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Taxi Driver

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One mans nightmare

Taxi Driver Kritik

Taxi Driver Kritik
5 Kommentare - 24.03.2012 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "Taxi Driver" ist.

Bewertung: 5 / 5

Die 60er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs und des Protests. Mit Arthur Penns "Bonnie & Clyde" beginnt eine der wichtigsten Perioden der amerikanischen Filmgeschichte, die nach "Easy Rider" 1969 wenige Jahre für Innovation im krisengeschüttelten Hollywood sorgte und den Nerv der Zeit traf. Stark beeinflusst von europäischen Filmemachern, insbesondere denen der "Nouvelle Vague", wird neben anderen Martin Scorsese zu dieser Zeit zu einem der markantesten Regisseure des amerikanischen Kinos. Nach seinen ersten Erfolgen mit "Mean Streets" und "Alice doesnt live here anymore" schafft er mit seinem Meisterwerk "Taxi Driver" 1976 einen der Meilensteine dieser Ära, der bis heute von einer Großzahl von Filmschaffenden und Kritikern als bester Film der 70er Jahre angesehen wird. Wie so oft spielt Scorseses Film in New York. Schon mit der ersten Einstellung wird klar gemacht, dass diese Stadt alles andere als ein Paradies ist. Zumindest der Taxifahrer Travis Bickle ist der Ansicht, die Stadt würde im Dreck ersticken. In einem Close Up werden wir auf den Protagonisten eingestellt, dessen Augen von Hass und Abneigung zeugen. Die Geschichte wird subjektiv durch seine Augen erzählt. Im Voice-Over erfahren wir von Travis Gedanken, all den Abschaum von den Straßen zu spülen. Gespielt wird der Protagonist natürlich von Robert de Niro, der eine erschreckend realistische und hypnotisierende Performance abgibt, die längst als Ikone gilt. Es war die zweite Zusammenarbeit mit Martin Scorsese und der Beginn einer bahnbrechenden Kollaboration, die bis heute acht Filme zählt und zuletzt vor 18 Jahren in Casino zu bestaunen war. Zuletzt gingen jedoch die Gerüchte eines Wiedersehens der beiden um, was allerdings noch nicht bestätigt ist. Method-Actor DeNiro hat sich intensiv auf die Rolle als Travis Bickle vorbereitet und fuhr im zuge dessen auch lange selbst Taxi in New York. Travis nahm den Job aufgrund von Schlafstörungen an. Der Vietnamveteran hat mit seelischen Problemen zu kämpfen. Rund um die Uhr sitzt er allein, isoliert in seinem Taxi. Der einzige Lichtblick in seinem Leben ist die Wahlkampfhelferin Betsy (Cybill Sheperd). Eines Tages spricht er sie an. Sie ist zunächst fasziniert von diesem Mann, aber schon bald werden aus einem stillen Wasser tiefe Abgründe. Travis Verhalten ist bisweilen vollkommen befremdlich. Wie Betsy bemerkt ist er "voller Widersprüche". Er schluckt Tabletten, selbst wenn er in Form kommen will, schreibt obskure Tagebucheinträge, geht regelmäßig ins Pornokino, obwohl er andere dafür wohl verachten würde und spricht mit sich selbst. Eine der berühmtesten Szenen ist wohl die, in der Travis vor dem Spiegel steht und fragt "Redest du mit mir?". Die Sequenz basiert auf einer Improvisation von DeNiro. Während Travis bei seinen nächtlichen Fahrten immer wieder in seinem obsessiven, aggressiven Denken bestätigt wird, driftet er immer mehr in Abgrenzung und Einsamkeit ab. Er versteht die Welt nicht und verzweifelte, klägliche Versuche sich zu integrieren scheitern. Auch bei den Kollegen kann er weder Freunde noch Rat finden. Aus der Orientierungslosigkeit wird er scheinbar gerissen, als er die Prostituierte Iris kennenlernt. Diese wird herausragend gespielt von der damals erst 13 Jahre alten Jody Foster. Ihre Mutter musste aus juristischen Gründen ständig am Set dabei sein. Iris ist drogenabhängig und dem Zuhälter Sport (Harvey Keitel) verpflichtet. Travis sieht seine Aufgabe darin, Iris zu helfen aus ihrem Leben zu flüchten, auch wenn er insgeheim selbst nach Erlösung strebt. Er beginnt zu trainieren und bald darauf kauft er sich eine Waffe. "Taxi Driver" ist das Porträt eines Soziopathen, einer tickenden Zeitbombe. Der Film baut langsam aber stetig Spannung auf bis zum brutalen, intensiven und ironischen Höhepunkt. DeNiro verkörpert dabei aufopferungsvoll den zwiegespaltenen Mann am Rande des Wahnsinns. Aber auch die Nebencharaktere machen ihre Sache bestens. Unter anderem gibt es einen jungen Albert Brooks als Betsys eifrigen und eifersüchtigen Kollegen zu sehen. Auch Scorsese selbst hat ein oder zwei kurze Auftritte. Das geniale Drehbuch von Paul Schrader trifft mitten ins tiefe Schwarz einer verzweifelten Seele. Nur wenig wurde erweitert oder abgeändert. Auch visuell beeindruckt der Film. Der düstere New Yorker Albtraum ist immer wieder mit einem gruseligen Rotstich inszeniert, was die Absurdität und Entfremdung von Travis sehr gut unterstützt. Für die letzten Minuten im Film mussten farbliche Anpassungen vorgenommen werden, da nach Meinung der Verantwortlichen die gesättigten Farben zu realistisch und schockierend gewirkt hätten und der Film so nicht an einem NC-17 Rating vorbeigekommen wäre. Die legendäre Einstellung am Ende des Films gehört nicht nur zu den berühmtesten der Filmgeschichte, sondern auch zu meinen persönlichen Favoriten. Zur selben Zeit wurden neben "Taxi Driver" auch "Jaws" und "Star Wars" produziert. "Taxi Driver" kann als letzter großer Film des New Hollywood betrachtet werden. Ab den 80er Jahren wurde das Kino wieder stärker Blockbuster-orientiert. Aber dieser kurze Exkurs hat die Kinolandschaft dennoch geprägt. Ich bin ein großer Fan dieser Ära und glücklicherweise blieb einiges davon erhalten oder hat neue, interessante Regisseure und Filme beeinflusst und hervorgebracht. Neben Scorsese, der weiterhin zu den allergrößten des Business zählt, und nebenbei nach "Taxi Driver" mit "Raging Bull" mit großer Übereinstimmung auch den besten Film des Folgejahrzehnts gemacht hat, sind es Regisseure wie Spike Lee, Gus van Sant, Oliver Stone oder auch Paul Thomas Anderson, die uns bis heute mit originellen Werken beschenken. Nicht immer handelt es sich dabei um neue Meisterwerke. Auch ein Meister wie Scorsese hat meiner Ansicht etwas nachgelassen und hin und wieder nicht ganz überzeugt (zB. The Aviator, Shutter Island). "Taxi Driver" jedoch ist ein Film für die Ewigkeit. http://eliasandthemovies.blogspot.de/

