Bewertung: 4.5 / 5
Der dritte und letzte Teil von Nolans Batman-Trilogie war einer der am meist erwarteten Filme des Kinojahres 2012. Der Druck und die Erwartungen sind aufgrund seines Vorgängers „The Dark Knight“ enorm. Kann dieser Film die Qualität seines Vorgängers wiederholen oder ist „The Dark Knight Rises“ einfach nur eine weitere Comicverfilmung? [u][b]!!ACHTUNG!!DIESE KRITIK ENTHÄLT MASSIVE SPOILER! WER NICHTS VON DER HANDLUNG ERFAHREN MÖCHTE, SOLLTE NICHT WEITERLESEN!![/u][/b] Die Handlung setzt acht Jahre nach den Ereignissen von „The Dark Knight“ ein, in der Bruce Wayne seine große Liebe Rachel verlor und die Schuld Harvey Dents auf sich genommen hat. Nun lebt Wayne zurückgezogen in seinem großen Haus, welches er niemals verlässt, und hat mit seinem alter Ego Batman endgültig abgeschlossen. Doch als unerwartet der Verbrecher Bane die Stadt mit verschiedenen Attacken terrorisiert, muss Bruce Wayne ein letztes Mal in seinen Anzug schlüpfen und versuchen, den skrupellosen Bane aufzuhalten. Alle wichtigen Schauspieler der beiden Vorgängerfilme sind für „The Dark Knight Rises“ zurückgekehrt, also Bruce Wayne/Batman wird einmal mehr klasse und emotional von Christian Bale verkörpert, während Alfred wieder von Michael Caine und Polizist James Gordon von Gary Oldman gespielt wurde. Die neuen Charaktere wurden hochkarätig besetzt, zB John Blake von Joseph Gordon-Levitt oder Oscar-Preisträgerin Anne Hathaway spielte die Rolle der Meisterdiebin Selina Kyle. Und wieder sticht der Bösewicht Bane, welcher von Tom Hardy verkörpert wurde, heraus, denn aufgrund seiner Maske konnte er wenig mit Mimik arbeiten, weshalb er sich sehr auf seine betonende Stimme und Augen konzentrieren musste, was ihm wirklich gut gelang, denn Banes Blick sagt in einigen Szenen mehr als tausend Worte. Der Film beginnt gleich mit einer atemberaubenden Actionsequenz, in der ein Flugzeug von einem anderen angegriffen wird, welche den Zuschauer sofort in den Bann zieht und spektakulärer hätte der Film eigentlich nicht anfangen können. Eine weitere Stärke ist einmal mehr die gut durchdachte Story von den Autoren der Vorgängerfilme, nämlich Christopher Nolan, sein Bruder Jonathan und David S. Goyer, denn sie schaffen es, lose Enden von „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ hier in der Story zusammenzuführen und als einen wesentlichen Teil der Handlung fortzuführen. Es ist also nicht einfach nur noch eine weitere Episode, wie es leider oft bei anderen Comicreihen ist, sondern schafft den Bezug zu den anderen Filmen und trägt neue Aspekte dazu. Und auch sonst faszinieren die Handlungsstränge, die zu Beginn des Filmes nicht linear, sondern parallel verlaufen, also man sieht den zurückgezogenen Wayne in seinem Anwesen, während ein junger Polizist namens John Blake zusammen mit dem erfahrenen Gordon Banes Handlangern auf der Fährte sind. Was anfangs ein wenig verwunderlich ist, da man teilweise nicht immer versteht, warum jetzt diese oder jene Szene unbedingt nötig war, weil sie im ersten Moment für die Handlung unbrauchbar erscheint, schlussendlich allerdings alle Handlungsstränge zu einem großen Finale zusammenführen. Es werden gleich zu Beginn des Filmen einige neue Charaktere eingeführt, welche alle eine passende Einführung und der Zuschauer einen ersten Eindruck von ihnen bekommt. Allerdings gibt es bei mehreren Charakteren eine Entwicklung, auf die man bis in die letzte viertelstunde des Filmen nicht gekommen wäre. Bei einigen Figuren gelingt es Nolan gut, sie dem Zuschauer näher zu bringen, aber bei dem Bösewicht Bane bleibt leider vieles unerklärt und auch die Technik hinter seiner Maske wird nicht genauer erläutert, es wird nur gesagt, dass sie seine Schmerzen lindert, aber ich persönlich hätte da mehr erwartet, was allerdings nicht verwundert, da 20 Minuten von Banes Szenen aus dem Drehbuch gestrichen wurden, was im Nachhinein nicht sehr gut war. Und auch sonst nimmt sich Nolan zu Beginn des Filmes sehr viel Zeit, um den Polizist John Blake in der Story zu verankern, wobei er (gefühlt) fast so viel Screentime wie die Titelfigur Bruce Wayne bekommt. Wenn man von Seiten Warner/DC in zukünftigen Filmen näher auf Blake eingehen möchte, dann kann ich es verstehen, wird allerdings in „Man of Steel 2“ 2015 ein neuer Bruce Wayne eingeführt, dann war die Charakterarbeit an Blake ein wenig zu viel des Guten. Ein weiterer Pluspunkt ist, wie gezeigt und sehr mitfühlend von Bale geschauspielert wurde, wie Bruce Wayne körperlich in einer miserablen Verfassung ist und sich langsam wieder in die