Bewertung: 4 / 5
Sublim77: Hier nun wie versprochen die Kurzkritik, aber danach musst du auch sagen, wie du ihn fandest...
Bei Suburbicon handelt es sich um eines der diversen Kopfgeburten der genialen Coen-Brüder, die nie in einen fertigen Film ihrerseits mündeten. Idee und Setting hervorragend haben sie es einfach nicht hinbekommen, die Geschichte ihrem Anspruch genügend zu finalisieren. ihr mehrmaliger Kollaboreuteur George Clooney hat sich daraufhin mit ihnen geeinigt, den Film statt dessen zu drehen.
Trailer zu Suburbicon
Und das ist in der Tat ein sehr zweischneidiges Schwert. War Clooney noch mit dem überragenden Confessions oft Dangerous Mind ein extrem verspielter, politisch aktiver Filmemacher, der auch sehr sehr subversiv und intellektuell zu überzeugen wusste, hat er sich in seinen letzten Jahren als Regisseur immer mehr auf das offensichtlich Politische fokussiert.
Mit Suburbicon dreht er nun die Zeit ein weites Stück wieder zurück in Richtung jenem fulminantem Debüt. Er möchte eine Krimitragödie erzählen, vom Ende der Kindheit, von der Verlogenheit der Gesellschaft, von Gesellschaftswandel und dem aktuellen, und immer schon gewesenem Amerika. Und dafür ist Suburbicon in der Tat genau das richtige Ding.
Insofern ist es das richtige Projekt für den richtigen Mann. Auch ist festzuhalten, dass wirklich alle Darsteller komplett abliefern, inklusive einem genialen Clooney-Widergänger Hayes. Alles Tip-Top.
Im Gründe genommen orientiert sich Clooney auch tatsächlich am Coenschen Grundprinzip des Aufbaus: Erst wird die Geschichte aus einer Perspektive erzählt (Der Junge), dann wechselt das und wir erfahren dann mehr. Das klingt auch auf dem Papier ganz gut, aber ab dem Moment des / der Wechsel kommt ein unbeabsichtigter Bruch im Film, da Clooney sein Film entgleitet und er seinen Fokus immer wieder zu verlieren droht. Ganz so weit kommt es dann doch nicht, aber immerhin.
Auch die Parallelität der Ereignisse in den benachbarten Häusern eskaliert zwar ähnlich und ist ein faszinierender Spiegel, aber das ist teilweise doch arg plump, vor allem auch mit der Union Jack Fahne - wie ja schon gesagt, der etablierte weniger verspielte Clooney stibitzt mal rein.
Inszenatorisch ist der Film klassisch gedreht ohne große Sperenzchen, mit extrem klassisch anmutender musikalischer Untermalung, das kann ich als Stilmittel auf die 1950er vollkommen akzeptieren, vor allem weil sich hier wirklich für fast jedes Detail gekümmert wurde.
Dass man immer mal das Gefühl hat, hier oder da einen Coen-Film von früher vorgesetzt zu bekommen oder was anderes bereits Bekanntes stört irgendwie auch nicht so richtig, schließlich spielt der Film ja auch mit dieser immensen Erwartungshaltung auch :)
Das Problem ist einfach nur, dass dieses Projekt eben selbst den Coens zu groß war, es hat so viele Themenfelder, die einfach ineinander greifen, dass man hierfür eigentlich entweder noch30 Minuten mehr einbauen müsste oder eben den einen oder anderen Nebenhandlungsplot einfach weglassen.
Alles in allem ist der Film trotz aller Inkosistenzen und Clooneys jederzeit deutlicher Unterlegenheit gegenüber den Coens dennoch als voller Erfolg zu werten, denn es wäre zu schade gewesen, wenn die Coens dieses Produkt gar nicht umgesetzt hätten. Ehrlich gesagt glaube ich kaum, dass sie ein besseres Produkt hätten abliefern können, da sie erst gar keines angefangen hätten.
Zwar kein wichtiger Film - heutzutage gibt es zu diesen Themen deutlich bessere - aber ein wirklich guter und fetter Genrebastard, der meines Erachtns sogar im Heimkinoauswertungsrahmen deutlichbesser altern dürfte. Zumal die letzte Einstellung auch eine schöne und positive Granate ist!
Daher von mir 8 sehr wohlwollende Punkte (eigentlich eher 7, aber betrachtet man das ganze Ausmaß ist 8 wohl auch irgendwie fair)