Taxi Driver Bewertung
Bewertung des Films
1010

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5 Kommentare
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eli4s : : Moviejones-Fan
21.02.2018 19:29 Uhr | Editiert am 21.02.2018 - 19:30 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

6 Jahre alt, die Kritik... wie schnell die Zeit vergeht :/...

@blog

darüber habe ich mich gar nie Gedanken gemacht... aber den führe ich eh nicht mehr wirklich... falls sich Moviejones daran stört, können Sie es gern rausnehmen. Ich kann nicht mehr editieren.

Und ja "Yellow Sea" hat mir nicht so gut gefallen. Fand die Story ziemlich unausgereift und unfokussiert - soweit ich mich erinnere...

@luhp

Ich denke, Travis sucht einfach irgendein Ventil. Irgendetwas/jemanden, das/den er verantwortlich machen kann. Travis hat darüberhinaus ja kaum sozialen Umgang mit irgendwem, da trifft es vielleicht den, der ihm ein Begriff ist. Auch repräsentiert der Senator ja das "System"; ein System, von dem Travis weitgehend ausgeschlossen ist (bzw. sich auch selbst ausschließt) und das ja seiner Meinung auch lange untätig war (ähnlich wie er selbst). Vielleicht wollte er damit einfach (s)einen Standpunkt deutlich machen.

Interessante Sicht "Taxi Driver" und "Blade Runner" zu vergleichen. Da wäre ich bisher nicht draufgekommen ;)...

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MobyDick : : Moviejones-Fan
21.02.2018 17:19 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

luhp:

Jetzt wo du das so aufdröselst und erklärst, macht es deutlich mehr Sinn und sorry falls ich zu belehrend oder von oben herab rüberkam. Aber so ohne Kontext wirkte es eher wie: "Oh ja, gleiche Zeit ungefähr, ein Mann alleine, beides Meisterwerke, ist ähnlich..."

Was deine Frage bzgl des Senators angeht, ich denke, da gibt es nicht die eine oder andere richtige Sichtweise und Interpretation, das ist denke ich jedem selbst überlassen, wie er das sieht. Anscheinend hast du es anders gesehen als ich, da du noch offene Fragen hattest, die sich mir so nie gestellt haben.

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
21.02.2018 16:43 Uhr | Editiert am 21.02.2018 - 16:44 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.396 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@MobyDick

Zu eli4s Blog:
Ich denke, das geht in Ordnung, weil er seine Texte ja auch hier als Kritiken veröffentlicht (sie teilweise sogar ins Deutsche übersetzt hat) und nicht einfach nur auf seinen Blog hinweist. MJ-Leser können die Kritiken auch lesen, ohne auf den Blog zu klicken.

