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The Artist

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The Artist Kritik

The Artist Kritik

The Artist Kritik
0 Kommentare - 02.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Artist" ist.
The Artist

Bewertung: 3 / 5

Gegen Ende der 1920er Jahre herrscht in Hollywood Aufbruchstimmung. Das merkt auch der Stummfilm-Star George Valentin (Jean Dujardin). Auf der Premiere für einen Film verliebt er sich in die junge Statistin (Bérénice Bejo), die ihm gleichzeitig einen neuen Aufschwung bringen kann. Doch während der Tonfilm über die Traumfabrik einherfällt, gerät Valentin immer weiter in Vergessenheit und landet keine Hits mehr.

Irgendwann zerfleischt dich die Traumfabrik. Irgendwann gehörst du nur noch der Menschheit. Das ist eine Erkenntnis, die aus dem Verständnis der Zustände in Hollywood entsteht. Verklärung in dieser Hinsicht gibt es zu Hauf und auch die Filmwelt hat sich so oft und so ausgiebig mit dem Filmemachen beschäftigt, daß die genauen Strukturen hinter der Leinwand allen bekannt sein sollten. Ach, daß lieben Kritiker: Wenn Künstlerinnen und Künstler sich hingeben und davon berichten, wie groß der Traum und die Passion sind, wie viel man für diese fünf Minuten Ruhm aufgeben würde, um dann als Individuum mit und für die Kunst zu verschmelzen. Sowas Ähnliches scheint auch den Appeal von The Artist auszumachen. Ein Vollblutkünstler, der von der modernen Technik verdrängt wird. Ein kleiner Austausch findet dann statt, indem der Trieb nach Verschmelzung, mit der Kunst, in einen Selbsterhaltungstrieb mündet. Wie kann ich mich halten, wie schaffe ich den Weg zurück? Darin liegen wesentliche Fragen, die The Artist beantworten soll. Doch darin liegt auch ein Tagtraum jener Fabrik, die in letzter Instanz nicht radikal genug ist. Denn für weite Strecken sieht es so aus, als daß sich George Valentin nicht von seinen Rückschlägen erholen und damit fiele tatsächlich der Vorhang, weil dann klar wäre, wie verlogen eigentlich das Konstrukt Hollywood ist. Doch The Arist scheitert an diesem Vorhaben und mündet in kitschigem Oscar bait zur Beruhigung der Academy.

Trailer zu The Artist

Natürlich ist das grundsätzlich auch gut verpackt, mit stilistischen Kniffen, die alt wirken. Mit einem Umschwung im Hollywoodkino vergangener Zeit und mit einer Liebesgeschichte, die so herzhaft anmutet. Das sind alles nette Spielereien, denn sie wirken so nahbar. Doch auch wenn das Werk hier anspruchsvoll verpackt wurde, ist da inhaltlich nicht viel mehr herauszuholen, als eine selbst beweihräuchernde Reminiszenz. Und das taten viele Werke vor The Artist schon und es Taten auch genügend Werke nach The Artist. Dann sind es die Figuren, die den Generationenkonflikt tragen und sich tatsächlich dauerhaft ergänzen. So beginnt der Film mit einer zufälligen Begegnung zweier Menschen, die eigentlich nicht viel voneinander haben. Da ist der gefeierte Star, dessen Leben sich in Sphären bewegt, in welchen niemand ein Freund zu sein scheint. Doch Valentin wirkt hier als Philanthrop und vielleicht mag es auch dem Interesse an der schönen Frau geschuldet sein, daß er sie ein weiteres Mal empfängt. Dann wird es heimlich und die gesellschaftlichen Verpflichtungen werden nicht mehr so wichtig. Darin liegt auch tatsächlich etwas Mut, wenn man die Zeit bedenkt, in welcher der Film angesiedelt ist.

