Bewertung: 0.5 / 5
Achtung, diese Kritik ist höchst subjektiv, voller Spoiler und alles andere als wohlwollend. Ich habe euch also gewarnt.
während ich also seit gefühlt Monaten darauf warte, dass der beste jemals gedrehte und zu drehende Filme aller Zeiten in der MJ Datenbank angelegt wird, widme ich mich mal einem Film, den ich richtig scheisse in Erinnerung hatte, dem ich aber zuletzt doch noch eine zweite Chance einräumen wollte, da ich zuletzt von dem einen oder anderen Film bei Zweitsichtung doch recht angetan war. Equalizer fällt leider eben nicht in diese Kategorie, ehrlich gesagt finde ich den Film bei Zweitsichtung sogar noch beschissener. Aber eines nach dem anderen, ich greife ja die Wertung vorweg!
Trailer zu The Equalizer
Denzel Washington ist ein Klasse-Schauspieler, und von den Darstellern seiner Generation wahrscheinlich der beständigste Kassengarant. Der Mann hat Charisma wie es nur die alten Hollywoodhaudegen von einst hatten - und mit Abstrichen heutzutage vielleicht noch Cary Grant, äh sorry George Clooney. Und es gibt eigentlich niemanden auf der Welt, der den Mann nicht irgendwie cool fände, ich denke selbst irgendwelche Rechtsradikale schauen dem Mann gerne bei der Arbeit zu. So sehr transzendiert dieser Mann alles um ihn herum. Wie gesagt, das ist alles nur meine persönliche Meinung.
Am besten wurde Washington in der Regel, wenn er unter dem leider viel zu früh verstorbenen Tony Scott rechtliche Grauzonen ausloten durfte, und das Publikum trotz aller gesichteten Gräueltaten Denzel die Nibelungentreue hielt, sei es weil die Geschichte das hergab, sei es weil Denzel mit seinem Charisma das Publikum auf seine Seite zog, und sei es auch, weil die Geschichte auch immer recht moralisch inszeniert war: So muss Denzel beispielsweise am Ende von Man on Fire natürlich auch sterben, weil er für sein Ziel wirklich jegliche Grenze überschritten hat.
Dass nicht jeder martialisch anmutende Regisseur so subversiv dennoch moralisch ist wie Scott beweist nun extrem eindrucksvoll Fuqua mit dem Equalizer. Auf dem Papier haben wir wieder den stoischen Einzelgänger, der deutlich mehr drauf hat als zuerst der Anschein. Dann haben wir den Fall des in die Kinderprostution gerutschten Mädchens, das gerettet werden muss, und einer daraus eskalierenden Gewaltspirale. So weit so herkömmlich, hanebüchen und altbacken. Doch was daraus gezaubert wird, spottet zumindest für mich jeglicher spoilerfreien Kritik, so dass ab jetzt schweres Spoilerterritorium beginnt, und nur wer den Film gesehen hat oder dem Spoiler egal sind, sollte weiter lesen - auf eigene Gefahr.
Er geht also zu den Russen (natürlich) hin, will das Mädchen freikaufen, die Männer lachen ihn aus und sagen, er solle wieder gehen. Daraufhin schlachtet er die Männer allesamt erstmal ab, bleibt bei einem noch sitzen bis dieser elendig zu Ende röchelt, faselt was davon, dass ihm leid tue, dass es so weit kommen musste, nur um am nächsten Tag Witze darüber zu reißen, dass er Dreck beseitigt hat (oder so ähnlich).
Na gut, könnte man sagen, was will der gute Moby da, er hat Kinder schlagende und zur Prostitution zwingende Schweine abgeschlachtet, das ist im Rahmen dieser Filme okay. Man könnte aber auch sagen, dass der Tod der Männer vielleicht hätte besser legitimiert werden können, wenn diese Männer versucht hätten, ihn zusammen zu schlagen oder sowas. Aber nein, er tötet sie einfach, weil - so suggeriert es der Film - Denzels Dackelblicke das legitimieren.
Dann wird der Baumarkt überfallen, in dem der gute Mann arbeitet, woraufhin sich Denzel einen Vorschlaghammer im Laden ausleiht und den Mann dafür mal nebenher hinrichtet. Das wird damit gerechtfertigt, dass der Räuber wohl zuletzt mehrere Baumärkte überfallen hatte und dabei auch jemanden getötet. Außerdem ist der Typ sowieso wohl rechter Abschaum gewesen.
Also auch hier: Der Niedrigste gemeinsame Nenner für eine äußerst fragwürdige reaktionäre Sichtweise missbraucht.
Sein Charakter ist ein Ex CIA Topagent, der genau wissen sollte, dass es Graustufen gibt, doch ständig Predigt er in inhaltlosen Einzeilern von Schwarz und Weiß, gut und böse, nichts dazwischen, und ständig greift er zuerst zur höchsten möglichen Eskalation, um eine Diskussion zu exekutieren.
Dabei greift der Film oberflächlich auf typische 1980 und 90er Filmtropen zurück, um die beiden Seiten in Position zu bringen und den Bösewicht zu definieren. Doch das geht voll in die Hose, wenn der Bösewicht ein paar Mal rumwüten darf, einen Iren verprügelt (dabei jedoch den neuen Hellboy die Hauptarbeit machen lässt) oder eine Hure tötet (wo man eigentlich nach all der Vorbereitung in der Szene eigentlich was viel böseres erwartet hatte).
Jedes Mal wenn Fuqua eine interessante Idee hat, die den Film interessant machen könnte, negiert er den Einfall einfach, indem Denzel eine extrem passende Antwort parat hat. Der Mann kommt gar nich erst in eine Bedrouille ( abwarten, zuDEM einen Mal komme ic noch!)