Zum Film:
Naja, wenn sich mir Vergleiche aufdrängen, dann möchte ich das auch anmerken, zudem bewegen wir uns bei "Taxi Driver" und "Blade Runner" im gleichen Genre (Neo Noir), also kommt der Vergleich ja nicht von ungefähr. Die Art und Weisen, wie Scorsese und Scott ihre Städte inhaltlich und audiovisuell als Moloch und Sündenpfuhl darstellen, haben für mich auf jeden Fall viel gemein.

Dass man einen Mann mit psychopathischen Zügen und/oder PTBS wie Travis Bickle nicht mit normalen Maßstäben betrachten sollte, ist mir klar. Zu der Senator-Szene habe ich in dieser Hinsicht ja auch zwei mögliche Erklärungen gegeben, nichtsdestotrotz kommt Bickles Verhalten hier für mich aus dem Nichts, sodass es ich mir das im Gegensatz zu z.B. den Dates mit Betsy nicht sofort erklären konnte.

Ich habe "Taxi Driver" mit 9,5/10, aufgerundet dann 10, bewertet.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
20.02.2018 10:37 Uhr | Editiert am 20.02.2018 - 12:44 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

eli4s:

Sehr schöne Kritik eines sehr geilen Films. Da ist eigentlich kaum was hinzuzufügen, selbst wenn ich vielleicht einige Nuancen anders sehen würde. Ein paar Fragen habe ich aber abseits: Wie ich sehe gibst du am Ende ein Link zu deiner Filmreview-Seite an. Ist das so erlaubt, gewollt von MJ? Wie sind da die Richtlinien? Und dann habe ich gesehen, welche Filme du alles wie bewertet hast. Vieles davon kann man durchaus nachvollziehen, nur dass Yellow Sea so schlecht abschneidet, fand ich etwas kurios. Ich kann auch hier deine Kritikpunkte nachvollziehen, vor allem sieht der Film im Vergleich mit Chaser überhaupt kein Land, aber trotzdem ist es ein in meinen Augen sehr starker Film, der TROTZ des koreanischen "Nennen-wir-es-ma-Nihilismus" ganz gut funktioniert. Na ja, was solls.

luhp:

Nicht böse gemeint, vor allem da du ja wirklich interessiert bist, und immer bereit bhist, über den Tellerrand zu schauen, aber versuch dich mal ein bißchen von Vergleichen zu lösen (Blade Runner) und auch davon, Travis Bickle mit "normalen" Massstäben wahrzunehmen. Alleine die Tatsache, wo er zu seinem ersten Date hingeht zeugt ja davon, dass man anders an die Sache rangehen sollte. Wenn dir das gelingt, stellen sich dir die Fragen eigentlich nicht und der Film wird umso runder. Und wenn dir der Film so gut gefällt, dann schau dir mal ein weitere Filme an, wo Schrader zu der Zeit ungefähr was beisteuerte. Der Mann war ungefähr 10 Jahre lang wirklich sehr sehr gut darin, Männer an bestimmten Punkten in ihrem Leben am vereinsamen und verzweifeln darzustellen.

Für mich übrigens auch ein Mindestens 9 Punkte Film.

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
19.02.2018 23:23 Uhr | Editiert am 19.02.2018 - 23:40 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.396 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Nach dem gestrigen "Tatort" musste ich mir "Taxi Driver" jetzt endlich mal ansehen^^

Ein Meisterwerk auf (so gut wie) allen Ebenen - inhaltlich, schauspielerisch, audiovisuell.
"Blade Runner" im New York der 70er Jahre und über dieses New York sowie den Hauptcharakter Travis Bickle könnte man wohl ganze Arbieten schreiben!

Meiner Meinung nach hätte das Ende aber durchaus noch radikaler ausfallen können, Bickles Überleben und die Aussöhnung mit Betsy wirken wie ein Happy End, welches nicht so recht zum Film passt. Andererseits kann man dies wie von Scorsese beabsichtigt aber auch so interpretieren, dass wir hier mit Bickle nun eine tickende Zeitbombe vor uns haben, die jeden Moment (erneut) explodieren kann.

Wie erklärst du dir den Attentatsversuch Bickles auf den Senator? Der kam für mich überraschend aus dem Nichts, weil ich eigentlich davon ausging, dass Bickle den Senator mag. Aber seine Sympathie könnte natürlich auch nur gespielt sein... Oder er möchte seinen Ärger über die Kinderprostitution an dem Senator auslassen, weil dieser nur an seinem Wahlkampf interessiert ist und Reden über Verbesserungen in New York hält, diese aber nicht in die Tat umsetzt und der "menschliche Schmutz" deshalb weiterhin die nächtlichen Straßen bevölkert.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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