Bewertung: 4.5 / 5
Etwas verspätet, aber dennoch, hat sich Steffi von MJ das Netflix-Mafiaepos The Irishman von Martin Scorsese angeschaut - 3,5 Stunden Zeit und Sitzfleisch, das will im auch mal stressigen Alltag gut eingeplant werden. Doch es ist mit vor allem dem tollen Altstar-Trio Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci jede Minute ein Genuss, nicht nur für Fans der klassischen Mafia-Epen wie Der Pate, GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia oder auch Es war einmal in Amerika. Insgesamt eine Dreamteam-Produktion!
The Irishman - Kritik
Besondere Sprachkenntnisse haben schon so manch spannende Jobtür geöffnet, das ist in der Verbrecherwelt nicht anders: In The Irishman profitiert davon Frank Sheeran (De Niro) als frisch erkorener Geldeintreiber für Mafiaboss Russell Bufalino (Pesci) und zudem Bodyguard für Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa (Pacino). Und das über wahrlich viele Jahre hinweg, über die Frank die enge Verzahnung von Mafia, Wirtschaft und Politik hautnah mitbekommen und so ziemlich jede Korruptionsblüte miterleben durfte. Neben immer weiter überschrittenen Grenzen in die Illegalität steht schließlich gar eine langjährige Freundschaft in den eigenen Reihen auf dem Spiel...
Trailer zu The Irishman
Martin Scorsese zieht mit The Irishman noch einmal alle Register seiner eigenen langjährigen Mafiafilm-Erfahrung und der Reunion mit dem Dreamteam Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci vor der Kamera. Was kann da schon schiefgehen? Nichts! Man nehme sich die 3,5 Stunden Zeit und genieße eine wirklich tolles Mafia-Epos, das von der ersten bis letzten Sekunde inszenatorisch, darstellerisch, visuell und musikalisch ein purer Genuss ist! Bezüglich der Stars ist das Trio schließlich auch nur die Spitze des Mafia-Gestirns, das auch ansonsten reichlich Starpower aufbietet.
Wer sich bisher an die alten Mafia-Klassiker nicht so recht rantraute, wird mit The Irishman den perfekten Einstieg erleben, um vielleicht dann doch auch noch einen Klassiker nachzulegen. Denn Scorceses neuestes Werk versprüht frisch und doch klassisch jede Sekunde den von Kennern geliebten Charme früherer Epen mit wieder einer weiten Zeitreise durch die Mafiawelt, hier der Cosa Nostra und ihrer Verzahnungen mit politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen über viele Jahrzehnte. Die Verjüngung einiger Darsteller für den lang gespannten Zeitbogen gelingt dabei sehr gut.
Und doch gibt es noch eine Schippe drauf, die The Irishman wie die Krone alles Bisherigen im Mafiagenre erstrahlen lassen, denn die letzten 30 Minuten erzählen einen Part, den man so zuvor eher selten bis zum Ende ausgerollt hat. Was dem Film hier noch einmal eine sehr eigene persönliche, hochemotionale wie auch moralische Note verleiht. Dass dieses Scorsese-Epos wohl angesichts der Altstars wie auch des Regisseur-Alters das letzte seiner Art gewesen sein könnte, hat spürbaren Einfluss auf den Film und lässt den Zuschauer daher auch etwas wehmütig zurück.
Kurz, klare Empfehlung, nehmt euch die Zeit für The Irishman, der nach dem US-Kinostart Anfang November seit dem 27. November bei Netflix online ist. Auch der Making of-Blick hinter die Kulissen samt Gesprächen über den Film ist empfehlenswert im Anschluss. Eigentlich hätte Scorseses Werk die volle Punktzahl verdient, doch für Freunde schneller Entwicklungen dürfte der Streifen so gar nichts sein - wer damit klarkommt, wird wie Steffi wahrscheinlich völlig begeistert sein.