Bewertung: 4 / 5
Diesen Film bitte im wachen Zustand schauen, bei einer Sichtung im schläfrigen Zustand läuft man in großer Gefahr einzuschlafen, was schade wäre. Denn melancholisch, träumerisch und ruhig, untermal von der schönen Naturkulisse thailändischer Dschungel und Wiesen, beginnt und endet dieser Film. Uncle Boonmee ist mein erstes Werk vom thailändischen Regisseur Apichatpong Weerasethakul und sicher nicht mein letzter. Während Boonmee sich die goldene Palme unter den Nagel riss, konnten auch in den vorherigen Jahren Weerasethakuls Filme wie „Syndromes and a Century“, „ Blissfully Yours“ oder „Tropical Malady“ einige Nominierungen und Awards sichern. Empfehlenswert aber nicht zwingend notwendig ist es sich den Kurzfilm „A letter to Uncle Boonmee“ (kostenlos auf Vimeo.com) vor diesem Film anzuschauen, da er der erste Teil vom „Primitive Project“ ist. Den Kurzfilm finde ich im Gegensatz zu dem Film weniger sehenswert und langatmig, kann man schauen wenn man will, muss man aber nicht. Regisseur Weerasethakul ließ sich bei seinem Filmprojekt um Uncle Boonmee von einem niedergeschriebenen Buch eines alten Mannes inspirieren, welcher kurz vor seinem Tod seine früheren Leben an sich vorüberziehen sah. Diese spirituelle Reise gehört dem buddhistischen Glauben an, welches fast die gesamte thailändische Bevölkerung betrifft. Das Leben nach dem Tod, der Tod an sich, sowie die Lebenserinnerungen und Familiengefühle werden in Uncle Boonmee zunehmend behandelt. Die tiefgründig dramatisch und fremdartig verpackte Geschichte und Thematik über die Seelenwanderung unter Menschen, Geistern, Pflanzen und Tieren bekommt man nicht alle Tage zu sehen und lässt den Zuschauer zwischen Realität und Jenseits zurück. So sehr der Film auch verwirren mag, fordert er vom Zuschauer große Interpretationsfähigkeit und Fantasie. Ein Film, der sich gänzlich aus der Mainstream Schiene wirft und somit nicht jedermanns Geschmackszellen trifft. Weerasethakuls Hommage an seine Heimat im Nordosten Thailands hat tolle Bilder zu bieten und ist einfach unkonventionell hypnotisch. Es passieren Dinge im Film, die einem in seine Tiefe ziehen: Ein Wasserbüffel badet in der Dämmerung in Moor-Erde, ein Wels-Fisch treibt es mit einer alten Thailändischen Prinzessin, Affengeister mit rotleuchtenden Augen die alles beobachten und der Geist von Boonmees verstorbener Frau besucht ihn in seinen letzten Lebenstagen. Das sind so die esoterischen Kuriositäten in diesem Film. Dinge, die wir versuchen zu einer Geschichte zu verknüpfen und eine Erklärung zu finden. Aber da gibt es nichts zu rationalisieren. Am Ende bleibt man mit nichts weiterem als einer bleibenden Erinnerung zurück. Der wahrscheinlich seltsamste und doch schönste Film über das Sterben, den ich bisher gesehen habe. (http://diedreimuscheln.blogspot.de/2013/08/review-uncle-boonmee-erinnert-sich.html)
Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben Bewertung