "General" Organa ein für allemal zu vernichten. Doch nur ein Mann kann noch alles beenden, noch alles zu Guten wenden. Nur der ist seit Jahren spurlos verschollen...
Trailer zu Star Wars - Das Erwachen der Macht
Im Kinosaal geht das Licht aus, der Star Wars-Schriftzug erscheint, Jubel und Applaus branden auf! Schon im ersten Moment spürt man, dass einen die Macht ergriffen hat, man kann sich ihr nicht entziehen, von nun an wird man in den Kinosessel gedrückt, als würde der Geist von Lord Vader höchstpersönlich jeden einzelnen Zuschauer festhalten und nicht eher loslassen, bis auch wirklich alle dieses Epos gesehen haben!
Ich, meines Zeichens ein Vollbluts-Trekkie vor dem Herrn, konnte mich dem Zauber dieser 135 (viel zu kurzen) Minuten nicht entziehen. Episode IV-VI fand ich großartige Filme, habe aber nie das drin gesehen, was richtige Star Wars-Fans in ihnen sehen. Bis zu diesem Abend kurz vor Weihnachten...
Ich konnte früher schon nachvollziehen, dass viele in der Star Wars-Saga ein modernes Märchen gesehen haben, heute kann ich verstehen. Die Menschen, in der Antike, im Mittelalter und auch heute, lieben Geschichten. Geschichten von Heldenmut, Freundschaft, großen Schlachten und Taten, zu denen sie vielleicht niemals fähig sind. Noch heute werden Geschichten erzählt über Troja, die Irrfahrten des Odysseus, Robin Hood, König Arthus oder Frodo aus dem Auenland. Egal, ob Gelehrter, kleines Kind oder Filmfan, jeder kennt diese Geschichten, erzählt sie auf seine Weise weiter und erhält sie so am Leben. Star Wars ist auch so eine Geschichte, die ein Vater seinem Kind erzählen kann, es im Kopf und im Herzen behält und weitererzählen kann...
Was habe ich hier auf dieser Seite nicht alles gelesen:
- "Episode auf Nummer sicher"
- Remake von Episode IV
- nicht gelungene Dialoge
- schlechter Humor
- schlechter Soundtrack
Nein, dieser Film ist größer als all das! Ich habe mir extra einen Abend vorher A new Hope noch einmal angesehen, um beim Schauen von The Force awakens sicher zu sein... WENN ÜBERHAUPT, dann ist Episode VII eine Hommage an die Originaltrilogie! Sie bedient sich mancher Elemente, sogar mancher Dialoge, ohne sie aber breit zu treten, sie ehrt die alten Teile, lässt ihnen ihren Raum, ohne sie zu beschneiden, nimmt das Beste heraus, formt es zu etwas Neuem und übergibt den Staffelstab an eine würdige, neue Generation von Sternenkriegern!
Es mag sein, dass bei manchen Zuschauern die Erwartungen schon vor Kinostart "durch die Decke gegangen sind", woran die Macher des Films gewiss nicht unschuldig sind. Die Trailer haben uns wunderbar angefixt, der Hype hatte uns voll im Griff, dem (nervigen) Merchandising konnte man sich beim besten Willen nicht mehr entziehen, außer man wechselte seine Trinkwassermarke! Aber was ich hier teilweise an harter Kritik lesen musste, hat sich bei mir spätestens mit dem Abspann in Luft aufgelöst.
Ja, der Film hatte so manche Schwäche gehabt, vor allem im Aufbau der Geschichte oder auch im finalen Gefecht. Ich werde hier nichts verraten, denn selbst zu diesem Zeitpunkt zu spoilern, verbietet sich, aber jeder, der den Film aufmerksam verfolgt hat, wird wissen, was ich meine.
Aber irgendwann, wenn man hier jede Lücke in der Logik oder im Drehbuch aufzählen will, kommen wir zur Erbsenzählerei und dann könnten wir uns jeden Film, der jemals gedreht wurde, vornehmen!
Denn was soll das Kino bewirken? Es soll Magie verströmen, es soll uns, den Zuschauer, gefangen nehmen und verzaubern! All diese Dinge, die wir, die Filmfans, auch und vor allem in diesem Forum, so häufig UND berechtigterweise kritisieren. Viele Filme, die den Anspruch haben, groß zu sein, scheitern zurecht an genau ihren Ansprüchen, sie holen einen nicht mehr ab, sind überfrachtet, die Darsteller scheitern an ihren Rollen. All diese Dinge...
George Lucas selbst ist leider daran gescheitert, seiner Sternensaga einen würdigen Nachfolger (Episode I-III) zu kreieren. Woran das lag, weiß ich nicht, da können bestimmt andere User mehr zu sagen, aber dann kam Episode VII! Als ich damals die ersten News las, dass "die alte Garde" wieder mit dabei ist, dachte ich nur "...also entweder ihr macht einen Film nur mit den alten Darstellern oder ihr nehmt nur junge Schauspieler, denn beides kann nicht funktionieren!" Wie sehr man sich täuschen kann... beide Generationen ergänzen sich so wunderbar, alles fügt sich organisch ineinander, ohne dem anderen seinen ihm zustehenden Platz wegzunehmen! Der Humor wirkt alles andere als deplatziert, er hat seinen Platz genauso wie die ruhigen Momente oder die schnellen Actionsequenzen, das Tempo ist perfekt austariert!
Dabei möchte ich als "Hardcore-Trekkie" noch immer nicht meinen Hut vor JJA ziehen, dafür ist in mir drin zuviel kaputt gegangen, sondern ich ziehe ihn vor der gesamten Filmcrew (angefangen mit den Darstellern, die fast ausnahmslos gut bis sehr gut waren bis zu den Leuten, die das Catering gemacht haben, die einen ebenso großen Anteil daran hatten wie jeder andere auch), die nicht nur einen Film gemacht haben, sondern uns eine weitere große Geschichte gegeben haben. Klar geht es ums Geld, Disney macht nichts umsonst, aber das interessiert uns dieses Weihnachten nicht. Wir dürfen den Krieg der Sterne feiern!
Über die Special Effects brauche ich kaum Worte zu verlieren, ich habe seit Jahren keinen Film mehr gesehen, der so grandiose Tricks beinhaltet hatte. Man merkt, dass das CGI auf das Nötigste reduziert wurde, dass die meisten Effekte richtiges Handwerk waren. Die Welten, die der Film entworfen hat, fühlten sich (größtenteils) zum Greifen nah an (als einen kleinen Schwachpunkt sehe ich hier die Heimatwelt von Rey, aber sei es drum). Die 3D-Effekte waren genial, so gut, und vor allem so dezent eingesetzt, fand ich die Technik bisher noch nie. Da kann ein Film wie der häufig gelobte Avatar - Aufbruch nach Pandora endgültig einpacken.
Was bleibt, ist die von mir in diesem Text häufig erwähnte Magie, die der großen Geschichten, die uns mitnehmen auf eine Reise, die uns weiter führt als unsere eigene Vorstellungskraft, uns für einen Moment unseren Alltag vergessen lässt und wir uns, und sei es nur für eine Sekunde, als Teil von etwas Größerem fühlen lassen.
Diese Magie, dieses Größere... all das wurde auf die allerletzte Szene des Films konzentriert, eine der stärksten überhaupt, die weder Worte noch Bewegung brauchte!
Der Abspann erscheint, jeder im Kinosaal, wirklich jeder, applaudiert...
Wenn ich könnte, ich würde mehr Hüte vergeben als 5!