Spätestens wenn er völlig in Sicherheit alles über Minikameras überwacht aber stundenlang nur im Dunkeln sitzt (Wozu? Kann er sich den Strom nicht leisten?) wird der Typ regelrecht creepy. Wie gesagt SPÄTESTENS! Seine Ansichten zu Moral un sein scheinheiliges Getue wiederhole ich jetzt mal nicht, sondern komme gleich zur eskalierten Konfrontation zu sprechen: Er hat sich also mit einem Olligarchen angelegt, einem der mächtigsten Russen der Welt, und fängt an, dem Mann das Geschäft zu sabotieren.
Beispielsweise jagt er in superzeitlupe Öltanker und Pipelines von dem Ölmagnaten in die Luft, während er ohne mit de Wimper zu zucken daneben herläuft. Jaja, kann man als coole Socke ansehen, der alles absolut im Griff hat. Aber man kann auch sagen, warum muss der Typ dabei nebenher laufen, wie viel professioneller wäre es, das Ding aus der Ferne zu sprengen? Das wirkt irgendwie extrem gehört auf mich.
Aber sei es drum, dann kommt es zum Showdown im Baumarkt. Hier massakiert er einen nac dem anderen, und schaut sich teilweise seine Opfer beim qualvollen Sterben genüsslich noch minutenlang zu - während die anderen Bösen im Nichts nach ihm suchen. Und was macht Denzel, er zweckentfremdet Utensilien wie Bohrer und Nagelmaschinen und wird dabei auch noch heroisch stilisiert.
Wow. Das ist bisher schon menschenverachtend gewesen, und treibt einem Frank Castle oder einem John Wick den Neid in die Hirnlappen, aber danach geht er mal nebenher als Schwarzer unbehelligt nach Russland und vernichtet im Vorbeigehen den kompletten Olligarchenkleinstaat.
Ach ja, dann kommt der gerettete kleine gefallene Engel, findet ratzfatz unseren bisher unauffindbaren Helden auf der Straße und alle sind Happy. Wieso konnten die Russen nicht so freundlich nach ihm fragen, ihn finden und einfach auf offener Straße erschiessen?
Ich glaube, ich habe ganz ehrlich noc nie einen so gemeingefährlich geheuchelten menschenverachtenden Schund gesehen, das war sogar fast das erste Mal, dass ich irgendwann durchweg für die Bösen war. Nich weil ich mich mit denen identizieren könnte, sondern weil ich diesen Charakter des Equalizers einsilbig, monoton, heuchlerisch, menschenverachtend und einfach nu widerlich empfand.
Wahrscheinlich bin ich die falsche Adresse für diesen Film, finde ich doch schon Butlers Gesetz der Rache oder Bacons Death Sentence reaktionär und in ihren Aussagen nicht tragbar. Aber es gab in solchen Blockbustern immer zumindest eine gewisse Schwelle, die diese Filme immer auch immer noch irgendwie Konsenzfähig beließ, sei es weil die auf die Antiheldseite gewechselte Hauptfigur zu einer Art getriebener wurde, oder gar bestraft. Das passiert hier nicht, wir bewegen uns hier tatsächlich fast auf Slasherniveau der untersten Sorte, wo die Hauptfigur quasi unverwundbar einen auf Candyman für Arme macht. Das eine Mal, wo er am Boden liegt, dient nur dazu, den lächerlichen minutiös ach so krass aufgebauten Nebenplot mit seinem dicken Kumpel Früchte tragen zu lassen. Aber selbst da wird die Szenerie einfach nicht konsequent weiter gesponnen, sondern dem Rumgepose Denzels geopfert.
Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum gerade dieser Film so abgefeiert wird, er bietet wirklich weitaus weniger Story oder Charaktermomente als jeder drittklassige Bronson Reisser aus seiner Death Wush Fortsetzungszeit. Die Inszenierung geifert Tony Scott nach, onevdessen Viruosität zu erreichen. Und Washington toppt mal nebenher die Neesons Butlers mit einem abstrus fürchterlichen Franchiseauftakt.
Letztlich noch ein Wor zu Washington. So gerne ich den Mann auf de Leinwand sehe, so dubios empfinde ich ihn manchmal als klerikal auftretenden frommen alttestamentarisch anmutenden Menschen. Das gab mir damals bei Book of Eli schon zu denken, als ich noch dachte, dass das vielleicht PR wäre. Aber irgendwie habe ich in der Zwischenzeit diverse Interviews mitbekommen. Gepaart mit diesem krassen Ego Auftritt in diesem Film, ist mir das schon sehr suspekt.
Grundsätzlich trenne ich ja Privatperson und Schauspieler, ich mag die Filme von Cruise, Gibson, Polanski usw. obwohl ich diese Leute nicht gerne als Nachbarn hätte. Aber der Equalizer ist so nachhaltig so schlecht bei mir verankert, dass ich bei Washington derzeit nicht weiß, ob ich seine Filme ohne nennenswerte Hilfe seitens einen guten Regisseurs freiwillig schauen würde.
Naja, das ist wahrscheinlich zu hoch gegriffen, aber ihr versteht denke ich doch trotzdem, wie mies de Film bei mir haften geblieben ist.
Fazit also
ideologisch komplett fragwürdiger menschenverachtender scheinheiliger Film, der zwar schick aussieht, aber erstens billig bei Scott abschaut und immer wenn es um eigene Ideen geht entweder optisch ins Dunkle oder Zynische abgleitet. Dazu ein Protagonist ohne jegliche Fallhöhe, der von der Kanzel runter predigt.
Ein Punkt