Gesellschaft und in Batman zurückkämpft. Auch der Aufwand des Filmes war enorm, so wurde wieder auf CGI verzichtet, wo immer es möglich war, so wurde beispielsweise der komplette Prolog mit der Flugzeugsequenz über den Wiesen Schottlands mit echten Stuntmen an der Außenseite der Flugzeuge gedreht, weil, laut Nolan, der Zuschauer den Unterschied merken würde, was eine tolle Entscheidung war. Oder auch die meisten Szenen mit Batmans Fluggerät „The Bat“ wurde größtenteils mit einem Modell auf einem Auto oder an Seilen befestigt in der Realität gedreht, nur wenn man dieses in großer Höhe sieht, wurde CGI verwendet, was allerdings kaum vom Realen zu unterscheiden ist. Als Gotham City diente diesmal nicht mehr Chicago, sondern man drehte in verschiedenen US-Städten wie Pittsburgh, Atlanta oder New York, wo die Szenen des Börsenüberfalls vor der echten Wall-Street gedreht wurde, was monatelange Vorbereitung bedarf. Oder auch Sets wurden für die Szenen von der Bathöhle oder Banes Gefängnis angefertigt, welche extrem groß und aufwendig waren. Und wie gesagt, wurde sehr sparsam CGI verwendet, welches allerdings bei Verwendung wirklich gut ist und kaum von der Realität zu unterscheiden ist. Allgemein ist der komplette Film, trotz Comichintergrund, äußerst realitätsnah, egal ob es Explosionen oder der Sound der Waffen ist. Hier gibt es keinerlei unrealistische Szenen, welche die Vorgängerfilme noch durchzogen. Was mir auch immer gut gefällt ist, wenn der Film nicht einfach nur reine Popcorn-Unterhaltung ist, sondern eine Botschaft vermitteln will und auch Kritik an der Gesellschaft übt, was beides bei „The Dark Knight Rises“ vorhanden ist. Zum Beispiel wird das Verhalten der Polizei, der dekadenten Gesellschaft und dem finanziellen System kritisiert und Banes Angriffe erinnern stark an 9/11, welche die Polizei machtlos macht und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Aber leider gibt es auch einige unnötige „Plot-Holes“, die eindeutig vermeidbar gewesen wären, zB warum Bane ins weit entfernte Gefängnis reist, nur um Wayne beim Aufwachen eine Drohung auszusprechen oder als Batman ohne Geld von jenem in das abgeschirmte Gotham zurückkehren kann, ohne bemerkt zu werden. Was ebenfalls viele Menschen stören wird ist, dass es sehr wenige Szenen mit Batman in Aktion gibt, allerdings sagt mir das persönlich sehr zu, weil man sich dadurch auf den Charakter von Wayne konzentrieren kann und perfekt erläutert, wie er sich vom menschlichen Wrack durch seinen Willen zurückkämpft. Im Gegensatz zum Vorgänger, spielt „The Dark Knight Rises“ leider sehr häufig tagsüber, wodurch die düstere Atmosphäre verloren geht, wobei die kalte Stimmung perfekt durch Schneeflocken charakterisiert wird. Auch die Kamerafahrten sind wieder, dank der tollen Arbeit von Wally Pfister, perfekt inszeniert und sind abwechslungsreich, auch wenn manchmal die Kamera stark wackelt. Der Farbfilter ist diesmal deutlich heller und nicht mehr dunkel gehalten, wodurch leider ein wenig der düsteren Stimmung, wie sie einst bei „The Dark Knight“ war, noch einmal verloren geht. Die Musik ist wieder einmal von Großmeister Hans Zimmer, welcher nur wenige seiner bisherigen Kompositionen verwendet und überraschend viele neue Stücke geschaffen hat. Doch leider passt die Musik nicht in jeder Szene, oder ein sich wiederholender Teil ist zu lange zu hören, obwohl sich die Bildinformationen öfters gewechselt haben. Auch in diesem Film gibt es wieder Szenen, die ohne Musik deutlich mehr aussagen und dem Zuschauer dadurch mehr fesseln können. Leider ist die Musik den kompletten Film über sehr leise gehalten, wodurch man nicht richtig in den Bann gezogen wird. Ein besonderes Lob geht hier an den Mut von Regisseur Christopher Nolan, der sich nichts vom großen Studio Warner Brothers hat sagen lassen, welches 3D und Leonardo DiCaprio als Riddler wollte, sondern seine Idee fortgeführt und uns somit diesen tollen Film beschert hat. Der Film kann leider nicht dem hohen Druck standhalten (was eigentlich fast unmöglich war!), weil es einfach einige Storyprobleme gibt und die man sich sehr viel Zeit nimmt, die Handlung Schritt für Schritt aufzubauen, aber dennoch deutlich mehr als nur eine bunte Comicverfilmung ist. Aber „The Dark Knight Rises“ ist sicherlich ein überdurchschnittlicher Film, der nicht an die Qualität seines Vorgängers rankommt, aber trotzdem eine tolle Story und gut gezeichnete Charaktere mit realitätsnaher Action verbindet und die Trilogie zu einem verdienten Abschluss bringt. [b]Bewertung: 9/10[/b]
The Dark Knight Rises Bewertung