
Bewertung: 3 / 5
Coole Trickle (Tom Cruise) ist ein talentierter NASCAR-Nachwuchsfahrer. Doch es fällt ihm schwer, Fuß in der Branche zu fassen. Doch der erfahrene und einflussreiche Mechaniker Harry Hogge (Robert Duvall) hat ein Auge auf ihn geworfen und mit dem Profi Rowdy Burns (Michael Rooker) hat Trickle auch bereits einen Konkurrenten. Nach einem schweren Unfall werden Trickle und Burns beide von der Ärztin Claire Lewicki (Nicole Kidman) untersucht und behandelt. Und bald schon beginnt Trickle eine Affäre mit ihr. Obwohl Trickle und Burns zunächst durch eine Rivalität geprägt waren, entwickelt sich aus ihrem Kampf eine Freundschaft.
Das Abhandeln von Nichtigkeiten im Film ist vermutlich die realitätsnahe Beziehung zwischen Medium und Leben. Wenn Filme davon Handeln würden, wie man zuhause mal seinen Schlüssel vergisst, oder mit Kopfschmerzen zur Arbeit käme, dann wären wir im Bereich der dokumentarischen Erkenntnis, ohne Theatralik und Inhalt angekommen. Nicht falsch verstehen, schaut man sich jüngere Filme an, sagen wir an der Stelle mal A Quiet Place (2018), dann wird klar, daß es auch für die Ausbreitung von Lappalien einen Platz in Hollywood gibt. Allerdings heißt es nicht, daß nur weil man etwas tun kann, man es auch dementsprechend tun sollte. Und so gesehen kommt ein Film wie Tage des Donners da gerade recht. Auch das ist ein Werk, daß man in vielerlei Hinsicht haarscharf kritisieren darf. Auch hier geht es in gewisser Weise um das Abhandeln von Banalitäten und das Instruieren von Konflikten. Es sei an der Stelle noch gesagt, daß diese Konflikte keinerlei Bezug zur Realität haben. Nicht, weil sie besonders allegorisch wirkten, sondern weil sie im gesamten Film eher behauptet, als wirklich ausgeführt sind. Da werden ganze Figuren absurd in einem Skript verwertet, daß diese Figuren nicht erklären. Und letztlich sind deren Funktionen innerhalb der Geschichte ebenso bloße Behauptung. Denn während Nicole Kidman als Ärztin zwar noch eine Art Relevanz hat, so hat Nicole Kidman als die liebende Frau keinerlei Relevanz mehr.
In Tage des Donners kommt es zu einer Art quasi Remake von Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986). Ebenfalls ein Tony Scott-Film und ebenfalls mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Die Werbefilm-Ästhetik durchzieht auch hier die Subkultur der NASCAR-Fahrer. Und auf den Straßen propagieren sie Männlichkeit, Konflikte und es ist wie im wilden Westen. Hier zeichnet sich der durchaus oftmals übertriebene Stil von Scott vollends aus. Wenn diese Autos über die Straßen rattern, dann hat das tatsächlich etwas sehr Immersives. Hektisch, von einer gewissen Rohheit getragen und im Stile eines jungen, wilden MTV-Musikvideos inszeniert Scott das. Klar, davon wird die letztliche Geschichte auch nicht besser, aber spätestens jetzt, befinden wir uns auch im Trash-Film oder B-Movie. Da wird dann irgendwann behauptet, daß es zu einem großen Konflikt zwischen Cole Trickle und Harry Hogge kommt. Der eine verbraucht zu viele Autos, fährt zu wild und ist insgesamt ein Einzelkämpfer. Der andere wiederum ist erbost darüber. Nun ist es nicht so, daß der Konflikt im Kontext, wie auch generell extrem dumm wäre, aber das Drehbuch baut diesen nicht angemessen aus und es wirkt so, als habe man dann mittendrin gemerkt, daß ein Film auch mehr braucht, als kernige Typen in einem Auto. Denn ansonsten wären wir hier auf einem Level von Le Mans (1971) angekommen. Das verhilft dem Film zu einem eigenartigen Charme und sorgt indessen dafür, daß man hier einfach Stationen abklappert, um vermeintliche Spannung zu erzeugen.
Der Film hat einen Charme, das kann man nicht abstreiten. Wenn sich die Figuren entgegen jedweder Meinung von Fachleuten zum Beispiel dazu entscheiden, für ihr Rennen erneut im Krankenstand in die Autos zu steigen, dann ist da eine unglaubliche, pubertäre Stimmung in der Luft. Unterdessen kann man darin aber auch den pubertären Geist erkennen. So ist Tom Cruise als Person ja ohnehin die ewige Jugend geworden und das sich seine Figur hier gegen die alten Herren auflehnt, zeigt, daß man hier durchaus Perspektiven einnehmen möchte, deren rationale Grundlage doch eher unzureichend sind. Insgesamt wirkt der Film, weil eben deutliche Parallelen zum Militär-Propaganda-Film bestehen, wie ein Remake. Das Auflehnen gegen höhere Instanzen, Rivalität zwischen Jungs, eine Liebe, die irgendwie Platz findet, Theatralik und gefühlsduselige Musik. Ja, wenn man ein wenig ernster daran geht, dann hat Tage des Donners keine Chance mehr. Doch der Film ist genau darin so herrlich. Gleichzeitig erstaunt es auch, was für einen All-Star-Cast Scott hier irgendwie zusammentrommeln konnte. Da laufen dann neben Cruise und Duvall Leute wie Randy Quaid, Nicole Kidman, Cary Elwes, John C. Reilly oder Michael Rooker durchs Bild. Das allein ist schon absoluter Irrsinn, zumindest zur damaligen Zeit war es das definitiv.
Zwischendurch berichtet Tage des Donners dann von komplizierten Vater-Sohn-Beziehungen. Nicht, daß es hier um Blutsverwandtschaft ginge, aber die Beziehung zwischen Trickle und Hogge gleicht diesem Verhältnis schon sehr. Tja, und wie gesagt, es wirkt eher behauptet, als schlüssig. Dennoch macht das eine Freude und zeigt auch, wie Spielberg schon zur damaligen Zeit seine Spuren hinterlassen hat. Unterdessen geht es dann um Verrat an dieser Gruppe, die eigentlich als Zweckfamilie dient. Der böse, böse Kapitalist, der keinen Sinn für den Sport und die Ehre des Sportes hat, verrät das Team und nun müssen sie sich aber zusammenraufen, daß sie ihn auch ja besiegen können. Auch das ist innerhalb des Films eher dürftig erzählt, passt sich aber zum generellen Ton an und sorgt dafür, daß man herrliche Freude daran hat. Wenn man denn Spaß an Quatsch haben kann.
Immersiv und sehr albern erzählt Tage des Donners eine ziemlich juvenile Geschichte. Es ist ein Film, der vor allem stilistisch überzeugt und inhaltlich großes Kopfschütteln oder Korkenknallen hervorrufen kann. Mit einer infantilen Freude inszeniert Scott einen Film für infantile Leute und solche, die eine gesunde Distanz zu so etwas pflegen können. Behauptung steht über der Realität und damit ist der Film als Film auch so gelungen.
