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Wer weiß, wohin?

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Callgirls für den Frieden

Wer weiß, wohin? Kritik

Wer weiß, wohin? Kritik
0 Kommentare - 15.03.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Frauenpower auf Libanesisch: 2007 sorgte Nadine Labaki mit ihrem Debüt Caramel für einen internationalen Überraschungserfolg. Die Komödie um ein paar Frauen mitten in Beirut, die im Kosmos eines Schönheitssalons etwas Frieden suchen, war herrlich lebensbejahendes Kino aus dem leidgeprüften Libanon. In Labakis neuem Film rückt nun die politische Situation ihrer Heimat ins Zentrum des Geschehens: Es geht um das im Grunde unmögliche Zusammenleben von Moslems und Christen. Labaki versucht, auf ihre Weise zu schlichten: mit den Waffen der Frauen. Wer weiß, wohin? ist eine märchenhaft anmutende Tragikomödie mit unkonventionellen Lösungsvorschlägen. Allein, sie krankt an ihren weibischen, allzu expliziten Klischees.

In einem namenlosen Dorf im Nirgendwo des Nahen Ostens leben Christen und Moslems überraschend friedlich miteinander. Man geht in dasselbe Café der hübschen Amale (Nadine Labaki), die Moschee steht neben der Kirche, kurz: Man teilt Glück und Leid, lebt unbehelligt vom Chaos der Welt da draußen. Doch mit einem Fernsehapparat gerät das fragile Gleichgewicht ins Wanken. Plötzlich keimt der alte Hass wieder auf: Christen gegen Moslems, Moslems gegen Christen.

Da entwickeln die Frauen des Dorfes einen unorthodoxen Plan: Ob vielleicht ein paar hübsche Stripperinnen ihre aufbrausenden Männer besänftigen könnten? Also rückt, als Zufall inszeniert, eine Truppe ukrainischer Schönheiten an, um die Streithähne abzulenken. Und weitere seltsame Dinge geschehen: Die Gattin des Bürgermeisters, Madame Yvonne (Yvonne Maalouf), gibt sich als Medium, das in den Dialog mit der Blut weinenden Mutter Gottes tritt. Als der Imam und der Priester für Frieden sorgen wollen, kredenzen die Dorfdamen wahrhaft berauschende Köstlichkeiten. Ihnen ist jedes Mittel recht, Gewaltausbrüche im Dorf zu vermeiden - zu viel Leid haben sie schon ertragen.

Nadine Labaki hält sich an ihren bewährten Stil, inszeniert die Frauen in einem atmosphärisch dichten Set als die wahren Heldinnen des Alltags. Die Männer hingegen - etwas eindimensional als stumpfsinnige, vom Testosteron getriebene Geschöpfe charakterisiert - kriegen ihr Fett weg. Aus dieser fragwürdigen Dialektik entsteht aber dennoch keine stimmige Dramaturgie. Die Schwarzweiß-Malerei, aus der dieser Film seinen Humor schöpfen will, schmälert das Kinovergnügen. Am stärksten ist der Film vielmehr dort, wo echter Schmerz stattfindet: Etwa wenn Takla (Claude Baz Moussawbaa), eine der Frauen im Ort, ihren Sohn verliert und tapfer versucht, dessen gewaltsamen Tod um des Friedens willen geheim zu halten.

Labaki, die vor Caramel erfolgreich Musikclips gedreht hat, erinnert sich an ihre Vergangenheit und inszeniert im Film einige musikalische Einlagen: Der furiose, staubige Totentanz zu Beginn etwa ist durchaus bildgewaltig. An die Klasse des unbekümmerten Erstlings kommt Wer weiß, wohin? trotz aller politischer Brisanz und einem humorvollen Lösungsansatz nicht heran.

Wer weiß, wohin? bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Heidi Reutter)

Wer weiß, wohin? Bewertung
Bewertung des Films
510

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