Das Kino wird hierbei minimalisiert. Viele Eindrücke, die entstehen, erinnern an die großen Zeiten eines Buster Keaton oder auch Charlie Chaplin. Darin allein und nur darin liegt tatsächlich eine Wahrheit, weil der Film versteht, daß ein Kino ohne Worte kein Kino ohne Worte bedeutet. Damit ist in erster Linie gemeint, daß sich das Leben der Figuren dennoch spürbar gestaltet, weil auch die Lebenswelt und das Geschehen so greifbar inszeniert werden, daß man darin durchaus nach einem Sinn suchen kann. Und The Artist ist ein Werk der großen Worte. Es geht um die Rolle, die ein Künstler in der Gesellschaft einnimmt. Es geht darum, Platz zu schaffen, auch wenn das vielleicht nicht das ist, was man eigentlich möchte. Schließlich bedeutet Platz machen mitunter auch verschwinden. Dann geht es um Instanzen, die eine Erwartung an das Individuum stellen. Insofern kann sich wohl jeder ein wenig mit der Rolle des George Valentin identifizieren. Schließlich wird es wohl keinen Menschen geben, der nicht mindestens einmal von den an ihn gestellten Erwartungen entnervt oder enttäuscht war. Das möchte man nicht sein und das in einem Hinblick einer Welt, die nur aus Rollen und Erwartungen besteht ist tatsächlich so etwas wie Kunst. Daß der Film die Verpflichtung dann aber doch erfüllt, ist besorgniserregend, weil das Werk sich so einer menschenfreundlichen Lesart entzieht.

Überdies sind es dann die Figuren, die so wundervoll von Jean Dujardin und Bérénice Bejo verkörpert werden. Da steckt das Potenzial eines klassischen Hollywoodhelden drin, welches Hazanavicius aber nie komplett ausreizt. So liegt es etwa daran, daß die Tragik der Figur nie so ganz Teil der Geschichte wird. Viel eher wird der Fokus auf die Romanze zwischen ihm und Bejo gelegt, die aus unerfindlichen Gründen tatsächlich sowas wie eine magische Gravitas zu sich hat. Was schnell in ein ungemütliches Abhängigkeitsverhältnis abdriften könnte, ist aber in Wahrheit ist dem Wechselverhältnis der Macht in Hollywood unterlegen und nimmt somit eine andere Form von Wahrheit ein. So oder so, wäre darauß etwas Ehrliches entstanden, ob man nun diesen oder jenen Weg geht, ist dabei völlig egal. Dann zieht Hazanavicius vor allem seine Stärke aus der Inszenierung, indem er nicht nur die Epoche in Bildern einfängt, sondern diesen auch eine stumme Stärke mitsamt dem Gesamtkonzept hinter dem Werk gibt. So wird auch der technische Fortschritt ironisch untermauert.

Dann gibt es die Nebenrollen, die alle durch die Bank weg gut besetzt sind. Allen voran John Goodman, kann als Studioboss überzeugen, der von der eigentlichen Kunst kaum etwas versteht, aber das Geschäft dahinter wittert. In diesen Momenten ist The Artist dann am nahbarsten, weil auch der Film begreift, daß Produkt und wahre Kunst nun etwas gänzlich verschiedenes sind.

Und dann wartet man in The Artist, man wartet auf die große Offenbarung und all diese Dinge, die ein derartiges Werk von anderen abheben. Doch da gibt es keinerlei Tiefe, weil der Film eine Hochglanzwelt darstellt, die ihren Frieden damit gemacht hat andere Welten zu interpretieren. Auch die grundsätzliche Idee einen Fast-Stummfilm zu inszenieren, wirkt hier eher aufgesetzt, als daß es wirklich was zu sagen hätte. Dabei sind es dann vor allem die schauspielerischen Leistungen, die überzeugen und den Film in seine besten Momente befördern. Das Gesamtwerk wird dann ein bisschen zerstört, weil der Film für einige Erkenntnisse zu verblendet scheint und ganz einfach auch nicht den Mut besitzt, gewisse Strukturen anzukreiden.

The Artist Bewertung
Bewertung des Films
610

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